Essen. . Die Ehe ist für die meisten Paare ein selbstverständliches Recht. Für das Ehepaar Krüger war es ein langer Weg, bis ihr Traum wahr wurde.

„Wenn das überhaupt möglich ist, lieben wir uns jetzt noch mehr“, sagt Sabrina Krüger. Sie und ihre Ehefrau Tanja Krüger haben vor drei Monaten ganz offiziell das Eheversprechen abgelegt. „Wir wollten es sofort machen, als das Gesetz letztes Jahr beschlossen wurde“, erinnert sich Tanja. „Jetzt sind wir endlich verheiratet.“

Seit einem Jahr ist die „Ehe für alle“ offiziell möglich und für viele homosexuelle Pärchen der Schritt, der viele Jahre gefehlt hatte. So auch bei den Krügers. Kennengelernt hatten sich beide im April 2014 im Internet, schon nach wenigen Treffen kamen sie zusammen.

Heiratsantrag beim CSD in Essen

Ein paar Monate darauf folgte beim Christoper-Street-Day (CSD) in Essen der Heiratsantrag von Sabrina – im angeschwipsten Zustand. „Von da an wollte Tanja natürlich Nägel mit Köpfen machen“, schmunzelt Sabrina. Gesagt, getan. Ein Jahr und einen offiziellen Antrag später gaben sie sich das erste Mal im Gelsenkirchener Schloss Horst das Ja-Wort. Damals stand auf dem Papier allerdings noch „Eingetragene Lebenspartnerschaft“.

Für die beiden rückblickend ein schönes Erlebnis. „Wir hatten damals eine pompöse Trauung mit allem Drum und Dran, aber im Hinterkopf wussten wir, dass das Thema Ehe für Alle schon behandelt wurde. Für uns war immer klar: Wenn das möglich ist, machen wir es noch einmal ganz offiziell“, erinnert sich Tanja. Am 5. Juli diesen Jahres folgte dann im Essener Standesamt der Höhepunkt ihrer Beziehung: das Eheversprechen.

Diskriminierung immer noch Thema

Beide Frauen hatten in ihrer Vergangenheit mit Diskriminierung zu kämpfen. Auch wenn die Familien das Outing zum größten Teil gut verkraftet haben, erleben sie bis heute Mobbing und abfällige Blicke auf der Straße. „Als ich mich auf einer ehemaligen Arbeitstelle geoutet habe, wurde mir wenige Zeit später gekündigt“, erzählt Tanja. Sabrinas Bruder hat den Kontakt abgebrochen.

Das Schlimmste für die beiden ist aber das Gefühl, dass die Intoleranz wieder zunimmt. „Die Blicke werden wieder schlimmer, die abfälligen Bemerkungen, das Gefühl, anders zu sein“, sagt Sabrina. „Es ist ein Widerspruch, dass wir durch das Gesetz die gleichen Rechte haben wie Heterosexuelle, aber die Gesellschaft sich in Zeiten der AfD wieder zurückentwickelt.“

„Die Ehe fühlt sich echter an“

„Ehe für Alle“ feiert erstes Jubiläum

Das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts wurde offiziell am 20. Juli 2017 verabschiedet. Seit dem 1. Oktober ist die Eheschließung möglich.

Dennoch sind die Begrifflichkeiten bisher noch nicht ideal. Statt „Ehefrau“ oder „Ehemann“ steht auf dem Dokument „Ehegatte 1“ und „Ehegatte 2“.

Gerade deshalb ist der Zusammenhalt für das Ehepaar unverzichtbar. Auch als die gelernte Pflegekraft Tanja vor zwei Jahren die Diagnose bekommt, dass sie schweres Rheuma hat. Sie kann nicht mehr arbeiten, und ist auf langen Strecken auf einen Rollstuhl angewiesen. „Sabrina kümmert sich um mich. Wir sind mit den Jahren miteinander gewachsen.“

Und, was hat sich nach der Eheschließung geändert? „Es fühlt sich alles viel echter an“, sagt Tanja. Sabrina ergänzt: „Für mich war es eine Chance, Tanja zu beweisen, dass ich immer zu ihr stehen werde. Besonders nach allem, was wir in den letzten Jahren zusammen durchgestanden haben. Wir lieben uns und das sollen alle wissen. Deshalb bedeutet uns das Eheversprechen alles.“