Essen. . Begegnung: Pestalozzi-Schule aus Essen-Huttrop nimmt Gäste aus Polen auf. Damit könnte am Ende der Sieg eines Wettbewerbs erreicht werden.
Diese internationale Jugendbegegnung kam so gut wie ohne Sprache aus: Die Pestalozzi-Förderschule in Huttrop hatte kürzlich Besuch von einer Förderschule aus Polen. Die Pestalozzi-Schule wird von etwa 150 Kindern und Jugendlichen besucht, die eine geistige Behinderung haben. Entsprechend geschwächt ist oft die Sprach-Fähigkeit der Schüler – die Schule arbeitet deshalb stark mit Gebärdensprache und Piktogrammen, obwohl die Kinder keinesfalls taubstumm sind.
„Ich kann nicht sprechen, aber ich kommuniziere“ – unter dieser Überschrift stand der Besuch. Im April war die Huttroper Schule zunächst zu Gast im polnischen Zabrze, jetzt erfolgte die Gegen-Visite. Möglich gemacht hat die Begegnung eine Bewerbung beider Schulen beim Deutsch-Polnischen Jugendwerk.
Schüler fanden schnell zueinander
Wie kommen Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung in Kontakt, vor allem dann, wenn auch noch die Muttersprachen unterschiedlich und die Sprachfähigkeit eingeschränkt sind? „Während sich die erwachsenen Begleiter noch mit Dolmetschern verständigten, hatten die Schüler längst zueinander gefunden“, berichtet Ulrich Speer, der Schulleiter.
Mit diesem Austausch ist eine Bewerbung für einen Preis verbunden, den das Deutsch-Polnische Jugendwerk ausgeschrieben hat. Zehn Schulen sind dabei in der Endrunde, Pestalozzi und ihr polnisches Pendant sind die einzigen Förderschulen. Eingereicht für das Finale werden künstlerisch gestaltete Stühle, die die Kinder und Jugendlichen in der Besuchs-Woche im Bergerhauser Gemeindezentrum an der Billebrinkhöhe erstellt haben. Die Stühle repräsentieren dabei Themen, mit denen alle Jugendlichen etwas anfangen können, ganz gleich ob polnisch oder deutsch, ganz gleich, ob mit oder ohne Behinderung: So entstand ein Fußball-Stuhl, ein Kuschel-Stuhl, ein Wörter-Stuhl, ein Quatsch-Stuhl . . .
Volles Programm während der Besuchswoche
Die Besucher aus Polen wohnten im Emil-Frick-Haus hoch oben über dem Baldeneysee, schauten sich auch die Stadt an und wurden im Rathaus empfangen. Die Gruppe besuchte außerdem den Grugapark, den Dom; zusammen wurde musiziert und am vorletzten Abend ein Fest gefeiert.
„Nachdem wir im April in Polen waren, war uns klar, dass nicht irgendwelche Jugendlichen zu uns kommen, sondern Freunde“, sagt Schulleiter Ulrich Speer. Und er bsetätigt das, was eine Mutter im Frühjahr nach der Abreise der Schüler nach Polen vorausgesagt hatte: „Sie werden ein ganzes Stück größer wieder nach Hause kommen.“
Die Mutter sollte Recht behalten – auch das ist eine Erkenntnis, die alle Kinder und Jugendlichen betrifft, die sich auf große Fahrt begeben. Ganz gleich, ob sie eine Behinderung haben oder nicht.
Anfang 2019 wird sich dann entscheiden, wie sehr dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk die Stühle gefallen, die jetzt an der Billebrinkhöhe entstanden sind. Im Februar wird die beste Präsentation prämiert. Am Ende könnte der Sieg stehen beim Wettbewerb des Deutsch-Polnischen Jugendwerks, der unter dem Motto „Wir in Europa“ läuft. Im Finale stehen sie schon. So gesehen: Gewonnen haben längst alle.