Essen. . Eine Krankenschwester (44) erzählt, wie ihr der Einstieg nach langer Elternzeit geglückt ist. Kollegen und die Arbeitsagentur haben geholfen.
14 Jahre war Melanie H. zu Hause. Die erste Geburt, die zweite Geburt, dann die Kindergarten- und Schulzeit. „Ich wollte für meine Kinder da sein“, sagt die 44-Jährige. Sie ist ein vorsichtiger Mensch, möchte deshalb nicht ihren vollständigen Namen an dieser Stelle lesen. Dabei ist sie ein gutes Beispiel und könnte ein Vorbild für andere Frauen in einer ganz ähnlichen Situation sein. Sie hat es geschafft, nach langer Auszeit zurück in den Beruf zu finden. Seit Februar arbeitet sie wieder als Kinderkrankenschwester.
„Für uns ist Schwester Melanie ein Glücksfall“, sagt Prof. Christopher Mohr, Direktor der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an den Kliniken Essen-Mitte/Huyssens-Stiftung. Hier kümmert sich die Wiedereinsteigerin um die jungen Patienten. „Neben ihrer Berufserfahrung bringt sie auch Lebenserfahrung mit. Das hat sie sofort ausgestrahlt“, sagt Mohr. Gerade in der Pflege könne nicht nur mit Anfängern gearbeitet werden, „hier muss die Mischung stimmen“.
Zunächst eine Infoveranstaltung bei der Arbeitsagentur
Melanie H. hat sich im zweiten Anlauf für ein Berufs-Comeback entschieden. Vor einigen Jahren hatte sie sich schon einmal locker bei der Agentur für Arbeit informiert, sich dann aber doch lieber weiter in Vollzeit um die eigenen Kinder gekümmert. Die beiden sind jetzt groß, 12 und 14, und recht selbstständig. „Ich habe die intensive Zeit mit ihnen genossen, aber im vergangen Jahr gab es den Moment, in dem ich wusste, dass ich wieder arbeiten möchte“, sagt die Krankenschwester. Über die Agentur für Arbeit hat sie zunächst mit einer Infoveranstaltung für Wiedereinsteigerinnen und danach mit einer offenen Gruppe, in der sich Frauen in ähnlichen Situationen austauschen, die ersten Schritte zurück in das Berufsleben gemeistert.
Plötzlich ging alles ganz schnell: Im Dezember brachte ihr Sabrina Marquardt von der Arbeitsagentur die Stellenausschreibung der Kliniken Essen-Mitte mit, im Januar dann das Vorstellungsgespräch, im Februar der erste Arbeitstag. Melanie H. arbeitet auf einer 80-Prozent-Stelle. „Für uns sind motivierte und glückliche Mitarbeiter auf einer Teilzeitstelle wertvoller als unmotivierte auf einer vollen Stelle“, sagt Klinik-Direktor Christopher Mohr.
Überall ist von einem Fachkräftemangel in der Pflege zu hören. Und Berechnungen, die Arbeitsagentur-Leiterin Andrea Demler herausgesucht hat, sprechen dafür, dass alles noch dramatischer werden könnte: „40 000 Beschäftigte in Essen werden in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Allein in der Gesundheitsbranche werden dann 7600 Fachkräfte fehlen. Mit Ausbildungsplätzen allein kann man das gar nicht auffangen.“
Mit Veränderungen kommt sie klar
Melanie H. hat sich schnell in ihrem neuen Beruf, der auch ihr alter war, zurechtgefunden. „Mir kommt es nicht so vor, als wäre ich 14 Jahre raus gewesen“, sagt sie und lacht. Sicherlich hätten sich die Aufgaben einer Krankenschwester verändert, sie habe nun mehr mit Dokumentation und Organisation zu tun als früher, „aber ich habe viele Fragen gestellt und bin auf sehr hilfsbereite Kollegen gestoßen“.
Austausch bei der Arbeitsagentur „Fakt – Frauen aktiv“
Die Arbeitsagentur ermutigt Frauen, auch nach längerer Auszeit den Schritt zurück in den Beruf zu wagen. Unter dem Namen „Fakt – Frauen aktiv“ bietet die Agentur einen lockeren Austausch. Sabrina Marquardt und Bettina Borrmann organisieren das. Sie sind die Beauftragten für Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Nächster Termin ist Dienstag, 11. September, um 9.30 Uhr in der Arbeitsagentur, Berliner Platz 10.