Essen. . Die Stadt Essen unterstützt die Aidshilfe mit mehr Geld. Denn wegen des Flüchtlingszustroms ist diese längst an ihre Grenzen geraten.
Die Aidshilfe bekommt mehr Geld von der Stadt für die Betreuung von Flüchtlingen. Die Stadt wird den Verein künftig mit knapp 250.000 Euro pro Jahr unterstützen. Das sind fast 75.000 Euro mehr als bislang. Die Erhöhung der Unterstützung hat der zuständige Ausschuss des Stadtrates am Dienstagabend einstimmig beschlossen.
Die Aidshilfe beklagt seit längerem, dass sie seit der Flüchtlingswelle 2015 mit ihrer Arbeit an Grenzen stößt. Denn mit dem großen Flüchtlingszustrom kamen auch Menschen nach Essen, die bereits an Aids erkrankt sind, mit dem HIV-Virus infiziert sind oder potenziell gefährdet sind. Auch das Gesundheitsamt hat in seinen Beratungsterminen festgestellt, dass bei den Migranten, die dort vorsprechen, der Anteil von schwulen oder bisexuellen Männern insgesamt sehr hoch ist. 2015 hätten 22,5 Prozent und 2016 sogar 26,7 Prozent der Migranten in der Beratung homosexuelle oder bisexuelle Kontakte gehabt.
Flüchtlinge lehnen Outing oft ab
Die Aidshilfe bemüht sich, eine Ausbreitung der Krankheit in diesen Gruppen zu verhindern und die Betroffenen medizinisch zu begleiten. Das sei allerdings nicht so leicht, sagte Markus Willeke, Geschäftsführer der örtlichen Aids-Hilfe. Denn in den meisten Herkunftsländern sei Homosexualität ein Tabuthema und führe in den sozialen Gruppen zu Isolation. Ein Outing sei für die Betroffenen deshalb äußerst schwierig. „Wir versuchen dann unter anderem, die Männer in Wohngruppen unterzubringen.“ Auch verweigerten viele der Flüchtlinge eine medizinische Untersuchung, weil sie im Falle einer HIV-Diagnose ebenfalls Verfolgung und Ausgrenzung befürchten. Die Dunkelziffer der Infizierten, so vermutet die Aidshilfe, sei deshalb hoch. Aufklärung und vor allem eine medizinische Versorgung seien aber unerlässlich, wenn man eine Ausbreitung verhindern wolle.
Eine zweite Gruppe, die die Aidshilfe allerdings schon länger betreut, sind HIV-positive Zuwanderer aus afrikanischen Staaten. Die Frauen und Männer leben meist mit ihren Familien in der Stadt.
Mitarbeiter haben Kontakte in die Communitys
Die Aidshilfe will mit dem zusätzlichen Geld der Stadt eine Stelle, aufgeteilt auf drei Mitarbeiter, weiter finanzieren. Diese Mitarbeiter haben bereits Zugang zu den Communitys und sollen Betroffene weiterhin aufklären und betreuen. Bislang stemmte die Aidshilfe das aus anderen Mitteln, die aber nicht mehr so zur Verfügung stehen, so Willeke.