Essen/Oberursel. Der als Bombenbastler von Oberursel verurteilte Halid D. hat sich laut Spiegel in die Türkei abgesetzt. Der 38-Jährige lebte zuletzt in Essen.
Der einschlägig vorbestrafte „Bombenbauer von Oberursel“ hat offenbar seit Monaten unerkannt von der Öffentlichkeit in der Essener Stadtmitte gelebt. Dabei tauchte der Gefährder einmal wöchentlich am III. Hagen 27 auf: Nach seiner Haftentlassung musste Halil D. regelmäßig bei der örtlichen Polizei vorstellig werden, um vom Landgericht Gießen erlassene Meldeauflagen zu erfüllen.
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Jetzt hat das Präsidium an der Büscherstraße eine Sorge weniger: Der Deutsch-Türke, der bereits wegen Terrorverdachts angeklagt worden war, hat sich Anfang November abgesetzt. Man kann auch sagen: Halil D. ist freiwillig ausgereist – vermutlich mit dem Auto auf dem Landweg in die Türkei, wo seine Familie seit geraumer Zeit lebt. Dies bestätigten das Düsseldorfer Innenministerium und die Essener Polizei am Dienstag auf Anfrage dieser Zeitung, nachdem zunächst der „Spiegel“ über den Vorgang berichtet hatte.
Ein Ausreiseverbot lag nicht vor
Das Tor zu dem Verschwinden Halil D.s stand weit offen: Ein Ausreiseverbot lag gegen den Mann, dem man verdächtigte, 2015 einen Anschlag auf ein Radrennen in Oberursel geplant zu haben nicht vor. Verurteilt wurde der Angeklagte im Sommer 2016 vom Landgericht Frankfurt lediglich wegen Urkundenfälschung und Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. Konkrete Belege für einen konkreten Anschlagsplan erkannten die Richter nicht.
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Nach Essen dürfte D. nach seiner Haftentlassung Anfang des Jahres gezogen sein. Den genauen Zeitpunkt konnten die Behörde am Dienstag nicht nennen. Seitdem, heißt es im Innenministerium, sei Halil D. seinen Meldeauflagen regelmäßig nachgekommen, bis er Anfang November nicht wie sonst üblich in der Polizeiinspektion Mitte auftauchte. Allzu groß war der Alarm nicht. „Nach seiner Haftentlassung war Halil D. weiterhin im Fokus der Sicherheitsbehörden“, sagte Innenministeriumssprecher Wolfgang Beus: „Es gab jedoch keine Hinweise auf eine von ihm ausgehende Anschlagsgefahr.“
Literweise Wasserstoffperoxid in einem Frankfurter Baumarkt gekauft
Genau die hatten allerdings Ermittler des hessischen Landeskriminalamtes vermutet, als sie den Deutsch-Türken vor knapp vier Jahren ins Visier nahmen. Unter falschem Namen hatte der Deutsch-Türke literweise Wasserstoffperoxid in einem Frankfurter Baumarkt gekauft, angeblich zur Bekämpfung von Algen im Gartenteich. Eine Verkäuferin schöpfte Verdacht und informierte die Polizei.
Es schloss sich eine wochenlange Observation durch Beamte des Landeskriminalamtes an, die den Chemiestudenten beobachteten – unter anderem dabei, wie er sich nicht ganz unauffällig den Streckenverlauf eines Radrennens rund um Frankfurt anschaute, das am 1. Mai 2015 starten sollte.
Meldeauflagen regelmäßig nachgekommen
Ende April stürmte schließlich ein Spezialeinsatzkommando sein Haus in Oberursel, durchsuchte das Zuhause von D., dessen Frau und ihren Kindern. Es war ein Volltreffer, eine Rohrbombe, Stich- und Schusswaffen als auch Chemikalien, die durchaus geeignet waren, um Sprengsätze zu bauen wurden sichergestellt.
Seinen Meldeauflagen in Essen ist Halil D. nach Erkenntnissen des Innenministeriums regelmäßig nachgekommen. Letztlich könne ihm nur ein Vorwurf gemacht werden: Vor seinem Verschwinden unterließ er es, der von der Justiz auferlegten Verpflichtung nachzukommen, seinen Auslandsaufenthalt anzuzeigen.