Essen. . Das traditionsreiche Kükelhaus-Berufskolleg, das auch Berufe für die Mode-Branche lehrt, verliert seit Jahren an Schülern. 2020 soll Schluss sein.

Die Stadt plant, das Hugo-Kükelhaus-Berufskolleg im Jahr 2020 zu schließen. Das traditionsreiche Haus, das als „gewerbliche Mädchenberufsschule“ startete und seit 1966 im Südviertel im Schatten der Evonik-Gebäude sitzt, verliert seit Jahren an Schülern.

Die Zahl sei in einem solchen Maß zurückgegangen, „dass es zunehmend schwierig wird, eine angemessene (Fach-)Lehrerversorgung sicher zu stellen“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung, mit der sich der Schulausschuss in der kommenden Woche beschäftigen soll.

Textilwirtschaft hat an Bedeutung verloren

Das Kükelhaus-Berufskolleg als eins von neun städtischen Kollegs bietet Bildungsgänge bis zum Abitur in den Bereich Textil- und Hauswirtschaft sowie gestalterischen Berufen an. Besonders die Beschäftigung in der Textilwirtschaft habe massiv an Bedeutung verloren, heißt es. Berufe wie „Modistin“ würde es in der Wirtschaft kaum noch geben.

Im letzten Schuljahr besuchten noch 981 junge Erwachsene das „Kükelhaus“-Kolleg. Vor acht Jahren waren es noch mehr 1300. Mit dieser Entwicklung steht das Kükelhaus-Kolleg keinesfalls alleine da: Stadtweit, registriert die Schulverwaltung, habe die Zahl der Berufsschüler an städtischen Kollegs in den letzten acht Jahren um rund 3000 Männer und Frauen abgenommen.

Zerspaner oder Metallbauer mussten woanders schon gehen

So mussten andere Berufskollegs bereits Bildungsgänge wie „Zerspaner“ oder „Metallbauer“ an Kollegs anderer Städte abgeben. Auch im Banken- und Versicherungswesen macht sich der Stellenabbau und die schwindende Zahl von Auszubildenden längst bemerkbar.

Doch das Kükelhaus-Kolleg hat – neben sinkenden Zahlen – zwei Probleme, die andere Häuser nicht haben: Es ist längst mit Abstand das kleinste städtische Berufskolleg. Und die inhaltlichen Schwerpunkte – Gestaltung und Hauswirtschaft – werden auch an anderen Berufsschulen in Essen unterrichtet.

Verbliebene Schüler sollen wechseln

Entsprechend sollen die verbleibenden Schüler im Jah 2020 umziehen – zum Beispiel ans Berufskolleg Ost, das einen Schwerpunkt in Sachen Gestaltung hat. Schüler mit hauswirtschaftlichen Fächern bzw. Ernährung und Körperpflege sollen künftig ans Berufskolleg im Bildungspark (Altenessen), das eine lange Tradition in diesem Fachbereich hat. „Jede begonnene Ausbildung“, betont die Schulverwaltung, „soll ordentlich zu Ende geführt werden.“ Die Lehrer sollen dem Vernehmen nach ebenfalls mit den Schülern an die anderen beiden Schulen wechseln.

Der Namensgeber der Schule

Hugo Kükelhaus war ein Tischler, Künstler und Pädagoge, der 1900 in Essen geboren wurde. Ihn interessierte die Entwicklung des Menschen in seiner Umwelt. Er schuf Experimentier- und Spielstationen, die heute als „Erfahrungsfelder der Sinne“ beliebt sind.

Erfahrungsfeld „Phänomania“ in Essen: Am Handwerkerpark, Katernberg, 30 10 30.

Der Wechsel soll ab Oktober vorbereitet werden – wen nötig, auch mit einer externen Moderation. Sowohl das Berufskolleg Ost – wird derzeit umfassend saniert – als auch das Berufskolleg im Bildungspark – bezog 2009 neu gebaute Räume – gelten als baulich gut ausgestattet bzw. stehen vor einer technischen Erneuerung. Entsprechend hält die Schulverwaltung den Zeitpunkt der Schließung des Kükelhaus-Kollegs im Juli 2020 als „günstig“.

Das Gebäude an der Gärtnerstraße wird freilich weiter gebraucht – denn die zwei Berufskollegs, die die verbliebenen Kükelhaus-Schüler aufnehmen sollen, haben nicht unbegrenzt Platz. Der Zustand des Hauses im Südviertel gilt aber derzeit als ausgesprochen kritisch.