Essen-Kettwig. . Matthias Scheidig ist schnell. Der Kettwiger zeichnet, malt und sprayt schnell. Das macht er gut. Sehr gut und auch sehr erfolgreich.

Matthias Scheidig ist schnell. Er zeichnet, malt und sprayt schnell. Das macht er gut. Sehr gut und sehr erfolgreich. Er ist Spielzeuggestalter, Illustrator, Live-Zeichner, Wandgestalter, Air-­Brusher. Und er erzählt schnell. Viel hat der 41-Jährige bislang in sein Leben gepackt. Viel Kunst, viele Menschen, viele Orte. Seit 2016 hat er sein Atelier in Kettwig, mitten im Gewerbegebiet Teelbruch.

Ein riesiger Berg an Kreativem

Unter „Möestyle“ firmiert er. Möe – sprich Mö. „Das war schon immer mein Spitzname.“ Vorher arbeitete er im Unperfekthaus. Stimmt aber auch nicht, denn er arbeitet eigentlich immer. Und überall. Er zeichnet, während er redet, und erklärt schlicht den jetzt schon riesigen Berg an Kreativem: „Wenn du jeden Tag etwas machst, kommt schon was zusammen.“

In Kettwig wohnt er seit 2009. Der Stadtteil ist ihm irgendwie passiert. „Ich habe damals anderthalb Jahre auf einer Rinderfarm in Irland gearbeitet. Nachts habe ich Kühe eingefangen, tagsüber im Hafen tätowiert und für Omas Landschaften in Öl gemalt. Und ich habe gewusst, wenn ich dort bleibe, würde ich versacken. Also musste ich gehen.“ Ein Freund machte sich in Mülheim selbstständig, Matthias Scheidig half ihm, wohnte und arbeitete dort.

Räuchermännchen, Nussknacker und Spieldosen

Und dann kam eines Tages eine Mountainbike-Tour. „Wir fuhren durch den Wald, und als wir da wieder rauskamen, fiel mein Blick auf Kettwig. Was ist das für ein niedliches Nest...“ Er suchte sich eine Wohnung und blieb. Vorerst. Denn „ich sitze gefühlt immer auf gepackten Koffern“. Vor den Kettwigern hatte man ihn damals gewarnt, man kriege so schnell keinen Fuß in die Tür. Stimmt wohl nicht so ganz. Er hat viele gute Erfahrungen gemacht, aber „am wichtigsten ist es, dass der Ort, an dem ich lebe, angenehm ist. Das brauche ich.“

Matthias Scheidig ist in Dorsten aufgewachsen, hat eine Lehre zum Stahlbauschlosser gemacht. Und er ist viel gereist, hat in Irland gearbeitet, für Abu Dhabi, auch in England, Amerika, Südkorea, Russland, Südafrika und Griechenland. Eine ganz wichtige Etappe: Nach seinem Zivildienst ging er nach Thüringen. Nach Sonneberg. Die Gestaltung von Spielzeug hat ihn schon immer fasziniert. Das studierte er dann auch gleich, weil halbe Sachen nicht wirklich sein Ding sind. Machen und fertig eben. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre als festangestellter Designer bei einem Traditionsunternehmen im Erzgebirge. Matthias Scheidig; „Bis heute entwerfe ich neue Räuchermänner, Nussknacker und Spieldosen.“

Eine Band mit ,R’

Zum Thema Räuchermännchen gibt es noch eine ungewöhnliche Geschichte. Da rief ihn doch eines Tages eine Mitarbeiterin dieses Traditionsunternehmens an. Es hätte sich so eine Band gemeldet. Und die wollten als Räuchermännchen designt werden. Irgend so eine Band mit ,R’. Die Lösung: Rammstein war’s. Okay. Durchatmen. Und dann – machen. „Ich habe jedes einzelne Mitglied als Räuchermännchen gestaltet, die Entwürfe ins Erzgebirge geschickt. Dann bekam ich die Drehteile.“ Zusammenbauen, anmalen. Der Prototyp war fertig. Einmal Rammstein aus Holz steht in Matthias Scheidigs Atelier in der Vitrine. Und auch im Fanshop der Metal-Band kann man sich das Ergebnis noch anschauen. Allerdings nicht mehr kaufen. Vergriffen. „Die waren damals schnell weg.“

Sprayen in 21 luftiger Höhe

Ungewöhnliche Aufträge sind für ihn Alltagsgeschäft. Vor kurzem erst. Für einen Schrott- und Metallhändler aus Borken hat er ein neues Logo entworfen. Der Firmenname, ein Bagger – schick und unverkennbar Scheidig. Nur für Werbe-Kaffeepötte irgendwie verschenkt. Dann doch gleich als Wandbild auf die Firmenhalle. Knapp 300 Quadratmeter in 21 Metern Höhe – Spraydose auf Profilblech mit Hubsteiger. Und alles aus der Hand.

2017 entstand im Atlantis Erlebnisbad Dorsten ebenfalls ein Wandgemälde – auf 250 Quadratmetern, in 15 Tagen. 2017 auch sein bislang ungewöhnlichstes Airbrush-Projekt: Der Lambda Ford GT3 „Diamond Edition“ wird beim Gulf Supercar Festival in Abu Dhabi präsentiert. Der 2,3 Millionen Euro teure Wagen hat rundherum die Bemalungen von Matthias Scheidig.

Bunte Stromkästen für Haarzopf

Aber es geht natürlich auch gern eine Nummer kleiner. Da verwandelt der Kettwiger ein Kinderzimmer in eine Strandlandschaft. Oder er macht den Bürgerverein Haarzopf glücklich. Dort hat er die öden Stromkästen ordentlich aufgehübscht. Teilweise auch in Zusammenarbeit mit Schulen. „Eine tolle Sache“, findet Matthias Scheidig. „Das würde sich auch mal in Kettwig anbieten.“

Und da er gedanklich schon mal im Stadtteil angekommen ist: „Die große Wand des Theodor-Heuss-Gymnasiums hätte es auch dringend nötig...“

„Ich liebe es, zu zeichnen“

Auf seiner Homepage schreibt Matthias Scheidig: „Ich liebe es, zu zeichnen. Schon als Kind war mein Lieblingsspielzeug der Zeichenstift. In der Lehre durfte ich als einziger Azubi technisch viel freihand zeichnen, einfach weil ich so schneller und genauer arbeite als mit dem Kurvenlineal. Später im Studium wurde meine Fähigkeit zum Schnellzeichnen erkannt und besonders gefördert.“

Alle weiteren Informationen zur Arbeit von Matthias Scheidig gibt es unter moestyle.de oder bei Facebook.