Essen-Altendorf. Die Reihe „Kultur im Laden“ soll Besucher nach Altendorf locken. Musik, Tanz und Theater machen Werbung für den Essener Stadtteil.
Kultur findet normalerweise im Theater, Museum, in der Oper oder auf Konzertbühnen statt – und einmal im Jahr auch an der Altendorfer Straße in Fahrschule, Werkstatt oder zugiger Hofeinfahrt: Die Veranstaltungsreihe „Kultur im Laden“ sorgte am Freitagabend für Überraschungen und fröhliche Stimmung auf rund 600 Metern Länge.
Vier Stunden lang gab es an ungewöhnlichen Orten Musik, Tanz, Theater und Kabarett, zehn Geschäfte boten eine Bühne für Kultur. In einer Fahrschule saß Harfenspielerin Zoe Knoop in einem edlen Kostüm vor einer großen Schultafel, auf der sonst die Vorfahrtsregeln erklärt werden, und verzauberte die Besucher mit ihrem Zupfspiel. Schauspieler Francesco Russo empfing seine Gäste nicht wie sonst im Theater, sondern in einem Friseursalon. Dort entführte er sie mit seiner kleinen Improvisation in die Welt der Altendorfer Straße und beschrieb mit Witz und Wehmut ihre Entwicklung. „Das ist für viele Zugewanderte ein Ort zum Ankommen, aber auch ein Ort, an dem viele stecken bleiben“, sagte er in seiner Rolle eines zugewanderten Türken, der sich ein Geschäft auf der Altendorfer Straße aufgebaut hatte.
Besucher wurden zum Nachdenken angeregt
Russos Auftritt regte Besucherin Monika Förster zum Nachdenken an: „Trotz der unterschiedlichen Kulturen fühlen sich viele Menschen in Altendorf heimisch“, sagte sie. Es ist toll, mal hinter die Fassade zu blicken. Eigentlich habe ich den Stadtteil immer gemieden.“ Auch Besucherin Gisela Koch war entgegen ihrer anfänglichen Sorge angenehm überrascht: „Wir mussten uns etwas überwinden, hierhinzukommen. Aber heute haben wir uns sehr wohlgefühlt.“
„Kultur im Laden“ wird nach Frohnhausen exportiert
Kultur an ungewöhnlichen Orten wird es auch in Frohnhausen geben. Am Freitag, 21. September, sorgt die Veranstaltungsreihe des städtischen Kulturbüros erstmals an der Berliner und Frohnhauser Straße für Theater, Tanz, Musik.
Um 18 Uhr beginnt das Programm in verschiedenen Geschäften, Cafés und einem Kiosk. Die Läden schließen erst um 21 Uhr. Dann treffen sich Künstler und Publikum auf dem Gervinusplatz zum musikalischen Absacker.
Genau das möchte das Kulturbüro mit seiner Reihe bezwecken, zum dritten Mal fand die Veranstaltung in diesem Jahr statt. „Wir wollen Leute aus anderen Stadtteilen anlocken und ihnen die Chance geben, Altendorf von einer anderen Seite kennenzulernen“, sagte Projektleiterin Ulrike Vetter. Gleichzeitig solle den Menschen im Stadtteil ein niederschwelliger Zugang zur Kultur ermöglicht werden. „Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass sie nach der Veranstaltung sofort Zugang zu kultureller Bildung haben. Aber es ist ein kleiner Mosaikstein.“
Im nächsten Jahr soll „Kultur im Laden“ in Altendorf fortgesetzt werden, dann wieder früher im Sommer. Denn 2017 sei es beim großen Schlussakkord auf dem Christuskirchplatzvoller gewesen, erinnerte sich Mitveranstalterin Veronika Maruhn. Gefeiert und Zugaben gefordert hat das Publikum in diesem Jahr aber auch.