Essen. . Die Hauptschule Katernberg existiert derzeit nur als Zweigstelle einer anderen Hauptschule. Doch 2019 soll sie wieder eigenständig werden.

Die Schulverwaltung steht davor, nach Jahrzehnten erstmals eine neue Hauptschule zu gründen – obwohl dieser Schulform bis vor kurzem der sichere Tod vorausgesagt wurde.

Die ganze Sache ist noch nicht offiziell, doch die Anzeichen verdichten sich, dass die Katholische Hauptschule in Katernberg, die 2016 ihre Eigenständigkeit verlor, vom nächsten Sommer an wieder zu neuem Leben erweckt wird. Faktisch ist das die Neugründung einer Hauptschule.

Rund 200 Schüler gehen derzeit in der Zweigstelle zum Unterricht

Das Gebäude nahe an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen dient derzeit als Zweigstelle der katholischen Marien-Hauptschule, die in Steele sitzt. In Katernberg gehen derzeit rund 200 Kinder und Jugendliche zum Unterricht, beschäftigt sind dort etwa ein Dutzend Pädagogen.

Anhaltend niedrige Anmeldezahlen veranlassten die Schulverwaltung im Jahr 2016 dazu, die Katholische Hauptschule in Katernberg als eigenständiges Haus aufzulösen. Zuvor hatte es bereits einen Auslauf-Beschluss für die Hauptschule an der Bischoffstraße in Altenessen gegeben – sie nimmt seitdem keine neuen fünften Jahrgänge mehr auf. Während vor zehn Jahren noch 13 Hauptschulen im Essener Stadtgebiet existierten, sind es derzeit nur noch drei.

Hauptschulen haben Zulauf wegen Flüchtlingen und steigender Schülerzahlen

Um den Standort Katernberg zu retten, entschied man sich im Jahr 2016 für die sogenannte „Dependance-Lösung“, eine Schule als Zweigstelle einer anderen Schule weiter existieren zu lassen. Mit diesem Modell hat die Stadt gute Erfahrung gemacht (siehe Info-Kasten).

„Dependance-Lösung“ als Erfolgs-Modell

Mit dem Modell, wenig nachgefragte Schulen nicht gleich auslaufen zu lassen, sondern sie als Zweigstellen weiterzuführen, hat die Stadt gute Erfahrungen gemacht. Betroffen war im Jahr 2012 die Richard-Schirrmann-Realschule an der Stadtteilgrenze von Schonnebeck und Stoppenberg.

Die Schule wurde als Zweigstelle der Krayer Dinnendahl-Schule weitergeführt, ehe sie seit diesem Schuljahr wieder eigenständig arbeitet.

Das war weitsichtig, wie sich jetzt zeigt: Schon Anfang 2018 hatte der damalige Schul-Dezernent Peter Renzel erklärt, die letzten drei Hauptschulen auf jeden Fall bestehen lassen zu wollen. Das liegt vor allem an den so genannten Seiteneinsteigern – Flüchtlinge ohne Deutschkenntnisse, die nach ihrer zweijährigen Eingewöhnungszeit in eine reguläre Schule überwiesen werden müssen. Dies ist in der Regel eine Hauptschule, zumal an anderen Schulformen kaum freie Kapazitäten bestehen. Es fehlen stadtweit allein mehrere hundert Plätze an Gesamtschulen.

Den Hauptschulen wurde stets hervorragende Arbeit attestiert, doch sie gilt nicht mehr als sonderlich nachgefragt. „Diese Schulform wird es bald nicht mehr geben“, hieß es mehr als deutlich im Schulentwicklungsplan der Stadt Essen, der vor drei Jahren erschien.

Doch nicht nur die große Zahl von Flüchtlingen hat jetzt zu einer Kehrtwende der Entwicklung geführt – auch allgemein steigen die Geburten- und somit Schülerzahlen wieder. Vor allem Praktiker hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass kleine Hauptschulen für viele Kinder und Jugendlichen wesentlich geeigneter als andere Schulformen sind.