Essen-Nordviertel. . „Der Ostermannplatz muss bleiben“ war das Nachbarschaftsfest überschrieben. Was erst einmal blieb, war die Skepsis gegenüber den Vonovia-Plänen.
Kinder bolzen fröhlich auf dem Fußballplatz, die Mütter verteilen selbst gebackenen Kuchen und Getränke, die Väter legen Fleisch und Würstchen auf den Grill – die Szenerie auf dem Ostermannplatz im Eltingviertel wirkt wie ein entspanntes Spätsommerfest. Wären da nicht die beschriebenen Plakate, die am Zaun des Fußballfeldes hängen: „Der Ostermannplatz bedeutet für mich Lebensqualität“, steht dort in großen Lettern, aber auch „Grüne Oase“, „Ein toller Treffpunkt im Viertel“ und „Die einzige schöne Spielmöglichkeit“ -- so sehen die Anwohner den kleinen grünen Platz mitten im Nordviertel.
Kita-Neubau mit 130 Plätzen geplant
Um den auch in Zukunft zu erhalten, sind sie heute hier zusammengekommen. Denn der Immobilienriese Vonovia, dem der Platz gehört, plant einen Kita-Neubau mit 130 Plätzen. Dafür müssten nicht nur acht Bäume fallen, der Ostermannplatz wäre, so befürchten die Bewohner, als Aufenthaltsort verloren.
Um ihre Pläne zu erklären, stellen sich Ralf Feuersenger, bei der Vonovia für die Quartierentwicklung verantwortlich, und Vonovia-Regionalleiter Robert Stellmach den Fragen der Anwohner. Und machen zunächst klar, wie dringend nötig eine Kita sei und dass es nach ausgiebiger Prüfung durch die Verwaltung keinen anderen Platz im Eltingviertel gäbe, an dem diese Pläne so schnell umgesetzt werden könnten. „Natürlich werden wir die Bäume nachpflanzen, die für den Kita-Neubau fallen“, sagt Robert Stellmach und ergänzt: „Sie können alle beruhigt sein: Die grüne Oase bleibt erhalten.“
Fußballspielen und Klönen
Doch damit geben sich die circa 40 Anwohner, die zu der Diskussion gekommen sind, nicht zufrieden: „Wir können den Platz nicht mehr nutzen, wenn die Kita hier ist. Denn der Spielplatz ist dann den Kita-Kindern vorbehalten und wir müssen draußen bleiben“, sagt Harriet Wölki, die im Viertel lebt und ein Atelier betreibt. „Viele Familien mit drei und mehr Kindern wohnen hier. Für sie ist der Platz ein wichtiger Freiraum mitten in der Stadt“, fügt sie hinzu. Und fragt sich, wie viele andere Anwesende auch, warum keine Alternativen ins Auge gefasst werden.
Emotionaler wird Anja Mindt: „Ich liebe diesen Platz, das ist ein Ort der Begegnung. Der darf nicht verloren gehen“, sagt sie. Hier treffen sich nicht nur Jungs zum Fußballspielen und Nachbarn zum Klönen, auch eine Kricketmannschaft trainiert regelmäßig auf dem Ostermannplatz. „Wir wollen nicht nur, dass der Platz als Begegnungsort bleibt, sondern aufgewertet wird“, fordert Anwohner Roland Wulftange, der das Nachbarschaftsfest unter dem Motto „Der Ostermannplatz muss bleiben“ mit organisiert und dazu auch Lokalpolitiker eingeladen hat.
Die sind, wie der Ratsherr Jens Gröne (SPD) oder Bezirkspolitiker Helmut Krautschneider (FDP), ausdrücklich für den Kita-Neubau im Nordviertel. Skeptischer sehen die Linken und die Grünen die Pläne: „Wir sind nicht überzeugt davon, dass das hier der einzig mögliche Standort für eine Kita ist“, sagt Grünen Ratsherr Christoph Kerscht. Und auch Linken-Politiker Wolfgang Freye will sich über Alternativen informieren. Doch das kann manche Bewohner nicht wirklich beruhigen: „Ist doch eh alles schon abgemacht und beschlossen, das ist hier eine Farce“, sagt einer und fügt im Gehen hinzu: „Mit dem Ostermannplatz verlieren wir das Herzstück und die Seele unseres Viertels.“ Unter den Anwohnern scheint sich erste Resignation breit zu machen.
>>> Vonovia schlägt Workshop mit Bürgervertretern vor
Da die Stadtverwaltung am Sonntag am Ostermannplatz nicht vertreten war, habe Vonovia am Montag dem Amt für Städtebauförderung und Stadtentwicklung (Stadtamt 68) eine Art Workshop vorschlagen, so Vonovia-Sprecherin Bettina Benner. Es soll einen Termin mit einer Delegation der aktiven Bürger gegen – möglicherweise organisiert durch Gabi Wittekopf oder Roland Wulftange. Außerdem soll geprüft werden, ob die Politik auch dazu kommen soll.
Der Termin könne nochmals zur Verdeutlichung der Argumente genutzt werden. Ein genauer Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Margarete Meyer (Stadtamt), werde teilnehmen. Insbesondere könnten dann nochmals die Details der Gestaltung des gesamten Eltingviertels aufgezeigt werden. Im Rahmen des freiraumplanerischen Wettbewerbs der Stadt Essen würden sich auch die Straßenräume in Kommunikations- und Begegnungsflächen verwandeln, so Bettina Benner.