Ruhrgebiet. . Vom Wasser über die Schokolade bis zum Bierbauch: Nicht alle Ratschläge in Sachen Ernährung sind korrekt. Hier finden Sie zehn Mythen.
Oma wusste ja viel. Auch wenn es um das Essen ging. Aber hatte sie immer Recht? Oder sind manche alte Ratschläge am Ende einfach nur falsch? Wir haben mit Gabriele Janthur, Ökotrophologin und Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, über einige der bekanntesten Ernährungsmythen der vergangenen Jahre gesprochen.
1. Einmal täglich muss warm gegessen werden
„Muss es nicht“, sagt Janthur. „Wer sich aber ausgewogen und vielseitig ernähren möchte und auch die unterschiedlichen Gemüsesorten dabei verwenden will, kommt kaum um eine warme Mahlzeit herum. Die Auswahl bei warmen Speisen ist automatisch vielfältiger, weil z.B. auch Reis und Kartoffeln oder Hülsenfrüchte zubereitet werden, die sehr nährstoffreich sind.“
2. Zwei Liter Wasser am Tag sind Pflicht
Stimmt in etwa. „Anderthalb bis zwei Liter Flüssigkeit sollten es täglich etwa bei Erwachsenen sein, um den Wasserhaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten. An heißen Tagen oder bei großen Anstrengungen braucht der Körper mehr.“
Regelmäßiges Trinken ist dann wichtig, um auch die beim Schwitzen ausgeschiedenen Mineralstoffe zu ersetzen. Am besten sollte man morgens mit einem großen Glas Leitungswasser in den Tag starten. Dann über den Tag verteilt regelmäßig trinken, möglichst bevor ein Durstgefühl auftritt und der Mund trocken ist. Regelmäßig Wasser zu trinken, beugt Kopfschmerzen, Schwindel und Kreislaufproblemen vor.
3. Kaffee entwässert den Körper
Da knüpfen wir an die vorhergegangene Frage an. „Kaffee hat eine harntreibende Wirkung“, erklärt die Expertin. Grundsätzlich komme der Körper mit harntreibenden Lebensmitteln gut zurecht und könne das ausgleichen, brauche dafür aber eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit.
Ein Schnäpschen für die Verdauung? Besser nicht
Und noch ein Irrglaube ist weit verbreitet. Nämlich der, dass Schnaps die Verdauung anregen soll.
Der Volksmund behauptet, dass ein Gläschen gerade nach einem üppigen Essen Schwung in die Verdauung bringt. Tatsächlich ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Denn durch Alkohol wird die Fettverbrennung gehemmt.
Die Folge: Das Essen liegt noch länger schwer im Magen als ohne Schnaps.
Sobald Alkohol aufgenommen wird, beschäftigt sich der Körper in erster Linie mit dem Abbau dieses Alkohols und hat damit weniger Zeit und Energie, um sich um die Verdauung des üppigen Essens zu kümmern. Das Völlegefühl hält an.
Wer es schafft, etwa 1,5 Liter Wasser, Kräuter- oder Früchtetee oder verdünnte Schorlen zu trinken, kann laut Janthur als gesunder Mensch auch vier bis fünf Tassen Kaffee über den Tag verteilt genießen.
4. Gefrorenes Essen verdirbt nicht
Falsch, sagt Janthur. Auch gefrorenes Essen kann verderben. Zwar finden alle Vorgänge sehr verlangsamt statt, aber Lebensmittel sind nicht unbegrenzt im Gefrierschrank haltbar. Besonders fetthaltige Lebensmittel wie Fleisch sollten nach etwa drei Monaten verbraucht werden. Das Fett verdirbt unter dem Einfluss des vorhandenen Sauerstoffes und kann ranzig werden. Mageres Fleisch ist daher ungefähr doppelt so lange haltbar.
5. Zu viel Bier verursacht einen Bierbauch
Tapfer sein, Männer. Denn Janthur bestätigt, dass es durchaus möglich ist, dass zu viel Bier zu einer Fettansammlung besonders am Bauch führt. „Aber es ist natürlich nicht das Bier alleine, sondern die Ernährung insgesamt.“
Meist werde das Bier in Kombination mit einer Mahlzeit getrunken und vielleicht bleibe es dann auch nicht bei der eigentlich maximal empfohlenen Menge von 0,5 l Bier bei Männern, oder 0,25 l für Frauen pro Tag (bei zwei alkoholfreien Tagen pro Woche). „Da Bier sehr kalorienhaltig ist, kann mit der Zeit so das Gewicht steigen. Genetisch bedingt legen Männer häufig am Bauch an Gewicht zu.“
6. Eier sind schlecht für den Cholesterinspiegel
„Kommt darauf an“, sagt die Expertin. Für gesunde Menschen spiele es erst einmal keine Rolle, ob es 1-2 oder 2-4 Eier in der Woche sind. Anders sehe das bei Personen aus, die bereits z.B. eine koronare Herzerkrankung haben. „Da sollte man sich an die Empfehlungen des Arztes oder einer Ernährungsfachkraft halten.“ Grundsätzlich muss man aber die Ernährung als Ganzes betrachten und sich fragen: Wie viel Fett aus tierischen Produkten esse ich überhaupt?
7. Auf Steinobst darf man kein Wasser trinken
Unsinn. Es ist anzunehmen, dass dieser Mythos im Zusammenhang mit schlechter Wasserqualität in früheren Zeiten entstanden ist. „Keime im Wasser können zu Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen führen. Heute spielt das jedoch keine Rolle mehr, weil wir im Allgemeinen eine gute Trinkwasserqualität haben.“ Trotzdem mahnt Janthur, man solle die Früchte vor dem Genuss gründlich waschen und nicht in zu großer Menge verzehren.
8. Abends zu essen, macht dick
Und wieder gilt: Kommt darauf an. „Nach dem aktuellen Stand der Forschung“, erklärt Janthur, „leistet unser Stoffwechsel am Vormittag das meiste und die Aktivität der Organe ist hoch. Zum Abend hin sinkt dann die Aktivität.“ Die Essgewohnheiten vieler Menschen aber sind oft genau entgegengesetzt. „Für unseren Stoffwechsel ist also eine große Mahlzeit am Abend weniger sinnvoll.“
Aber nicht jedes Abendessen muss sich gleich auf der Waage zeigen. „Eine leichte Gemüsesuppe, Salate, Gemüsegerichte oder einfache Brotmahlzeiten können es sein.“
9. Von Schokolade bekommt man Pickel
Aufatmen. „Es sind uns keine Studien bekannt, die hier einen eindeutigen Zusammenhang zeigen.“ Die bekannten Studien untersuchten z.B. die Auswirkung von Fastfood, fetthaltigem Essen oder auch von Süßigkeiten, konnten aber keinen Beleg erbringen. Man kann davon ausgehen, dass eine ungünstige Ernährung zwar keine Hauterkrankung wie z.B. Akne erzeugt, aber die Haut ungünstig beeinflussen kann. Das heißt umgekehrt, eine ausgewogene Ernährung kann positiv auf das Hautbild wirken.
10. Salz steigert den Blutdruck
Kein Mythos, sondern wahr: „Salz kann zu Bluthochdruck führen, dieser schädigt im Laufe der Zeit wichtige Organe wie das Herz, die Herzkranzgefäße, das Gehirn, die Nieren und die Blutgefäße“, bestätigt Janthur. „Die Folge können lebensbedrohliche Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sein.“
Groß angelegte Studien zeigen eindeutig, je weniger Salz eine Gesellschaft zu sich nimmt, umso niedriger sind die Blutdruckwerte und desto weniger Infarkt- und Schlaganfallopfer gibt es. Täglich höchstens sechs Gramm Kochsalz, so lautet deshalb die Empfehlung für Erwachsene der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ein Gramm weniger.