Essen. Der Totenkopf auf dem Polizei-Schlagstock hat sich als kulturelles Missverständnis entpuppt. Der Aufkleber stammt aus dem Computerspiel „Guitar Hero“. Der Polizist türkischer Herkunft hatte offenbar keine Ahnung, dass die Kombination von Totenkopf und Uniform von der SS genutzt wurde.
Schüler und Studenten werden am heutigen Mittwoch in Duisburg gegen angebliche „Polizeirepressionen“ beim Einsatz gegen die Essener Schülerdemo in der vergangenen Woche demonstrieren. Die Polizei hält ihr Verhalten allerdings für „angemessen“ und will deshalb auch die 156 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten strikt durchziehen. Der Totenkopf auf einem Polizei-Schlagstock entpuppte sich inzwischen als kulturelles Missverständnis. Der Aufkleber stammt aus dem Computerspiel „Guitar Hero“.
Türkischer Polizist ahnte nichts von der Bedeutung
Ein Polizist aus einer türkischen Familie hatte ihn als Erkennungszeichen auf seinen „Einsatzmehrzweckstock“ gepappt - nach seinen Angaben in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass die Kombination von Totenkopf und Uniform von der SS im Dritten Reich verwendet wurde. „Der Kollege war entsetzt über die öffentliche Wahrnehmung dieses Aufklebers und hat sich tausendmal entschuldigt“, sagt Polizeichef Fritz Unterberg. Der Führer der Einsatzhundertschaft meldet die Entfernung des Aufklebers, dienstrechtliche Folgen hält Unterberg nicht für nötig.
Zur Bewertung des Polizeieinsatzes sagt Unterberg, die Polizeiführer hätten das Versammlungsrecht „großzügig ausgelegt“ und schon den Anmarsch zur Kundgebung, bei dem es mehrfach zu Verkehrsbehinderungen gekommen sei, als „Aufzug“ begleitet und gesichert. Nach der Auflösung der Kundgebung mit rund 3000 Teilnehmern waren mehrere Gruppen von Demonstranten durch die Innenstadt gezogen. Dabei kam es nach Einschätzung der Polizei an der Steeler Straße und am Varnhorstkreisel mehrfach zu gefährlichen Situationen im Verkehr. Als eine Gruppe von 200 Schülern und Studenten sich in Richtung Rathaus aufgemacht habe, habe die Polizeiführung mit der Einkesselung der Demonstranten reagiert, da ihr „völlig unkontrolliertes Verhalten“ die öffentliche Sicherheit gefährdet habe, sagt Unterberg. 35 Kinder wurden aus der Gruppe herausgerufen, der Rest wurde zur Personalienfeststellung mit Bussen an die Norbertstraße gebracht. „Wir haben danach die Eltern der Jugendlichen angerufen, damit sich niemand Sorgen machen muss.“
Staatsanwaltschaft entscheidet über Strafanzeigen
Über die zehn Strafanzeigen gegen Demonstranten wird nun die Staatsanwaltschaft entscheiden. Die 156 Ordnungswidrigkeiten, die die Beamten zur Anzeige brachten, werde die Polizei „mit aller Konsequenz“ verfolgen. Die Anhörungsbogen sind nach seinen Angaben schon verschickt. „Wir können nicht ausschließen, dass viele der Jugendlichen von Mitgliedern der Antifa instrumentalisiert wurden“, sagt Unterberg. „Aber ob das wirklich so war, können wir erst aus den Stellungnahmen erkennen.“