Essen-Überruhr. Die Gemeinde St. Suitbert aus Überruhr bittet erstmals Erwachsene, den Segen zu überbringen. Das ist laut Kindermissionswerk eher eine Ausnahme.
Wenn in Überruhr bald die Sternsinger klingeln, dann stehen mitunter statt der kleinen Könige große Segensbringer vor der Tür: Weil sie immer weniger Kinder für den ehrenvollen Einsatz findet, spricht die Gemeinde St. Suitbert nun nämlich auch Erwachsene an. So soll sichergestellt werden, dass die Sternsinger weiter möglichst viele Menschen besuchen können.
Während einige Gemeinden etwa Listen für die Menschen vorhalten, um sich darin für einen Besuch der Sternsinger einzutragen, geht die Gemeinde in Überruhr bereits seit zwei Jahren eigene Wege. 2017 gab es auf der Ruhrhalbinsel zunächst die Segenspunkte. Die Idee: Die Menschen können zwei Gruppen von Sternsingern im Stadtteil selbst ansteuern. Nun sollen Erwachsene helfen, noch mehr Menschen zu Hause zu besuchen, die sonst ganz sicher nicht von den Sternsingern erreicht würden, sagt Organisatorin Barbara Büllesbach-Weiß aus Überruhr. Denn dort suchen sich die Kinder die Straßen selbst aus – auch eine Motivation.
„Manchmal haben Menschen Tränen in den Augen“
Die 52-Jährige stemmt sich bereits seit Jahren gegen den Sternsingerschwund und gegen die damit verbundene Enttäuschung derjenigen, die keinen Besuch erhalten. „Wir werden manchmal von Menschen mit Tränen in den Augen empfangen“, sagt sie gerührt darüber, was die Aktion manchen bedeutet. „Seit sieben Jahren werben wir ganz intensiv für mehr Sternsinger“, sagt sie. Immerhin sei die Zahl der kleinen Könige in dem Zeitraum von 60 auf rund 80 gewachsen. Nötig wären jedoch mindestens 100 Kinder. Stattdessen nun also der Aufruf an die großen Könige: Viele in der Gemeinde seien bereits angesprochen worden. „Aber weitere Segensbringer werden dringend gesucht“, betont Barbara Büllesbach-Weiß. Auch Kinder können sich noch einbringen. Und Jugendliche oder Erwachsene, die die Gruppen als Begleiter verstärken. Sie sammeln 2019 für Kinder mit Behinderungen, unter anderem in Peru.
Restriktionen aus dem Bistum sind nach dem ungewöhnlichen Aufruf nicht zu erwarten: Erwachsene Sternsinger seien schließlich nicht verboten. Gleichwohl ist es die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. „Das bleibt sie auch“, sagt Thomas Greven vom zuständigen Kindermissionswerk in Aachen. Erwachsene um Hilfe zu bitten, sei aber nicht verboten. Es gehe ja darum, den Einsatz der Kinder zu ergänzen, nicht zu ersetzen. Schließlich kennen die Verantwortlichen in Aachen die rückläufigen Zahlen. Dort seien vereinzelte Meldungen über erwachsene Sternsinger bekannt. Mancherorts wiederum sei es feste Tradition. „Nach unserem Kenntnisstand handelt es sich hierbei um Ausnahmen“, sagt Greven
Krone und Gewand auf Wunsch
Barbara Büllesbach-Weiß glaubt zumindest, dass sich mancher wundern wird: „Die Menschen verbinden natürlich Kinder mit den Sternsingern.“ Die älteren Vertreter können übrigens selbst entscheiden, ob sie Gewand und Krone tragen wollen. Sie dazu zu überreden, das funktioniere schon bei den jugendlichen Begleitern nicht. Und auch singen müsse niemand. „Man kann die Zeilen auch gesprochen vortragen“, sagt die Organisatorin, die die Hemmschwelle damit deutlich senken möchte.
Sie selbst war übrigens als Kind nie als Sternsinger unterwegs. „Das war den Messdienern vorbehalten und das waren Jungen“, erinnert sich Barbara Büllesbach-Weiß an Zeiten, da man sich solche Vorgaben offenbar noch erlauben konnte. Sie selbst bemüht sich nun seit zwölf Jahren, mit kreativen Ideen, Sternsinger anzuwerben. Denn Listen wolle man in Überruhr vermeiden, so lange es gehe. „Wir wollen auch die Menschen erreichen, die nicht in die Kirche kommen.“
>>VORBEREITUNGSTREFFEN UND SEGENSPUNKTE
Das Vorbereitungstreffen in der Gemeinde St. Suitbert in Überruhr findet am Sonntag, 16. Dezember, statt. Im Gemeindesaal, Klapperstraße 70, gibt es Informationen, die Teilnehmer basteln Kronen und planen ihren Einsatz am 5. Januar 2019. Dann werden die Sternsinger bis zum Einbruch der Dunkelheit den Segen Gottes zu den Menschen bringen. Den Segen gibt es in Überruhr am 5. Januar wieder an den Segenspunkten: Die Stationen der Sternsinger sind vor dem Edeka-Markt am Schaffelhoferweg sowie im Einkaufszentrum Schulte-Hinsel-Straße: von 10 bis 13.30 Uhr gibt es auch Auskunft und Spendendosen. Info: sternsinger.ueberruhr@web.de
Hintergründe zu den Sternsingern: www.sternsinger.de