Essen. . Kreativität gegen Müllecken und Kleinkriminalität: Beim „Art Walk“ sind 200 Künstler in der City Nord mit  Workshops und Mitmachaktionen dabei

Junge Kunst und Straßenkultur entdecken aber auch selbst kreativ werden, konnten Besucher jetzt wieder beim „Art Walk Festival“. An rund 20 Orten vom Atelier bis zum Theater wurden kostenlose Workshops und andere Mitmachaktionen geboten. Etwa 200 Künstler stellten sich im Kreativquartier City Nord vor, auch einige Geschäfte boten Aktionen.

Die blauen Aufsteller-Fahnen weisen den Weg zu den angesagten Locations rund um den Kopstadtplatz. Hier ist einiges im Aufbruch. Aber offensichtlich sind auch Probleme: Müllecken, Drogenhandel, Kleinkriminalität. Bewohner und Geschäftsleute gehen gemeinsam dagegen vor. Die Stadt leistet Unterstützung mit Aktionen wie dem „Art Walk“.

„Man darf nicht das ganze Viertel schlecht reden“

Robert Diaz, Filialleiter von „idee“ an der I. Weberstraße 7, mischt erstmals mit. Seine angebotenen Gratis-Workshops mit Porzellanbemalen, Acryl- und Aquarellkunst sowie Häkeln von Schwammgarn-Topflappen sind gefragt. Peter Althaus von der Zeichenbedarf GmbH am Gänsemarkt hat den Grafik-Designer Christoph Heuer für die Aktion engagiert. Der Essener Künstler präsentiert in lockerer Runde mit Wasser vermalbare Farbstifte. „Hier sind viele Ateliers entstanden“, weiß Althaus. „Man darf nicht das ganze Viertel schlecht reden“. Und Mitarbeiter Tim Scheidt betont: „Wir sind auf einem guten Weg!“

Im Stoff- und Gardinenhaus an der Rottstraße sitzt „Art-Walk“-Besucherin Evelin Mital derweil an der Nähmaschine. Filialleiterin Beate Saxe reicht ihr ein Stück Jute. Und einen alten Hemdsärmel. „Daraus“, erklärt sie, „nähen wir jetzt ein Öko-Spültuch!“ Saxe setzt wie viele andere im Viertel auf positive Veränderung durch Aktionen wie diese: „Zu Geschäftszeiten ist hier alles in Ordnung!“

Hip-Hop gegen Rassismus und Intoleranz

Im Atelierhaus an der Schützenbahn 19/21 laden die Brüder Selami und Kefaet Prizreni zeitgleich zum Hip-Hop ein. „Tanzen kann zum Abbau von Rassismus und Intoleranz beitragen!“, lautet die Botschaft der aus dem Kosovo stammenden Künstler von „Roma Art Action“. Das von der Stadt betriebene und vom Kunsthaus Essen verwaltete Gebäude bietet jungen Kreativen preiswerte Spiel- und Freiräume in verkehrsgünstiger Lage. Und es ist ein Mosaikstein auf dem Weg zur Verbesserung des Quartiers. Schon einige Konzerte hat hier Peter Fuchs aus Frohnhausen besucht. Seit über 30 Jahren übt er Saxophon. Beim „Art Walk“ darf der Gast mit Profis im „Sound Strips“-Workshop musizieren.

Von der Musik zum Möbelbau. Im Atelierhaus zeigen die Essener Industrie-Designer Florian Krohm (25) und Lena Halbedel (27), wie man aus Grobspanplatten praktische Hocker anfertigt. Gesamtschullehrerin Carolin Osthaus (33) will es gern probieren, ist jedoch in Eile. Sie will noch zum Manga-Zeichnen im Comic-Zentrum. Neben den neuen Anbietern im Kreativquartier sind auch die etablierten Häuser vertreten. Das „Kleine Theater“ am Gänsemarkt ist an diesem Abend gut besucht. Das Stück heißt „Alles in Butter“. Klingt nach einem guten Omen für das Kreativquartier …