Essen. . Das Uniklinikum Essen will krebskranken Kindern mit einer App den Klinik-Alltag erleichtern. Wuppertaler Stiftung steuert 1,7 Millionen bei.

Auf dem Weg in die digitale Zukunft setzen Krankenhäuser vermehrt auf Apps, die Patienten und Ärzten im Klinikalltag helfen sollen. Mit der App „Louisa“ entwickelt das Uniklinikum nun eine Plattform, die speziell auf die Bedürfnisse krebskranker Kinder und Jugendliche zugeschnitten ist. Gefördert wird das auf fünf Jahre angelegte Pilot-Projekt mit einer Summe von rund 1,7 Millionen Euro von der Wuppertaler Gert und Susanna Mayer Stiftung.

„Für krebskranke Kinder ist die Behandlung in der Kinderonkologie extrem belastend“, erklärt Dr. Oliver Basu, Leiter der Abteilung Medizinische Informatik am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. „Mit der App wollen wir die Situation für Patienten und Angehörige verbessern.“

Begleiter im Alltag

Das Programm soll als Plattform für verschiedene Anwendung fungieren und ist deshalb modular aufgebaut. Dabei steht Louisa für die einzelnen Module „Lernen – Orientieren – Unterhalten – Informieren – Simulieren – Austauschen.“ Mit Hilfe von kindgerechten Erklärvideos, Texten und Animationen sollen Betroffene auf spielerische Art und Weise mehr über ihre Krankheit und die anstehenden Behandlungen erfahren. 360°- und Virtual-Reality-Videos werden es den jungen Patienten künftig ermöglichen, beispielsweise eine Ultraschall- oder eine MRT-Untersuchung bereits im Vorfeld virtuell zu erleben. „Wir wollen den Kindern damit ein Stück weit die Angst nehmen“, sagt Oliver Basu.

App hat Navi- und Unterhaltungsfunktion

Die App will aber mehr sein als ein modernes Informationsangebot, das Flyer und Infobroschüren ablöst. Sie soll die Patienten in Zukunft durch ihren Alltag begleiten, der von zahlreichen Untersuchung geprägt ist, und in die Abläufe der Essener Kinderonkologie eingebettet werden. Mittels Karte und GPS sollen sich die jungen Patienten beispielsweise über eine „Indoor-Navi“-Funktion besser innerhalb des Krankenhauses zurechtfinden.

Eine Unterhaltungsfunktion erlaubt das Abspielen von Hörbüchern und Entspannungsreisen – zur Entlastung vom strapaziösen Klinikalltag und zur Überbrückung von Wartezeiten, aber auch „damit nicht den ganzen Tag der Fernseher auf dem Zimmer läuft“, sagt Oliver Basu. Anwendungen wie ein Terminplaner und ein Patiententagebuch, die an das hauseigene „Krankenhaus-Informationssystem“ angedockt sind, erleichtern letztlich den Ärzten die Behandlung, weil dabei viele Daten in Echtzeit zusammenlaufen und nicht immer wieder mühsam abgefragt werden müssen.

Auf dem Weg zum „Smart Hospital“

Für das Uniklinikum ist Louisa, die zusammen mit der Firma m.Doc entwickelt wird, dabei ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum „Smart Hospital“. Denn da wo unterschiedlichste Anwendungen und Informationen digital miteinander vernetzt und verknüpft werden, bieten sich die Chancen einer effizienteren medizinischen Versorgung. Die ersten Anwendungen der App werden demnächst mit einigen Patienten der Kinderonkologie getestet. „Langfristig wollen wir das Projekt auf die gesamte Kinderklinik und danach auf das gesamte Uniklinikum ausweiten“, sagt Prof. Dirk Reinhardt, Direktor der Kinderklinik III.

>> INFO: Die Gert und Susanna Mayer Stiftung

  • Die Gert und Susanna Mayer Stiftung mit Sitz in Wuppertal ist eine private Stiftung. Sie unterstützt die Erforschung von Krebs im Kindes- und Jugendalter und setzt sich für die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Betroffenen ein.
  • Gert Mayer leitete das Automobil-Unternehmen WKW Automotive, das weltweit etwa 13.000 Mitarbeiter haben soll. Nach seinem Tod 2014 verfügte er testamentarisch, seine Firmenanteile in eine Stiftung zu überführen, die Anfang 2016 anerkannt wurde.
  • Die App „Louisa“ ist das erste größere Projekt, das Fördermittel bei der Stiftung beantragt hat. Laut Eva-Maria Rief, Geschäftsführerin der Stiftung, sei man bereits 2017 mit dem Uniklinikum zusammengekommen. Weitere derartige Projekte sollen folgen.