Essen. Die Architekten Josef Rings und Erich Mendelsohn wirkten auch in Essen. Die Alte Synagoge würdigt ihre Baukunst nun mit einer Ausstellung.

Es sind nur Bilder und Texte, die in der Architektur-Ausstellung gezeigt werden, doch sie laden ein zu einer Spurensuche in der Stadt. Denn die beiden so unterschiedlichen Architekten, die jetzt im Rahmen von „100 Jahre Bauhaus im Westen“ in der Alten Synagoge gewürdigt werden, haben auch in Essen gewirkt. „Josef Rings und Erich Mendelsohn: Neues Bauen in Deutschland und Erez Israel“ ist der Titel der Schau.

Josef Rings (1878-1957) stammte aus einer katholischen Familie aus Bad Honnef und war mit einer Jüdin verheiratet. In Essen arbeitet er als Bauabteilungsleiter bei Krupp und gründet den Allgemeinen Bauverein (nun Allbau AG) mit. Er entwirft Arbeitersiedlungen wie Feldhaushof in Huttrop oder Heimatdank in Fulerum. Aber auch die schmucke Eyhof-Siedlung im Stadtwald ist Rings’ Entwurf und die im Krieg zerstörte Festhalle – die alte Grugahalle. Der Höhepunkt seines Schaffens fällt in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg; 1934 emigriert er nach Palästina.

Die Nazis brannten das spektakuläre Jugendheim ab

Gemeinsam sei Rings und Mendelsohn, „dass sie den Zenit ihres beruflichen Erfolges parallel zum sich entfaltenden Bauhaus erreicht hatten und durch den Machtantritt der Nationalsozialisten gezwungen waren, Deutschland Richtung Palästina zu verlassen“, heißt es in der Ausstellung. Doch wo sich der Sozialist Rings der Arbeiterklasse verschrieb, war Erich Mendelsohn ein Architekturstar, der mit dem Einstein-Turm in Potsdam zu Ruhm gelangte, noble Kaufhäuser entwarf und Villen von klaren Linien und kühler Eleganz.

Während Rings’ auch in Palästina – nicht immer realisierte – Siedlungen entwirft, setzt Mendelsohn sich und dem Namensgeber mit der Villa Weizmann in Rehovot ein Denkmal. Eine ähnlich spektakuläre Gabe hatte er mit dem jüdischen Jugendheim 1932 auch Essen gemacht. Die Nazis setzten es als „undeutsches“ Gebäude 1938 in Brand (an der Stelle steht heute die neue Synagoge). Wer den Frevel wie den Verlust ermessen will, dem sei ein Blick in die Dauerausstellung empfohlen, wo jetzt ein Modell des Jugendheims steht.