Essen. „Oberbürgermeister Reinhard Paß”. Man wird sich rasch an den neuen Namenszusatz gewöhnen. Paß darf das Erbe Wolfgang Reinigers antreten, weil offenbar die meisten Essener nach zehn Jahren CDU-Regentschaft den Wechsel an der Spitze wünschten.
„Oberbürgermeister Reinhard Paß”. Man wird sich rasch an den neuen Namenszusatz gewöhnen. Denn der 53-jährige SPD-Politiker tritt am 21. Oktober ein Amt an, das ihm formal eine ungeheure Machtfülle schenkt: Er ist bis 2015 Essens oberster Repräsentant und Verwaltungschef in Personalunion; legitimiert allein durch das Vertrauen der Mehrheit der Wahlberechtigten vom Sonntag.
Wunsch nach dem Wechsel
Der bisherige SPD-Fraktionschef Paß darf das Erbe Wolfgang Reinigers antreten, weil offenbar die meisten Essener nach zehn Jahren CDU-Regentschaft den Wechsel an der Spitze wünschten. Sie honorierten überdies, dass Paß die nach dem Machtverlust 1999 zerstrittene SPD einte und trotz einer konstruktiven Oppositionsrolle die richtigen Themen betonte: Die Stadt jenseits des Baubooms, die soziale Schere, den Kampf um die Freibäder. Dass er dies in ruhiger Tonlage tat, wurde dem Diplom-Ingenieur positiv angerechnet. Die mancherorts beklagte Langeweile werteten die Essener dankbar als Seriosität.
Moderierende Art
Dass Paß in seiner moderierenden Art dem scheidenden Reiniger ähnelt, könnte ihm in den kommenden Jahren zum Vorteil gereichen. Die Verhältnisse werden komplizierter, da tut ein kluges Werben um möglichst breite Zustimmung Not. Die katastrophale Finanzlage der Stadt ist eine ebenso gewaltige Herausforderung wie die soziale Kluft zwischen Nord und Süd. Es mag da helfen, dass der allseits als müde empfundene Wahlkampf keine allzu großen Wunden geschlagen haben dürfte. Reinhard Paß wird versuchen müssen, rasch Oberbürgermeister aller Essener zu werden. Seinem Naturell kommt diese Aufgabenstellung entgegen.