Essen. Jetzt wollen sich Essens Denkmalschützer die Kapelle in der Huyssens-Stiftung ansehen. Das Dekor mit den NS-Symbolen könnte schützenswert sein.

Die Krankenhaus-Kapelle in der Evangelischen Huyssens-Stiftung in Huttrop hat nun auch das Interesse der städtischen Denkmalschützer geweckt. Sie wollen sich den mit NS-Symbolen dekorierten Sakralbau ansehen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Denkmalbehörde einen Blick auf die Klinik an der Henricistraße wirft. „Für die im Jahr 1934 erbaute Anlage der Huyssens-Stiftung war in den 1980er Jahren zunächst ein Denkmalwert festgestellt worden“, teilt die Stadt jetzt mit. Daher habe man damals ein Verfahren eingeleitet, um das gesamte Gebäude in ­Essens Denkmalliste einzutragen.

Im Deckenornament der Krankenhaus-Kapelle in der Huyssens-Stiftung in Essen verbergen sich Bänder mit Hakenkreuzen.
Im Deckenornament der Krankenhaus-Kapelle in der Huyssens-Stiftung in Essen verbergen sich Bänder mit Hakenkreuzen. © Socrates Tassos

Im Laufe des Verfahrens habe man jedoch festgestellt, dass es an dem Ensemble schon zu viele Veränderungen gegeben habe. „Insbesondere die 1993 abgeschlossenen Maßnahmen mit Umbauten und Anbauten, führten dazu, dass die Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung nicht mehr gegeben waren.“ Also brach die Stadt das Unterschutzstellungsverfahren ab.

Klinik möchte kein Museum oder Mahnmal einrichten

Seither ruhte das Thema, bis dieser Tage bekannt wurde, dass die Klinik die 1935 entstandene Krankenhaus-Kapelle völlig neu gestalten will. Das Deckenornament, in dem Bänder mit Hakenkreuzen eingearbeitet sind, soll verschwinden. Patienten, Besuchern und Angestellten sei es nicht zuzumuten, in einem mit lebensfeindlichen Symbolen ausgestatteten Raum zu beten. Die ursprüngliche Gestaltung soll dokumentiert werden; die Kapelle als Mahnmal oder Museum zu erhalten, sei dagegen keine Option.

Genau das aber fordern Beobachter wie Johannes Geymüller vom Arbeitskreis „Essen 2030“ oder der grüne Ratsherr Walter Wandtke. Sie halten die Kapelle für ein Zeitzeugnis und hoffen auf Unterstützung durch die Denkmalbehörden. Dass eine Unterschutzstellung der Klinik schon verworfen wurde, muss dabei keine Vorentscheidung bedeuten.

Denkmalschützer kommen zum Ortstermin

So teilt die Stadt jetzt mit, dass die Kapelle von den früheren Umbauten nicht betroffen gewesen sei. Zwar habe es 1995 schon einmal die Idee gegeben, das Dekor des Innenraums zu entfernen. „Dieses wurde aber nicht ausgeführt“, heißt es. Der Charakter der Kapelle ist also bis heute erhalten – und womöglich auch erhaltenswert.

Für die Denkmalbehörde sind die jetzigen Umgestaltungspläne der Klinik jedenfalls Anlass, „eine aktuelle Bewertung des Denkmalwertes der Kapelle vorzunehmen“. Eine abschließende Meinung gebe es dazu noch nicht, vielmehr werde das Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege einen Ortstermin mit der Geschäftsführung des Krankenhauses wahrnehmen. Offen ist, ob es dann einen Anlauf gibt, allein die Kapelle unter Denkmalschutz zu stellen. Vorsichtig teilt die Stadt mit: „Vorstellbar sind unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten.“

>>> KAPELLE SOLL NEU GESTALTET WERDEN

Die Kapelle der Ev. Huyssens-Stiftung entstand 1935, sie weist Gestaltungselemente wie Hakenkreuz-Bänder im Deckenornament auf. Ein Altarbild mit einem blonden Jesus wurde schon in den 1990er Jahren entfernt.

Jetzt will die Klinik die Kapelle ganz neu gestalten. Dem Architektenbüro Barucco-Pfeifer aus Darmstadt schwebt ein heller Raum mit großen Fenstern und mobilen Sitzelementen vor: geeignet für Gottesdienste, Meditation und Konzerte. Grundsätzlich ist der Umbau beschlossen, es fehlen noch Sponsoren. Frühestens im April 2019 geht es los.