Essen. . „Aus dem Schwarz“: Kunsthaus erinnert an Gerda Schlembach. Schau zeigt Werke aus vielen Schaffensphasen der Anfang 2018 verstorbenen Künstlerin.

Glas, Papier, Silikon. Kunstwerke von Gerda Schlembach sind nicht immer für die Ewigkeit gemacht. Sie feiern vielmehr das Flüchtige, den kurzen Moment des Erkennens und Durchschauens. Doch im nächsten Moment kann sich dieses vermeintlich klare Bild auch schon wieder verändern, verschwimmen, auflösen und Rätsel aufgeben. Denn eigentlich ist die Kunst von Gerda Schlembach wie das Leben, das sich permanent verändert. Je nachdem, aus welcher Perspektive man es gerade betrachtet.

Das Leben der Essener Künstlerin ist im Januar dieses Jahres nach nur 67 Jahren zu früh zu Ende gegangen. Ihre Kunst soll noch überdauern, nicht nur in der Erinnerung. Das Kunsthaus Essen, das Schlembach selbst mit aufgebaut und wo sie lange Jahre gearbeitet hat, richtet ihr nun eine Ausstellung aus, die keine sentimentale Erinnerung sein will, sondern eine Rückschau mit Überraschungen, aber auch des Wiedererkennens. „Wir zeigen, wie frisch und diskussionswürdig ihre Arbeiten sind“, sagt Kunsthaus-Geschäftsführer Uwe Schramm über die Schau, die Schlembachs Lebenspartner Hendrik Häfel konzipiert hat.

„Aus dem Schwarz“ heißt sie, aber es ist keine Betrachtung mit Trauerrand, sondern ein Fest der Wahrnehmungserlebnisse, vielschichtig und poetisch, manchmal schwebend leicht und regelrecht erhebend.

Ein fliegender Teppich und schimmernde Lichtfänger

Gesprochen haben sie über die Ausstellung schon im vergangenen Jahr, noch lange vor ihrem Tod. Und dass man trotz der sorgsam ausgewählten Exponate etwas vermisst, ist für Uwe Schramm nicht von der Hand zu weisen: „Ihre Stimme fehlt.“ Dass Gerda Schlembach eine der wichtigsten künstlerischen Stimmen der Stadt und eine bedeutsame Kunstvermittlerin im Land war, das spiegelt sich in ihrer Kunst, die auch den Betrachter zwingt, Position zu beziehen. Gleich im Eingangsbereich warten flache, von unten beleuchtete Papierstapelwägelchen darauf, dass man sie umkreist, damit sie ihre sacht schimmernden Motivoberflächen preisgeben. Porträts von Künstlerinnen, auch ein Selbstporträt, die im Nu wieder entschwinden, wenn man sich nur einen Schritt fortbewegt.

Transparente und lichtbrechende Materialien, vor allem aber das Medium Glas, spielen in Gerda Schlembachs Werk eine große Rolle, der famose „Lichtfänger“ mit seinen sacht pendelnden Wolken ist eines der zentralen Ausstellungsstücke. Doch gezeigt werden soll sie nicht nur als Glaskünstlerin. Da sind die dunkel bemalten Pappunterlagen, die an schmutzige Fußläufer erinnern – oder an einen fliegenden Teppich, der über dem Boden des Ausstellungshauses schwebt. Bis zum 16. Dezember.

Engagement für das Kunsthaus Essen

Gerda Schlembach (1951-2018) übernahm auch zahlreiche Lehraufträge für Gestaltung, Illustration und Mediendesign. Zuletzt hatte sie eine Professur an der FH Münster im Fachbereich Design.

Gerda Schlembach war seit 1987 aktives Mitglied des Kunsthauses Essen, wo sie sich auch für die langjährige Förderung des Künstlerstipendiums „Junge Kunst in Essen¨ einsetzte.