Essen. . Im Prozess um den Gewaltausbruch ist der Angeklagte geständig, er hat Schmerzensgeld bezahlt - aber kann sich die Tat kaum erklären.

Die Häufung ist wohl ein Zufall, aber erneut innerhalb weniger Wochen muss sich erneut ein Essener Polizist wegen einer Gewalttat im privaten Bereich vor Gericht verantworten. War es im September ein 23-jähriger Burgaltendorfer, der seiner Freundin mit einem Faustschlag die Nase gebrochen hatte, steht seit Montag ein 37 Jahre alter Kupferdreher vor der VII. Strafkammer am Landgericht Essen. Er soll seine 25 Jahre alte Freundin derart gewürgt haben, dass sie dem Tode nahe war. Er bestreitet das nicht, will sich an Einzelheiten aber nicht erinnern können.

Wieder war es ein Streit, wieder ausgetragen in einer öffentlichen Gaststätte. Diesmal hielt das Paar sich am 16. Dezember 2017 im Südviertel auf. Es war die Weihnachtsfeier seiner Dienstgruppe. Alkohol wurde getrunken, ein Wort gab das andere, schließlich verließ die Frau das Lokal, ging zum Hauptbahnhof.

Untersuchung bestätigt: Das Würgen war lebensbedrohlich

Er soll ihr trotz der getrunkenen Biere in seinem Auto gefolgt sein und sie zum Einsteigen aufgefordert haben. Zurück in Kupferdreh, so erzählte sie noch am gleichen Tag der Polizei, habe sie sich weinend aufs Bett gelegt. Plötzlich habe er sich auf sie gesetzt und sie gewürgt. So fest, dass sie keine Luft mehr bekommen und Todesangst verspürt habe. Erst als sein Hund gebellt habe, soll er abgelassen haben.

Eine Untersuchung durch die Essener Rechtsmedizin bestätigt die Schwere der Verletzungen. Es habe tatsächlich Lebensgefahr bestanden.

Der Angeklagte hatte sich im Ermittlungsverfahren nicht zur Sache geäußert. Allerdings soll er gesagt haben, dass er sich in psychotherapeutischer Behandlung befinde. Außerdem sei es, auch bedingt durch Alkohol, eine Ausnahmesituation gewesen. Denn an diesem Tag sei einer seiner Freunde beim Sport völlig überraschend gestorben. Das habe ihm zu schaffen gemacht. Deshalb passe eine derartige Gewalttat gegenüber seiner Freundin nicht zu ihm.

Beschuldigter verdrängt den Gewalt-Exzess

Am Montag liest sein Verteidiger Rudolf Esders eine entsprechende Erklärung des Mandanten vor. „Ich war sehr dumm, kindisch und eigensüchtig“, heißt es in dem Geständnis. Dass er gewürgt habe, wolle er nicht leugnen: „Ich habe das wohl verdrängt, weil es sich mit meinem Stolz nicht verträgt.“ 15.000 Euro Schmerzensgeld hat er ihr mittlerweile gezahlt.

Weinend kommt das mutmaßliche Opfer in den Saal. Unter Tränen und mit meist zitternder Stimme schildert die 25-Jährige dem Gericht die Nacht, so wie sie es auch schon bei der Polizei geschildert hatte: „Er lag auf mir, die Hände an meinem Hals. Ich konnte nichts mehr machen.“ Wegen des laut bellenden Hundes habe er dann wohl aufgehört. Sie habe später in den Spiegel geschaut und ihm vorgeworfen, dass dies seine Schuld sei. Er habe es nicht wahrhaben wollen: „Nein, das war ich nicht.“ Das Gericht hat noch zwei weitere Prozesstage angesetzt.