Essen. . Bahn legt Gutachten vor: Der Bau des Radschnellweges durch das Eltingviertel ist trotz rechtlicher und technischer Hürden machbar.

Gute Nachrichten für alle Radfahrfreunde: Der Bau des Radschnellweges RS 1 durch das Eltingviertel und weiter in Richtung Osten ist sowohl rechtlich als auch technisch machbar. Die schlechte Nachricht: Bis die ersten Radler die 5,4 Kilometer lange Strecke bis zum S-Bahnhof Essen-Kray befahren können, werden noch Jahre vergehen. Auf einen Zeithorizont mochten sich am Donnerstag weder Vertreter der Fachverwaltung noch der Deutschen Bahn festlegen. Essens Planungsdezernent wagte aus eigener Berufserfahrung folgende Prognose: „Es wird eher sechs als vier Jahre dauern.“

An die Adresse jener gemünzt, die der Stadt vorwerfen, den Weiterbau des RS 1 mit Rücksicht auf die gewünschte städtebauliche Entwicklung des Eltingviertels zu verzögern, formulierte Best: „Dass man schnips macht und anfängt zu radeln – damit haben wir hoffentlich aufgeräumt.“ Allen voran Vertreter der Radfahrverbände sehen die Planungsverwaltung auf dem Bremspedal.

Der Bahndamm im Eltingviertel ist kein Hindernis

Die Ergebnisse der im Auftrag der Bahn erstellten Machbarkeitsstudie, die Gutachter Jochen Kieserling den Mitgliedern des Planungsausschusses vorstellte, dürften indes auch Kritiker begrüßen. Als Hürde für den Weiterbau des RS 1 von der Gladbecker Straße galt bislang der Bahndamm, der das Eltingviertel von der nördlichen Innenstadt trennt. Einmal pro Tag wird das jenseits der Schützenbahn gelegene Betriebsgelände von Evonik von einem Güterzug, bestehend aus Lok und sechs bis acht Kesselwagen, angedient. Dafür rollt der 200 Meter lange Zug von Osten kommend auf den Bahndamm im Eltingviertel, um dann rückwärts auf das Evonik-Gelände zu rangieren. Wie der Gutachter ausführte genügt es aber, wenn der Zug aus Richtung Osten nur bis zur Schützenbahn vorfährt. Der Bahndamm im Eltingviertel würde nicht benötigt. Die Prellböcke, die das Gleisende markieren, müssten von der Gladbecker Straße an die Schützenbahn verlegt werden. Das Evonik-Gelände soll schließlich eine neue, direkte Zufahrt von Osten her erhalten.

Auch für die Querung des verbliebenen Gleises weiter westlich in Höhe des Stoppenberger Bachs wurde eine Lösung gefunden. Radfahrer müssen hier auf dem RS 1 von der nördlichen Seite des Gleises auf die südliche gelangen. Niveaugleiche Querungen sind jedoch nicht mehr zulässig, die rechtlichen Hürden für den Bau einer solchen kaum zu überwinden. Der Gutachter schlägt deshalb vor, das Radfahrer die Gleise unterqueren, der RS 1 würde in einer Art Zickzackkurs gebaut, um einen Höhenunterschied am Stoppenberger Bach von sechs Metern zu überwinden. Für Radfahrer sei das nicht die bequemste Lösung, merkte Ratsherr Christoph Kerscht (Grüne) an. Der Vorteil: Sie ist machbar.

Gutachter: „Wir haben für jedes Problem eine Lösung“

Das gilt auch für den weiteren Streckenverlauf, obwohl dieser unter Hochspannungsleitungen entlang führen würde. Die Bahntochter DB Netz habe dies zunächst skeptisch gesehen, sei aber damit einverstanden, wenn der Radweg durch einen geerdeten Zaun von den Gleisen getrennt wird. „Wir haben für jedes Problem eine Lösung gefunden“, bilanzierte Gutachter Jochen Kieserling und ließ durchblicken, dass damit nicht zwingend zu rechnen war.

Der gordische Knoten wäre damit allerdings nur gelockert, nicht durchschlagen. Allein die notwendige eisenbahnrechtliche Entwidmung des Bahndamms im Eltingviertel wird nach Einschätzung der Bahn mindestens ein Jahr dauern. Zu klären wären ferner Grundstücksfragen, Linienverlauf und nicht zuletzt die Frage, wer’s bezahlt. „Im Raum stehen vielleicht zweistellige Millionenbeträge“, sagte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. Auch auf diese Frage wird sich am Ende eine Antwort finden. Politisch ist der Radschnellweg gewollt. Dass der RS 1 kommt, davon darf man mehr denn je ausgehen. Offen bleibt, bis wann.

<<< DAS WOHNUNGSBAUPROJEKT

Die Stadt Essen hält an dem Plan fest, den Bahndamm im Eltingviertel abzutragen und durch eine Wohnbebauung zu ersetzen, in die der Radschnellweg integriert wird. Wie das aussehen soll, könnte das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs sein, so Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. In einem nächsten Schritt würde die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen. Als Investor will der Allbau seinen Hut in den Ring werfen. Auch das Wohnungsbauunternehmen Vonovia ist weiter interessiert.