Essen. . Hygiene: Die Stadt hat am Dienstag zwei Dönerläden in Essens Nordcity geschlossen. Warum sich der Betreiber der beiden Shops verschaukelt fühlt.

Auf der Viehofer Straße in Essens nördlicher Innenstadt gehen die Dönerläden manchmal schneller, als sie gekommen sind. Doch zwei davon gab es seit Jahren.

Am Dienstagnachmittag schloss die städtische Lebensmittelüberwachung diese beiden Betriebe „wegen hygienischer Mängel“, wie es hieß. Es habe sich um Nach-Kontrollen gehandelt, und der Betreiber, der beide Geschäfte unterhält, sei den ersten Anweisungen, die Zustände in seinen beiden Geschäften zu verändern, nicht nachgekommen.

Zwischen Erst- und Zweitkontrolle wechselte der Besitzer

Nur: Zwischen Erst- und Zweitkontrolle hat es offenbar einen Besitzerwechsel gegeben, und der Vorgänger hat seinen Nachfolger offenbar nicht eingeweiht. Dieser Eindruck drängt sich dem auf, der die Lokale jetzt aufsucht. In beiden sind die Lichter aus, in beiden hängt jeweils ein handgeschriebener Zettel an der Tür: „Wir renovieren, sind bald wieder für Sie da.“

54 Schließungen in nur einem Jahr

Die Stadt ist gesetzlich dazu verpflichtet, rund 5400 registrierte Lebensmittelbetriebe im Stadtgebiet regelmäßig zu kontrollieren. Die Kontrollen werden unangekündigt durchgeführt, heißt es. Bei Beanstandungen gibt es Nach-Kontrollen.

Die Beanstandungs-Quote, hieß es schon in einem Bericht für das Jahr 2016, sei hoch und liege bei 45 Prozent. In 54 Fällen sei es im damaligen Jahr zu Teil- oder Komplettschließungen von Betrieben gekommen.

Was nicht mal gelogen ist. Die Tür zu einem der Betriebe ist einen Spalt weit geöffnet; wer das Geschäft am Freitagmittag betritt, trifft auf ein Trio junger Türken, sie hantieren mit scharfem Reinigungsmittel, es riecht nach Chlor. Auch Farb-Eimer und säckeweise Putz zur Wanderneuerung stehen schon bereit. Ein Mann, nur wenig des Deutschen mächtig, ruft seinen Bruder – er ist eigenen Angaben zufolge der neue Betreiber beider Läden. Seinen Namen will er nicht nennen. Ein hochgewachsener Mann, vielleicht Anfang 20, er erzählt: „Ich habe die Betriebe von dem alten Besitzer übernommen, am 6. September habe ich sie erstmals geöffnet, und dann kommt direkt die Stadt und kontrolliert.“

Stadt mahnte Hygiene-Zustände früh an

Was der Vorbesitzer, der den einen Laden fünf und den anderen zehn Jahre lang geführt haben soll, dem neuen Betreiber offenbar nicht gesagt hat: Dass die Stadt bei früheren Kontrollen deutlich angemahnt hat, dass der allgemeine Hygiene-Zustand nicht in Ordnung sei. Dass die Wände und Böden in beiden Geschäften neu gemacht werden müssten. Dass auch der Keller nicht sauber genug sei, „obwohl da nichts gelagert wird“, wie der neue Betreiber versichert. Gammel-Fleisch oder ähnliches sei nicht gefunden worden, bestätigt die Essener Stadtverwaltung.

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Dem Beobachter drängt sich jedenfalls der Eindruck auf: Der neue Besitzer ist vom Vorgänger ein bisschen hinters Licht geführt worden. Wobei auch das wieder nur die halbe Wahrheit ist: „Die nächsten planmäßigen Kontrollen in beiden Läden hätten sowieso bald wieder angestanden“, berichtet Silke Lenz, die Sprecherin der Stadtverwaltung.

Nächste Woche soll wieder geöffnet werden

Der neue Betreiber geht unterdessen fest davon aus, zumindest einer der Betriebe in der nächsten Woche wieder öffnen zu können – mit Döner vom Kalb oder Hähnchen zu zwei Euro das Stück oder dem „Pom-Döner“, Dönerfleisch mit Pommes in der Papptüte, für 2,30 Euro. Er muss sich beeilen, sonst ist die Kundschaft dauerhaft weg: Gleich gegenüber hat erst vor wenigen Wochen ein neuer Imbiss aufgemacht. Dort ist an diesem Freitagmittag kein einziger Platz mehr frei.