Essen. Die Kirche St. Johann soll einem Krankenhaus-Neubau weichen. Dompropst Zander fordert Contilia auf, besser zu erklären, warum das sein muss.
Im Konflikt um die Kirche St. Johann Baptist in Altenessen hat Dompropst Thomas Zander vom Krankenhausträger Contilia verlangt, die Frage nach Alternativgrundstücken für den Neubau des Marienhospitals mit mehr Sorgfalt zu beantworten. „Es muss deutlicher werden, warum nur das Kirchengrundstück geeignet ist, das erwarte ich von Contilia“, so Zander, der als Pfarradministrator seit 1. Oktober auch vertretungsweise die Pfarrei in Altenessen leitet.
Die Pläne des katholischen Krankenhauskonzern, denen der Altenessener Kirchenvorstand mit klarer Mehrheit zustimmte, führten in den letzten Tagen im Stadtteil zu einem Proteststurm mit hunderten Beteiligten. Contilia-Vorstandssprecher Dirk Albrecht konnte nach Ansicht vieler empörter Gemeindemitglieder nicht plausibel erklären, warum für einen Neubau des Krankenhauses die Kirche unbedingt abgerissen werden muss.
Dompropst Zander votierte zwar für den Abriss, räumt aber ein, dass der gesamte Vorgang „zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen konnte“. Erst vor kurzer Zeit wurde, wie überall im Bistum, auch in Altenessen der Pfarrentwicklungsprozess abgeschlossen. Dieser sah vor, dass das Kirchengebäude Johann Baptist erhalten bleibt, was auch so vom Bistum bestätigt wurde. Nun also die – jedenfalls für Außenstehende – völlig überraschende Kehrtwende. „Ich habe volles Verständnis für die Kritik der Leute“ so Zander.
Dompropst weist „Verschwörungstheorien“ zurück, er sei eingesetzt worden, um den Kirchenabriss durchzusetzen
Gleichzeitig bat der Pfarradministrator aber eindringlich darum, in der Gemeinde wieder eine halbwegs gesittete Diskussionskultur zu wahren. „Ich bin erschüttert über die Art und Qualität der Auseinandersetzung.“ Zander hatte sich den Protestierenden in einer Versammlung am Mittwoch Abend gestellt. Dabei war ihm vorgeworfen worden, er sei von der Bistumsspitze eingesetzt worden, um den Verkauf des Grundstücks und den Abriss der Kirche durchzusetzen.
„Solche Verschwörungstheorien entbehren jeder Grundlage“, so Zander. Als Bischof Overbeck ihn erstmals bat, die Großpfarrei zu leiten, sei von den Contilia-Plänen noch keine Rede gewesen. Erst im Sommer habe er davon erfahren und an seinem ersten Arbeitstag am 1. Oktober 2018 dann den Kirchenvorstand über die Pläne informiert.
Mitglieder des Kirchenvorstands, die sich zum Abrissbeschluss durchrangen, wurden übelst beschimpft
In dem Gremium sei dann über Wochen sehr kontrovers und ernsthaft diskutiert worden – unter strenger Geheimhaltung. Am Ende stand ein Votum von 12 zu 3 Stimmen für den Abriss. „Keiner hat sich diese Entscheidung leicht gemacht“, beteuert Zander.
Umso schlimmer sei es, dass die Befürworter nun teilweise auf übelste Weise stigmatisiert würden. „Es gibt Fälle, wo Kirchenvorstandsmitglieder öffentlich beschimpft wurden oder ihnen die Freundschaft aufgekündigt wurde.“ Man müsse bedenken, dass es sich um ein reines Ehrenamt handele. „Ich erwarte hier ein Minimum an Anstand und Respekt.“
Kirchliches Leben ist im Rahmen des Krankenhaus-Neubaus weiter möglich
Das Grundstück gehe dem kirchlichen Leben nicht verloren, gibt Zander zu bedenken. Contilia habe zugesagt, auf dem künftigen Gelände des neuen Marienhospitals nicht nur Räume für das Gemeindeleben zur Verfügung zu stellen, sondern auch eine Kirche zu bauen. „Das wird mehr sein als eine Krankenhauskapelle.“ Entscheidend sei nun, als Gemeinde konstruktiv mitzuarbeiten. Dazu müsse die nächste Versammlung am 12. Dezember allerdings eine Reihe von Fragen präziser beantworten als dies am Mittwoch der Fall war.
Contilia äußerte sich dazu allerdings etwas kryptisch: „Selbstverständlich werden wir alle Ideen, die in der Versammlung formuliert wurden – so sie nicht schon im Vorfeld geprüft wurden –, von den Bauexperten prüfen lassen“, sagt Unternehmenssprecher Thomas Kalhöfer auf Anfrage. Die Ergebnisse werde man dem Kirchenvorstand mitteilen.