Essen. . Im Vorfeld der Spielemesse treffen sich 200 Spiele-Fans, Designer und unabhängige Verlage aus aller Welt zum „Warm-up-day“ in der Essener City.

Offiziell beginnt die Spielemesse erst am heutigen Donnerstag. Aber schon der Mittwoch davor ist für eingefleischte Spielefans ein wichtiger Termin im Kalender: Bereits zum sechsten Mal lud nämlich die Spielegilde zum sogenannten Warm-up-day ein, der sich mittlerweile zum Treffpunkt der internationalen Independent-Szene etabliert hat. Organisiert von der Spielegilde, einem Verband der Spielbranche für die Start-up-Szene, darunter kleine Verlage, Designer und Spielautoren, gibt es tagsüber Fachvorträge und die Möglichkeit des Austausches.

Richtig los geht es aber erst am Abend: Dann wird gespielt, was das Zeug hält. Dafür hatten sich laut Roland Weiniger von der Spielegilde am Mittwoch bereits im Vorfeld mehr als 200 Spielverrückte angemeldet, die aus allen Regionen der Welt in das Szenelokal „Don’t Panic“ am Viehofer Platz kommen, um sich einen Tag vor der Spielemesse schon einmal warm zu spielen.

Die Branche boomt, 1400 Neuheiten auf der Messe

Warum sind Brettspiele heute populärer denn je? Der Spieleautor Weiniger hat die Antwort schnell parat: „Brettspiele bedeuten Geselligkeit. Du spielst nicht alleine an der Konsole, sondern Du hast ein oder mehrere Gegenüber. Außerdem lernt man beim Spiel das Verlieren.“ Das sei in einer Welt, in der nur der Gewinner zählt, ganz entscheidend. Anders als in der Realität kann man das Spiel allerdings so oft spielen, bis man endlich auch auf der Gewinnerseite ist.

Dass die Spielebranche boomt, zeigt die Anzahl der Neuerscheinungen: 1400 sind es alleine, die bei der Internationalen Spielemesse vorgestellt werden. Darunter einfache Gesellschaftsspiele, Fantasy-Spiele, strategische und kooperative Spiele wie Forbidden Island oder Pandemie. Letztere findet Roland Weiniger besonders faszinierend: Da spielen alle Teilnehmer quasi gegen das Spiel. „Das ist meist sehr emotional und stärkt das Gemeinschaftsgefühl“, sagt er. Überhaupt seien Emotionen das Schönste beim Spielen.

Kleine Auswahl von Spielen, die getestet werden

Das findet auch die extravagante Spieldesignerin Bez Shahiari, die aus London in die Nordcity gereist ist. Spannung, Spaß, Neugierde, Überraschung und Herausforderung sind die Gefühle, die sie mit ihren Spielen Yogi und Wibble erzeugen möchte. 2014 hat sie ihr erstes Spiel entwickelt, seitdem kann die 36-Jährige davon leben. Sie sei bereits seit ihrer Kindheit spielverrückt und würde am liebsten jeden Tag das Brett aufbauen, erzählt sie.

Das Brett aufgebaut haben dann am Abend auch die anderen Spielefans, die im Don’t Panic aufschlugen.

Dort wartete anders als bei der Messe zwar nur eine kleine Auswahl, die es aber in sich hatte. Darunter „13 Minuten – die Kuba Krise 1962“: Dabei schlüpfen zwei Spieler in die Rollen von Präsident Kennedy und Ministerpräsident Chruschtschow und versuchen, mit ihrer Nation als einflussreichste Supermacht aus der Kuba-Krise hervorzugehen – und das in nur 13 Minuten. In dieser Rekordzeit müssen die Spieler die Balance schaffen, Macht und Einfluss aufzubauen und gleichzeitig einen Atomkrieg zu verhindern. Übrigens: Im Spiel gewinnt Derjenige, der völlig ohne Skrupel ist…