Essen. . Nach langem Streik wurde beschlossen: Die Uniklinik schafft 140 zusätzliche Pflegestellen. Doch noch sind Stationen sind weiter unterbesetzt.

Fast einen ganzen Sommer lang hatte ein Streik des Pflegepersonals den Betrieb am Essener Universitätsklinikum durcheinandergewirbelt – aber: Am Ende stand eine Einigung in der Auseinandersetzung. Um Geld ging es in diesem Arbeitskampf nicht, es ging um mehr Personal. Das wird es geben. Die ersten Verträge sind bereits unterzeichnet, doch es gibt auch noch einiges aufzuarbeiten.

„Wir haben jeden Tag mit Unterbesetzungen zu tun“, sagt Alexandra Willer, die Vorsitzende des Personalrats, gegenüber dem WDR. Niemand habe erwartet, dass sich die Personallage über Nacht verbessere, aber einige Kollegen seien mit ihrer Geduld am Ende, „die Leute sind wütend“. Wie zu hören ist, geht es derzeit unter anderem um organisatorische Meinungsverschiedenheiten.

140 neue Pfleger, 40 neue Service-Kräfte

Wenn Stationen unterbesetzt sind, spreche sich der Personalrat für eine Schließung von Betten oder Stationen aus, doch das werde in der Praxis nicht (immer) umgesetzt. Im Zuge des mehrmonatigen Streiks hatten sich die Konfliktparteien darauf verständigt, bis Herbst kommenden Jahres 140 zusätzliche Pflegestellen in Vollzeit an der Uniklinik einzurichten und dazu noch 40 Mitarbeiter in Bereichen wie Fahrdienst oder anderen Servicediensten neu zu beschäftigen.

Im Oktober ist diese Einigung wirksam geworden. „Seitdem sind 90 Pflegekräfte eingestellt worden“, sagt Kliniksprecher Thorsten Schabelon. Man könne allerdings nicht von 90 zusätzlichen Mitarbeitern sprechen. Es gehe um einen fließenden Prozess, innerhalb dessen Fluktuationen durch Schwangerschaft, Arbeitszeitverkürzung oder Berufswechsel aufgefangen werden müssten. Im Klinikum arbeite man intensiv daran, die Verabredung, das Pflegepersonal 2018 noch um 50 Stellen aufzustocken, einzuhalten.

Klinikchef Werner: „Wir werben intensiv“

Klinikchef Prof. Jochen A. Werner hatte schon während der Streikzeit immer wieder erklärt, wie schwierig es sei, auf dem Arbeitsmarkt Pfleger zu finden. „Wir haben nun diverse Maßnahmen ergriffen, um die Einstellungen umzusetzen, flankiert von intensiver Werbung. Die Rückmeldungen sind erfolgversprechend“, sagt er heute.

Doch es gebe noch einen weiteren wichtigen Plan bei dem Ziel, Mitarbeiter zu entlasten: Zeitraubende Dokumentationstätigkeit, die das Personal leisten müsse, solle reduziert werden. „Hier wird uns die Digitalisierung unterstützen“, sagt Werner. Diese Aufgabe könne nur in einem engen Miteinander von Arbeitnehmern und Arbeitgebern bewältigt werden, „öffentliche Schuldzuweisungen helfen bei dieser großen Herausforderung nicht, die die meisten Krankenhäuser vor sich haben“.

Der Personalrat um die Vorsitzende Alexandra Willer hofft unterdessen darauf, dass auch die 40 neuen Stellen in den Servicediensten schnell besetzt werden. „Hier ist das Personal einfacher zu finden und es würde die Pflegekräfte direkt entlasten.“