Essen. . Im Essener Theater Freudenhaus wird ab sofort Neil Simons Publikumshit „Ein seltsames Paar“ gezeigt. Die Premiere der Ruhrpottversion kam gut an.
Wenn Oskar die Titelmelodie summend die Bühne betritt, werden Erinnerungen an einen wahren Kultfilm wach: Der jammernde Jack Lemmon und der polternde Walter Matthau geraten in einer aus der Not geborenen Männer-WG aneinander. Nach dem Film, der vor 50 Jahren in die Kinos kam, löste der Stoff des kürzlich verstorbenen amerikanischen Dramatikers Neil Simon eine Welle von Wiederverwertungen aus. Die Broadwayshow gab es bereits vorher. Es folgten die Fernsehserie „Männerwirtschaft“, der Nachfolger „Immer noch ein seltsames Paar“ und unzählige Bühnenfassungen. Nun eroberte die Ruhrpottversion bei der Premiere im Theater Freudenhaus das Publikum.
Zauber des Wiedererkennungswerts
Die Vorlage ist schon sehr dankbar und lässt sich spielend vom New York der 1960er Jahre ins heutige Essen verlegen. Verspiegelte Hochhäuser, pragmatische Sportreporter, eingebildete Kranke und Komödianten von Format gibt es hier doch auch. Regisseur René Linke zauberte einen Wiedererkennungswert in den Text.
Natürlich kommt die A 40 drin vor, die hiesige Zeitung, passende Namen wie die der überdrehten Schwestern Taube und der Starkoch Nelson Müller. Hinzu gibt er A-cappella-Gesang. Und er kann mit Freudenhaus-Chef Rainer Besel als Oskar und Wolfgang A. Wirringa als Felix sowie einem bestens aufgelegten Ensemble mit Gina Brand, Johanna Wagner und Christoph Kühne wuchern. Sie hatten bereits „Butterkuchen“ zu einem Dauerbrenner gemacht.
Auf den Spuren der legendären Komödie
Im von Arke Zeiss blütenweiß eingerichteten, gezielt verlotterten Appartement spielt die Runde mit weiblicher Verstärkung Doppelkopf und nicht Poker. Aber ansonsten wandelt die Inszenierung in weiten Strecken auf den Fußspuren der legendären Komödie: Felix, der von seiner Frau rausgeworfen wird, will sich umbringen und schafft es nicht. Oskar nimmt den Verzweifelten bei sich auf und gibt ihm mit der Haushaltsführung einen neuen Lebensinhalt. Damit prallen zwei der unterschiedlichsten Figuren der Bühnengeschichte ungebremst aufeinander.
Sie gehen sich schrecklich auf die Nerven. Wolfgang A. Wirringa gibt einen herausgeputzten, ständig Fußspuren beseitigenden, wunderbar weinerlichen, hypochondrischen Felix, der sich seiner Fehler durchaus bewusst ist, jedoch nicht aus seiner Haut kann. Und so bringt er Rainer Besels schlampigen, lebenslustigen Freund mit Herz auf die Palme. Es ist eine Wonne, ihnen zuzuschauen. Vergessen sind Jack Lemmon und Walter Matthau. Spätestens in der zweiten Hälfte des Abends haben sie ihren eigenen Rhythmus gefunden. Jede Pointe sitzt. Die anfängliche Nervosität ist verschwunden. Die beiden sind so in Fahrt, dass es kein Halten gibt. Stürmischer Applaus für ein herrliches Paar.