Essen/Düsseldorf. Nach der eskalierten Kontrolle in einer Essener Shisha-Bar hat ein Beschuldigter Anzeige gegen Polizisten erstattet, auch gegen den Präsidenten.
Eine zu einer handfesten Auseinandersetzung eskalierte Routinepolizeikontrolle in einer Essener Shisha-Bar wird ein Fall für die Justiz. Bei der Staatsanwaltschaft sei eine Strafanzeige gegen die Polizei eingegangen, teilte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags mit. Die Anzeige richte sich gegen den Polizeipräsidenten in Essen wegen übler Nachrede und Verleumdung sowie gegen mehrere Polizeibeamte wegen Körperverletzung im Amt. Beigefügte Videos würden nun gründlich geprüft.
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Nach Darstellung der Polizei hatte ein 17-Jähriger bei einer Jugendschutzkontrolle der Shisha-Bar Anfang September eine Polizistin angegriffen und sie so schwer verletzt, dass sie zunächst dienstunfähig war. Mehrere libanesisch-stämmige Personen hätten im Verlauf des Handgemenges die Beamten attackiert. Der Jugendliche wurde festgenommen. Die Einsatzkräfte hätten Pfefferspray und Schlagstock eingesetzt, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Angreifer soll rassistisch beleidigt worden sein
Nach der Festnahme seien der Vater und der Bruder des 17-Jährigen auf der Wache erschienen und hätten mit Drohungen die Freilassung des jungen Mannes gefordert. Später brachte die Polizei den Einsatz in Zusammenhang mit der «Null-Toleranz-Strategie» im Kampf gegen die Clan-Kriminalität.
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Es gibt aber auch eine andere Version: Nach einem Bericht von «Spiegel online» soll der 17-Jährige laut seiner Anwältin im Polizeigewahrsam misshandelt und rassistisch beleidigt worden sein. Schon im Polizeiauto sei auf ihn eingeschlagen worden. Zweimal sei er in der Nacht verlegt und dann am nächsten Morgen aus einer Arrestzelle in Gelsenkirchen entlassen worden. Die Familie werfe den am Einsatz beteiligten Polizisten schwere Körperverletzung im Amt und Rechtsbeugung vor. Die Mandanten hätten laut ihrer Anwältin mit den Clans nichts zu tun. Der Barbesitzer und seine Familie seien öffentlich an den Pranger gestellt worden.
Brüder schweigen zu den Vorwürfen
Laut Reul haben der seinerzeit festgenommene Abdullah E. und seine ebenfalls beschuldigten Brüder bei der Polizei keine Angaben zur Tat gemacht. Die Vorwürfe seien erst durch die Medienberichterstattung bekannt geworden. Alle Details des Vorfalls würden nun durch die Strafverfolgungsbehörden «beleuchtet und geklärt». Ob es Verbindungen der Familie zu in Essen operierenden libanesischen Clans gebe, sei Gegenstand der Ermittlungen. «Wir werden nicht nachlassen im Kampf gegen Clan-Kriminalität», sagte Reul. Wie der Vorfall zu bewerten sei, sei offen. Es habe aber einen tätlichen Angriff auf Polizeibeamte gegeben. (dpa)