Essen. Veranstalter der Demo gegen „Rechts“ korrigieren ihre Erwartungen für den 13. September deutlich nach oben. Es gibt aber auch Kritik aus der SPD.

Sie haben die Kirche wie die Kommunisten auf ihrer Seite, und in dem breiten Spektrum dazwischen eine so große Zahl von Unterstützern „gegen rechte Hetze“, dass sie den Wahlspruch „Wir sind mehr“ auch auf die geplante Demo am 13. September münzen: „Mindestens 2000 Teilnehmer“ erwartet Max Adelmann, Sprecher von „Essen stellt sich quer“ für Donnerstag.

Dass die Veranstalter damit ihre bisherigen Schätzungen kurzerhand vervierfachen mussten, erstaunt diese auch selbst. Zumal in Essen – anders als in Duisburg oder demnächst in Gelsenkirchen – der Aufruf, sich „querzustellen“, keine Reaktion auf eine geplante rechtsgerichtete Demo darstellt. Vielmehr, so beteuert Adelmann, hätten in den letzten Tagen so viele Menschen wie nie das Bedürfnis geäußert, auf die Straße zu gehen. Angesichts der Chemnitzer Bilder mit Hitlergrüßen und unverhohlenen Gewaltfantasien sei „eine Grenze überschritten worden“.

SPD-Vize befürchtet ein wechselseitiges Aufschaukeln der Extreme von Rechts und Links

Allerdings ist der Veranstalterkreis wegen seiner Linkslastigkeit nicht unumstritten. „In den Reihen von Essen stellt sich quer marschieren gewaltbereite und vermummte selbst ernannte Antifaschisten“, schreibt Karlheinz Endruschat, stellvertretender Vorsitzender der Essener SPD, im Netzwerk Facebook. Endruschat befürchtet ein wechselseitiges Aufschaukeln der Extreme: „Rechte und Linke demontieren gemeinsam die Demokratie und wir schauen hilflos zu.“ Adelmann ließ diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen: Endruschat möge konkrete Belege für seine „unwahre Behauptung“ nennen.

Grenzt sich im Netzwerk Facebook erneut deutlich gegen „Essen sellt sich quer“ ab: Karlheinz Endruschat, stellvertretender SPD-Vorsitzender in Essen
Grenzt sich im Netzwerk Facebook erneut deutlich gegen „Essen sellt sich quer“ ab: Karlheinz Endruschat, stellvertretender SPD-Vorsitzender in Essen © Socrates Tassos

Der SPD-Vize hatte schon im Vorfeld des letzten SPD-Parteitags mehr Distanz zu Linksextremisten und Antifa gefordert, die unter anderem ein gespaltenes Verhältnis zur Meinungsfreiheit hätten. Bei Essen stellt sich quer seien diese Gruppen zu dominant. Folgen mochte die SPD der Forderung nach Abgrenzung jedoch nicht.

Am 13. September soll es ab 18 Uhr vom Willy-Brandt-Platz aus einen Marsch durch die Innenstadt geben, mit zwei Kundgebungen auf dem Kopstadt- und dem Kennedyplatz. Danach geht’s zurück zum Ausgangspunkt wo ein „Überraschungskonzert“ die Demo bis gegen 21.30 Uhr beschließt. Ob die Polizei ihren Segen zu den Plänen gibt, entscheidet sich beim Koordinierungsgespräch am Freitag. Besondere Brisanz sieht Ralf Menkhorst, Leiter des Staatsschutz-Kommissariats 1 nicht: „Wenn die ganz alleine marschieren, erwarte ich einen ruhigen Abend.“