Essen. . Tischfußball oder Darts gehören zum entspannten Kneipen-Abend. Doch wie viel sportliche Leistung steckt dahinter? Kneipen-Sportarten im Check.

Wer kennt das nicht: In der Stammkneipe soll es nicht bloß beim gemütlichen Bier unter Freunden bleiben. Die Lust nach einem sportlichen Vergleich kommt auf. Nach einer Partie Darts oder Billard. Vielleicht auch nach einem Duell beim Tischfußball.

Eine gute Zeit zu haben und nebenbei entspannt die nötige Tagesration Sport abzuhaken – klingt das nicht zu schön, um wahr zu sein? Aus vielen Kneipensportarten sind mittlerweile ernstzunehmende Disziplinen geworden. Darts ist ein modernes Massenphänomen geworden, die WM zum Jahreswechsel Kult. Die britische Billard-Variante Snooker hat einige Anläufe unternommen, in das Olympia-Programm aufgenommen zu werden. Wir haben uns die Kneipensportarten einmal genauer angesehen – auch unter Fitnessaspekten.

Kegeln

Kegeln ist ein Sport mit Tradition. In vielen Kneipen und Restaurants gehören die kleinen Kegelbahnen im Keller immer noch zur Standard-Ausrüstung. Bernd Keßmeier, Vorsitzender des Westdeutschen Kegel- und Bowlingverbands, empfindet das Kegeln in Kneipen als „geselliges Beisammensein, bei dem man in einer Stunde fünf- bis zehnmal eine Kugel wirft. Man bewegt sich kurz und setzt sich wieder hin.“ Für Keßmeier hat der gesellschaftliche Aspekt einen höheren Stellenwert als der sportliche. Anders sieht es beim Sportkegeln aus: In NRW gibt es über 100 Vereine, in denen nicht nur die Bewegung, sondern auch Ausdauer, Kraft und Konzentration geschult werden – das hat mit hartem Training zu tun. Bis zu 500 Kalorien können hier in einer Stunde verbraucht werden, sagen Experten.

Billard

Der Kalorienverbrauch  beim Kneipensport

Auch der Kalorienverbrauch beim Kneipensport ist eher übersichtlich: Eine Frau von Mitte 20 verbraucht in einer halben Stunde Darts-Spiel rund 140 Kcal.

Beim gemütlichen Billard-Spiel sind es nur 87, beim Kegeln 135 Kcal. Das begleitende Bier wird so nicht abtrainiert; ein halber Liter hat rund 250 Kcal.

Billard zählt zu den populärsten Möglichkeiten, sich in einer Kneipe mit Freunden die Zeit zu vertreiben. Der sportliche Anspruch ist hier eher überschaubar. Die gebeugte Körperhaltung sei für den untrainierten Körper vielleicht nicht die beste Wahl, findet Helmut Biermann, Präsident der Deutschen Billard-Union. Wer es aber ernst nimmt, könne profitieren: „Konzentrationsfähigkeit und Koordination spielen eine wichtige Rolle, und vorausschauendes Handeln wird trainiert.“ Es gibt auch Profi-Spieler – und die benötigten für den Ausgleich einen ergänzenden Ausdauersport. Viele Leistungssportler sind erst durch die Kneipe auf den Geschmack bekommen. „Billard hat viele Vorteile“, sagt Biermann. Intensiv betrieben schult es vor allem die Oberkörpermuskulatur.

Tischfußball

Beim Tischfußball wird es gerne emotional. Der Erfolg des Kickerns hat sicherlich mit der Beliebtheit des klassischen Fußballs zu tun. Engelbert Diegmann, Vorsitzender des Vereins „So viel Freude“, glaubt, dass Tischfußball „sehr kraftsparend ist und man schnelle Erfolgserlebnisse feiern kann“. Der Verein „So viel Freude“ bringt den Tischfußball in Krankenhäuser – und zwar aus Therapiegründen. „Damit holen wir schwerstkranke Kinder beispielsweise auf der Kinderkrebsstation aus den Betten, die sonst liegen bleiben würden.“ Die schnellen Erfolgserlebnisse und das Spielen ohne große Anstrengung sorgen für Spaß und trainieren die Konzentration.

Darts

Beim Dartsspielen scheiden sich die Geister; die einen erkennen Darts als Präzisionssport an, andere bemängeln auch hier die fehlende physische Belastung. Stefan Reinicke, Sportwart beim Dartsclub Green Bull aus Essen, nennt die Vorteile seines Sports: „Darts schult vor allem die Auge-Hand-Koordination und das schnelle Kopfrechnen. Außerdem ist die Lernkurve am Anfang relativ steil.“ Wer besser werden möchte, muss auch diesen Kneipensport intensiv trainieren. „Der Zuspruch wächst seit Jahren an“, sagt Reinicke.