Essen. . Der Essener Sportbund drängt auf die Instandsetzung maroder Sporthallen. Bis der Sanierungstau abgearbeitet ist, dürften Jahre vergehen.

Ambra Stachow fühlt sich von der Stadt Essen verschaukelt. Seit zwei Jahren ist die Turnhalle der Stiftsschule an der Amselstraße, wo sie Vorsitzende der Schulpflegschaft ist, geschlossen. Eigentlich sollte die längst überfällige Sanierung im Juli beginnen. Wie Ambra Stachow jetzt einem Schreiben der städtischen Immobilienwirtschaft entnehmen durfte, befinden sich die Arbeiten noch in der Vorplanung.

Die Stiftsschule in Stadtwald ist kein Einzelfall. Nicht nur an zahlreichen Schulgebäuden der Stadt tut sich ein gewaltiger Sanierungsstau auf, sondern auch an Turn- und Sporthallen.

Sportbund legt Mängelliste mit 100 Punkten vor

Der Essener Sportbund (Espo) nahm dies jetzt zum Anlass, um in einem Schreiben an Essens Sportdezernentin Simone Raskob noch einmal auf diesen Missstand hinzuweisen. Die jetzt anstehende Aufstellung des Wirtschaftsplanes der städtischen Sport- und Bäderbetriebe (SBE) für das kommende Jahr schien der Sport-Lobby der geeignete Zeitpunkt, werden viele Schulsporthallen nach Schulschluss doch von Sportvereinen genutzt. Deren Vertreter hatten dem Espo von teils hanebüchenen Zuständen berichtet. Mittlerweile liegt der Verwaltung eine Mängelliste mit rund 100 Punkten vor, die der Espo bei den Sportvereinen zusammengetragen hat. „Wir haben schon in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, leider ohne großen Erfolg“, bedauert Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg.

Für die Sport- und Bäderbetriebe ist das also nichts Neues. Sie selbst hatten den drängendsten Reparaturbedarf bereits Ende 2015 auf 8,3 Millionen Euro beziffert. Insgesamt belaufe sich der Instandhaltungsrückstand auf 19,2 Millionen Euro, hieß es. Benannt worden waren damit „nur die kritischsten Sanierungsrückstände“ und das wohlgemerkt nur für jene 29 Hallen, die von den SBE verwaltet werden. Weitere 147 Turn- und Sporthallen hat die städtische Immobilienwirtschaft unter ihren Fittichen. In dieser Woche präsentierte die Immobilienwirtschaft dem für Sport- und Bäder zuständigen Fachausschuss des Stadrates eine Liste mit den ärgsten Sanierungsfällen. Der Aufstellung ist unter anderem zu entnehmen, dass in acht der 36 aufgeführten Hallen die Duschbereiche komplett oder teilweise gesperrt sind.

23 Hallen stehen auf der Prioritätenliste

Das Investitionsvolumen insgesamt beläuft sich auf mehr als 65 Millionen Euro. Die Stadt hatte bereits angekündigt, 50 Millionen aus diversen Förder- und Investitionsprogrammen abschöpfen zu wollen. Die städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE) ist derzeit dabei, eine Prioritätenliste zu erstellen für 23 Sporthallen, die bis Ende 2022 saniert werden sollen. Eine Vielzahl von Hallen sei noch gar nicht erfasst, geschweige denn mit Kosten hinterlegt, heißt es. Im Sportausschuss drängte die Politik deshalb, die Verwaltung möge schnellstens ein Kataster aller städtischen Sportanlagen erstellen, damit man weiß wo man dran ist. Espo-Geschäftsführer Rohrberg schätzt, dass es zehn bis 15 Jahre dauern dürfte, bis der Sanierungsstau komplett abgearbeitet ist.

Derweil ächzen die Sport- und Bäderbetriebe unter den laufenden Kosten. „Wir sind mehr als knapp auf Kante genäht“, sagte Betriebsleiter Michael Kurtz im Sportausschuss und schloss nicht aus, dass Sportanlagen geschlossen werden könnten, sollte die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleisten sein.

Das zurückliegende Jahr 2017 hatten die Bäderbetriebe mit einem Verlust in Höhe von 2,2 Millionen Euro abgeschlossen. Der mit der Prüfung der Zahlen beauftragte Wirtschaftsprüfer schriebt der Politik folgendes ins Stammbuch: Ohne eine deutliche Erhöhung des Zuschusses durch die Stadt Essen seien die Vorgaben nur mit großen Einschnitten bei den Instandhaltungen einzuhalten.

<<< DIE ÄRGSTEN SANIERUNGSFÄLLE

Die Sanierung folgender Schulsporthallen kostet nach Kalkulation der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE) Millionenbeträge:

Berufskolleg Ost ( 2,86 Mio. Euro), Schule Nordviertel (1,5 Mio.) Gesamtschule Holsterhausen (3,6 Mio.), Stiftsschule (1,4 Mio.). Altfriedschule ( 2 Mio.), Schmachtenbergschule (1,1 Mio.), Abwz. Frida-Lewy-Gesamtschule (2,7 Mio.), Friedenschule (2,1 Mio.), Burggymnasium/ehem. Luisenschule (3,1 Mio.), Helmholtz-Gymnasium (1,23 Mio.), Bertha-von-Suttner-Realschule (3,8 Mio.), Gymnasium Borbeck (6,7 Mio.), Schule am Reuenberg (1,9 Mio.), Neuessener Schule (2 Mio.), Bückmannshofschule (2,7 Mio.), Abzw. Schule im Nordviertel 2,7 Mio.), Stadthafenschule (3,4 Mio.) Gustav-Heinemann-Gesamtschule (4 Mio), Abzw. Tuttmannschule (1,6 Mio.), Weiterbildungskolleg (2 Mio.), Helene-Lange-Realschule (3,2 Mio.), Hinsbeckschule (1,8 Mio.), Geschwister Scholl Realschule (2,1 Mio.), Gymnasium Nord-Ost (3,7 Mio.)