Essen. Die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY hat einen brutalen Fall aus Essen gezeigt. Ein Fahnder war live im Studio. Belohnung für Hinweise ausgesetzt.

Mit Hilfe des Millionenpublikums vor den Bildschirmen hat die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ am Mittwochabend versucht, einen besonders brutalen Kriminalfall aus Essen-Überruhr aufzuklären. Selbst die langjährige Aktenzeichen-Chefredakteurin Ina-Maria Reize zeigt sich schockiert von der Skrupellosigkeit der Täter: „Ein schlimmes Verbrechen, bei dem ich mich mit Entsetzen frage, warum Täter so viel Gewalt anwenden.“

Entsetzt von der Brutalität der Täter: Aktenzeichen-XY-Chefredakteurin Ina-Maria Reize.
Entsetzt von der Brutalität der Täter: Aktenzeichen-XY-Chefredakteurin Ina-Maria Reize. © XY/Securitel

Rückblende: Der 11. Oktober 2017 ist ein Herbsttag, den das betagte Ehepaar – sie damals 86, er 93 – wohl nie mehr vergessen wird. Ein alptraumhafter Tag, der die Idylle in ihrem Haus im Springhoffsfeld in Überruhr jäh zerstört.

Eine fünfköpfige Bande, möglicherweise sogar eine Familie, dringt gegen 16.30 Uhr in das Haus ein – in einer Zusammensetzung, die selbst gestandene Kripobeamte selten erleben. Der mögliche Anführer – ca. 45 bis 50 Jahre alt und von stämmiger Statur – wird unterstützt von einer Frau, 40 bis 45 Jahre, sowie zwei jungen Mädchen (12 bis 16 Jahre) und einem höchstens zehn Jahre alten Jungen mit gegeltem Haar.

Das Opfer bricht mit mehreren Knochenbrüchen im Gesicht bewusstlos zusammen

Gesucht: der mutmaßliche Täter.
Gesucht: der mutmaßliche Täter. © Polizei Essen

Der Mann schlägt der Frau in ihrem Schlafzimmer mit der Faust ins Gesicht. Sie bricht blutüberströmt mit mehreren Knochenbrüchen im Gesicht zusammen und verliert das Bewusstsein. Zur gleichen Zeit bedrohen die beiden offenbar noch minderjährigen Frauen den überrumpelten Ehemann im Bad mit dem Tod, danach drückt der Mann auch dem wehrlosen Senior seine Faust mit dem Siegelring ins Gesicht.

Das Martyrium des Ehepaars dauert vielleicht vierzig Minuten, eine kleine Ewigkeit. Ein Nachbar beobachtet etwa gegen 17.10 Uhr, wie die Bande das Haus verlässt. Er glaubt, dass es sich um eine Familie handelt. Im Polizeibericht vom 12. Oktober 2017 ist von „südländischer Abstammung“ die Rede, der überfallene Senior will „Zigeuner“ am Werke gesehen haben.

Die Beute: „Wenig Bargeld, wenig Schmuck“

Wie sich später herausstellt, ist die Beute dieses brutalen Raubüberfalls ziemlich gering. „Wenig Bargeld und wenig Schmuck“, heißt es. Eine minimale Ausbeute, die in keinem Verhältnis zu der groben Gewalt steht.

Ungewöhnlich für die Ermittler des Kriminalkommissariats (KK) 31 und die „XY“-Redaktion ist zweierlei: zum einen die unverhältnismäßige Brutalität, mit der die Täter vorgehen, zum anderen das Mitwirken der beiden Mädchen und des zehnjährigen Jungen.

Aktenzeichen-XY-Moderator Rudi Cerne bat das Millionenpublikum an den Bildschirmen um Mithilfe zur Aufklärung des brutalen Essener Falles.
Aktenzeichen-XY-Moderator Rudi Cerne bat das Millionenpublikum an den Bildschirmen um Mithilfe zur Aufklärung des brutalen Essener Falles. © dpa

Kriminalhauptkommissar Alfons Lammerding vom KK 31 stand XY-Moderator Rudi Cerne in der Live-Sendung Rede und Antwort. Eine Theorie der Essener Ermittler: Möglicherweise plante die Brutalo-Bande gar keinen Raubüberfall, sondern einen Tageswohnungseinbruch. Sie könnten davon ausgegangen sein, dass sich zur Tatzeit niemand in der Wohnung aufhielt. Als das Seniorenpaar auftauchte, könnte die als Einbruch geplante Tat so brutal eskaliert sein.

Den beiden Senioren geht es mittlerweile wieder gut“, erklärte Ermittler Lammerding in der Sendung. Er beschreibt die Tat als besonders brutal. „Das hatten wir bislang auch noch nicht, dass sich eine ganze Familie daran beteiligt.“

XY fragt: Wer hat verdächtige Personen gesehen?

In sechs Fällen bat XY-Moderator Rudi Cerne die Zuschauer am Mittwochabend um Mithilfe, der besonders schockierende Essener Fall war zuletzt an der Reihe.

Aktenzeichen XY zeigte auch das Phantombild des Haupttäters und fragte die Zuschauer: Wer hat am Tattag zwischen 16 und 18 Uhr verdächtige Personen im Bereich Springhoffsfeld/Nockwinkel/Hinseler Feld gemacht? Vielleicht ist auch ein Fahrzeug aufgefallen?

Für Hinweise, die zur Ergreifung des/der Täter(s) führen, gibt es eine Belohnung von 1500 Euro.

>>> POLIZEI ESSEN FAHNDET MIT PHANTOMBILD

Zu dem dringend gesuchten Mann auf dem Phantombild und seinen Komplizen macht die Essener Polizei folgende Angaben: Der Mann wird beschreiben als 45 bis 50 Jahre alt und ungefähr 170 bis 175 cm groß. Seine Haare waren schwarz, leicht lockig und kurz. Er trug einen Oberlippenbart und war mit einer dunklen Jacke bekleidet.

Die Frau (40 bis 45 Jahre)wird beschrieben als 160 bis 165 cm groß und von stabiler Statur. Sie trug dunkle Haare oder ein dunkles Kopftuch.

Das ältere der beiden Mädchen, 16 bis 19 Jahre, trug schwarze Haare zum Pferdeschwanz zusammengebunden und war sportlich gekleidet. Das jüngere Mädchen, 12 bis 14 Jahre, trug längere offene Haare.

Der etwa 10 Jahre alte Junge trug ein graues Oberteil, seine Haare waren gegelt und an den Seiten kürzer.

Hinweise erbitten die Ermittler des Kriminalkommissariats 31 unter der Rufnummer 02018290.