Essen/Mülheim. . Verkehrsunternehmen reagieren mit Sarkasmus auf Diesel-Fahrverbot. Ruhrbahn-Busflotte gilt als sauber – trotzdem wären 100 Busse fahruntauglich.

Kommt das Diesel-Fahrverbot wie am Donnerstag beschlossen, könnte das Nahverkehrsunternehmen Ruhrbahn rund 100 Busse nicht mehr bewegen – obwohl die Fahrzeug-Flotte als ausgesprochen modern und umweltfreundlich gilt. Unterdessen reagieren Essener Unternehmen mit Verärgerung und Sarkasmus auf das Urteil des Gelsenkirchener Verwaltungsgerichts. In Essen wären allein 18 Stadtteile vom Fahrverbot betroffen und Teile der Autobahn A40.

Beispiel Mühlenbeck Umzüge, Traditions-Spedition aus dem Annental seit 1979: „Da fehlen mir die Worte“, sagt Geschäftsführer Helmut Laabs am Freitagmorgen. „Kein Mensch kann mehr Umzüge durch Essen realisieren, wenn das Verbot ohne Ausnahmegenehmigungen durchgesetzt wird. Sollen wir demnächst alle mit Pferde-Droschken fahren, oder was?“

„Dann können wir dichtmachen“

Mühlenbeck unterhält neun Fahrzeuge, nur zwei davon erfüllen die Euro-6-Norm, die vom Fahrverbot dauerhaft ausgenommen sein soll. „Dabei ist unsere Flotte relativ jung, die meisten Autos sind etwa drei Jahre alt.“ Die Spedition ernährt 25 Mitarbeiter. Ein Angestellter, der am Morgen vor einem Wohnhaus in Rüttenscheid Kisten in den Firmen-Laster packt, bringt es auf den Punkt: „Wenn das ohne Ausnahmeregelungen kommt, können wir dichtmachen.“

Vom Diesel-Fahrverbot betroffen wäre auch das Nahverkehrsunternehmen Ruhrbahn: Fraglich würde der Betrieb von etwas weniger als der Hälfte der Fahrzeuge der Bus-Flotte - und das, obwohl die Ruhrbahn ausgesprochen moderne Fahrzeuge betreibt. Die Ruhrbahn-Busse gelten als die saubersten im Revier.

103 von 257 Bussen ständen still

Die Ruhrbahn-Bus-Flotte umfasst 257 Diesel-Fahrzeuge und zwei Hybrid-Busse. Von den 257 Diesel-Bussen erfüllen 102 Fahrzeuge die Euro-6-Norm; 142 entsprechen dem so genannten EEV-Standard („Enhanced Environmentally Vehicle“), der die Anforderungen von Euro 5 übertrifft, aber eben nicht Euro 6 erfüllt. Hier plant die Ruhrbahn ohnehin eine Nachrüstung: 39 Busse sollen bis Ende 2019 auf Euro 6 umgestellt werden – blieben 103 Busse übrig, die dem aktuellen Stand zufolge nicht mehr durch die Fahrverbots-Zonen bewegt werden dürften. Elektro-Busse hat die Ruhrbahn nicht in Betrieb, beschäftigt sich jedoch nach Angaben von Sprecherin Sylvia Neumann „seit längerem mit dem Thema“.