Essen-Karnap. . Vor Wochen eröffnete Burger King auf dem Mathias-Stinnes-Gelände. Aldi soll dort ebenfalls eine Filiale planen. Auch Hotelpläne stehen im Raum.

Einst holten hier die Bergleute auf Mathias Stinnes die Kohle aus der Erde. Dort, wo die Männer bis Dezember 1972 an Schacht 1 in die Tiefe fuhren und die Loren gefüllt mit Kohle zum Förderkorb schoben, werden heute nur noch die Einkaufswagen durch den Discounter bewegt. An ein Ende ist dabei nicht zu denken, ganz im Gegenteil: Kurz hinter der Köln-Mindener Eisenbahn, auf einer Fläche in unmittelbarer Nähe des „Lidl“-Marktes will nach Angaben des Karnaper SPD-Ratsherrn Michael Schwamborn „Aldi“ eine neue Filiale bauen.

Der residiert zwar nur wenige Hundert Meter weiter an der Alte Landstraße – doch offenbar außerhalb der Reichweite nennenswerter Kundenströme. „Das dürfte einer der Aldi-Märkte mit der schlechtesten Kundenfrequenz sein“, meint Schwamborn. Lidl würde sich an einem Aldi-Markt in unmittelbarer Nähe nicht stören, mittlerweile gebe es an vielen Stellen in Essen die Discounter in Schlagdistanz.

Burger King als Vorreiter auf der Bergwerksbrache

In Gesprächen mit Grundstücksbesitzer Jamal Karsai, ehemals Landtagsabgeordneter der Grünen, hat Schwamborn bereits erfahren, dass neben dem Discounter auch ein Hotel die 18.000 Quadratmeter große Bergwerksbrache abschließen soll, die seit wenigen Wochen ein neuer „Burger King“ eröffnet: „Karsai hat mehrfach und gegenüber der Stadt auch schriftlich versichert, dass hier weder ein Autoverwerter, eine Spielhalle oder gar ein Bordell hinkommt, sondern dass er an einer vernünftigen und nachhaltigen Entwicklung interessiert ist. Das wird nur bestätigt. Karnap profitiert davon.“

Diese Brachfläche soll entwickelt werden.
Diese Brachfläche soll entwickelt werden. © Stefan Arend

Das Hotel sehe er zudem im Zusammenhang mit der Entwicklung des riesigen Gewerbegebietes „Freiheit Emscher“: „Da werden wir Hotelzimmer benötigen.“ Auch das Alpin Center in Bottrop-Welheim klage immer wieder über mangelnde Hotel-Kapazitäten in der näheren Umgebung der Ski-Halle: „Der Bedarf für ein Hotel ist offensichtlich vorhanden. Das soll kein Luxus-Haus sein, sondern guten Standard bieten.“

Physiotherapeut und Sanitätshaus fehlen

Auch für den alten Aldi-Discounter hat Schwamborn bereits Ideen im Hut: „In Karnap fehlt ein Physiotherapeut, dazu außerdem ein Sanitätshaus.“ Beides könnte man im alten Discounter unterbringen, „der Platz wäre da“. Michael Schwamborn erinnert hier an den Umbau eines Getränke-Handels an der Hattramstraße zu einer kleinen Reihenhaus-Siedlung, „diese Häuser müssen wirklich nicht abgerissen werden, das Gebäude ist gut zehn Jahre alt, da ist noch viel gute Substanz vorhanden.“

Auch wenn sich ein Discounter hier nicht durchgesetzt habe, „aber verkehrlich gut angeschlossen ist die Fläche“. Die U-Bahn-Haltestelle liege direkt vor dem Grundstück, an Parkplätzen sei wirklich kein Mangel: „Warum also nicht?“

Bleibt noch Karnaps größtes Sorgenkind: die Einkaufszeile in Karnaps Mitte, die unter einem eklatanten Leerstand leidet. „Da“, sagt der SPD-Ratsherr, „müssen wir dran.“

>>> Historisches Gelände

Dort, wo heute Lidl & Co. stehen, erhoben sich einst die Gebäude und Fördertürme der Zeche Mathias Stinnes.

Die Übertage-Anlagen wurden abgerissen. In Karnap erinnert seit 1982 eine Seilscheibe an die Bergbau-Ära. Erhalten sind Teile der Bergarbeiter-Siedlung Mathias Stinnes. Schacht 5 wurde 2003 abgebrochen.