An zwei Tagen können sich Jugendliche in verschiedenen handwerklichen Berufen ausprobieren. Kreishandwerkerschaft öffnet seine Lehrwerkstätten.
Während die letzte Bewerbungsphase für Auszubildende noch bis zum 30. September läuft, schielt die Kreishandwerkerschaft schon wieder auf das nächste Ausbildungsjahr. Um junge Erwachsene für das Handwerk zu begeistern, veranstaltet sie am kommenden Freitag, 14. September, und Samstag, 15. September, besondere Aktionen.
Beim Tag der offenen Werkstätten am Freitag öffnet die Kreishandwerkerschaft ihre überbetrieblichen Lehrwerkstätten auf dem Gelände an der Katzenbruchstraße. „Insgesamt haben wir 73 Schulen und Berufskollegs angeschrieben, geantwortet haben allerdings nur sieben“, sagt Kreishandwerksmeister Martin van Beek. „Wir versuchen alles, um die Schüler auf uns aufmerksam zu machen.“
Immer noch viele Vorurteile
Bisher seien rund 250 Schüler der neunten Klassen angemeldet, die am Freitag in die verschiedensten Berufe eintauchen können. Zwischen 9 und 14 Uhr dürfen die Jugendlichen mit anpacken; Meister und Azubis aus Kfz-, Tischler-, Elektro sowie Goldschmiedbereich sind vor Ort und laden zum Mitmachen ein. „Viele Jugendliche verbinden mit Handwerk die gleichen vier Berufe und auch die dazugehörigen Vorurteile. Wir wollen ihnen deshalb die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild zu machen.“ Zudem steht die Arbeitsagentur als zusätzliche beratende Instanz bereit.
Seit drei Jahren bietet die Kreishandwerkerschaft dieses Angebot an – aus Müh und Not. „Wir merken seit Jahren, wie sehr uns der Fachkräftemangel beschäftigt und auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Alleine durch den demografischen Wandel werden in den nächsten Jahren extrem viele Fachkräfte wegfallen und wir haben kaum Leute, die diesen Wechsel auffangen werden“, so van Beek. „Deshalb bemühen wir uns, das Meister-Eder-Image vom Handwerk loszulösen.“
Handwerk öffnet sich für Frauen
Denn viele der insgesamt 130 handwerklichen Berufe seien heute auf Digitalität ausgerichtet und längst nicht mehr so verrufen wie einst. Neben modernisierter Ausbildung ist auch das Thema Frauen im Handwerk viel wichtiger als noch vor zehn Jahren: „In den letzten Jahren hat sich da einiges getan und immer mehr Betriebe öffnen ihre Türen auch für den weiblichen Nachwuchs“, erklärt Martin van Beek.
Noch rund 450 Stellen offen
Noch immer werden täglich Ausbildungen vermittelt, sagt Andrea Demler von der Arbeitsagentur. Generell seien in Essen noch insgesamt rund 450 Stellen offen.
Auch wenn diese Zahl für alle Branchen im Raum Essen gilt, trifft es unter anderem auch die Handwerksberufe. Demler: „Unter den Berufen, die es besonders schwer haben, sind die Ausbildung zum Koch und die zum Maler und Lackierer.“
Natürlich gäbe es immer noch Berufsbilder, denen das Prädikat „typisch männlich“ anhaftet. Dennoch würden immer mehr junge Frauen den Weg in die Tischler- oder Kfz-Ausbildung einschlagen. Auch darum geht es den Veranstaltern an beiden Tagen: „Wir müssen den Ruf des Handwerks endlich ändern und den Jugendlichen als auch den Erwachsenen zeigen, was für Aufstiegschancen es im Handwerk gibt.“
Hohe Karrierechancen
Denn auch für Studenten oder Erwachsene sind die Türen nicht verschlossen: „Schon mit einer guten mittleren Reife können sich im Handwerk viele Türen öffnen. Sogar ein Weg bis zum Studium ist möglich“, sagt van Beek.
Als Ergänzung dazu nutzt die Kreishandwerkerschaft auch den Samstag. Beim bundesweiten Tag des Handwerks feiert die Branche jährlich sich selbst. Neben der „Familienfeier“ werden erneut die Lehrwerkstätten von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Hauptgeschäftsführer Wolfgang Dapprich hofft dann auf weiteren Zuspruch von außerhalb: „Und natürlich den Schülern, die schon am Freitag da waren. Falls Interesse geweckt worden ist, können die Eltern sich auch direkt über den Beruf informieren.“
Denn neben dem Ausbildungsstart 2019 sind weiterhin Stellen für dieses Jahr offen: „Wer am Freitag oder Samstag hier vorstellig wird, kann sich gute Chancen ausrechnen, schnell mit uns ins Gespräch zu kommen“, stellt Dapprich in Aussicht.