Essen.. Die Bekleidung kann nicht warm genug sein? Geh-Pausen sind Verlierer-Pausen? Stimmt nicht. Unsere Experten erklären, was beim Joggen gut tut.
Laufen ist großartig. Es baut Stress ab, macht fit, aktiviert Glückshormone. Genug Gründe, um die Joggingschuhe zu schnüren. Doch Vorsicht: Es wird auch viel Quatsch erzählt. Mit den Experten Hajo Schumacher und Jörg Bunert räumen wir die „Zehn großen Lauf-Lügen“ aus dem Weg. Schumacher (54) ist Journalist und Moderator. Unter dem Pseudonym Achim Achilles schreibt er launige Lauf-Kolumnen und Bücher. Jörg Bunert (63) hat die Bunert-Laufsportläden gegründet. Es gibt sie unter anderem in Essen, Dortmund und Duisburg. Er organisiert Lauf-Veranstaltungen und war 15mal schnellster Deutscher beim New-York-Marathon.
1. Trinken, trinken, trinken!
Man kann es tatsächlich auch übertreiben. Untersuchungen bei großen Marathon-Veranstaltungen haben aufgedeckt, dass einige Läufer überwässert waren. Immer wieder beobachtet Jörg Bunert Hobbyläufer, die schwere Wasserrucksäcke mit sich herumtragen. „Die frage ich dann: Wollt ihr duschen oder trinken?“ Experten raten: trinken, sobald sich der Durst meldet. Aber Flüssigkeitsvorräte in Höckern speichern, das können allenfalls Kamele.
2. Ohne Pulsuhr läuft nichts
Technischer Schnickschnack wie eine Pulsuhr ist für Läufer ein nettes Extra – mehr aber auch nicht. Entscheidend sei, so Achim Achilles, in den eigenen Körper zu horchen. Konsequenten, fortgeschrittenen Sportlern empfiehlt er folgenden Trainingsplan: „Dreimal pro Woche laufen. Einmal schneller als sonst, einmal länger als sonst, einmal gerade so, wie es Spaß macht.“
3. Unter 30 Minuten muss man gar nicht anfangen
„Blödsinn. Jede Minute Bewegung ist besser als nichts“, sagt Jörg Bunert. Das gilt nicht nur für das Joggen, sondern für jede Treppe, die statt des Aufzugs genommen wird.
4. Wer sich hohe Ziele setzt, hält besser durch
Aber nein. „Von heute auf morgen soll alles ganz schnell gehen. Am besten in sechs Wochen zum Marathon, dabei schafft man die 42 Kilometer kaum mit dem Fahrrad.“ Achim Achilles rät: Realistische Ziele setzen und – Achtung! – diese halbieren.
5. Das Beste ist, morgens zu laufen
Auch hier gilt: Besser ist es, auf die innere Stimme zu hören. Wer in der Früh schon Probleme damit hat, unfallfrei die Kaffeemaschine zu erreichen, sollte lieber erst später laufen. Einige Studien belegen zwar, dass beim Laufen vor dem Frühstück am meisten Fett verbrannt wird, weil die Speicher dann noch leer sind und Reserven angegriffen werden, aber das ist nicht für jeden gut.
6. Laufen macht schlank
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Achilles sagt: „Muskeln sind schwerer als Fett. Der Körper benötigt eine Weile, bis sich das Gewicht zurechtgeruckelt hat.“ Vieles hänge vom Essverhalten ab. Pro Stunde verbrauche der Läufer ungefähr sein Körpergewicht mal zehn in Kalorien. Wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als er auf der Joggingstrecke verloren hat, wird es später auf der Waage ungemütlich finden.
7. Warme Klamotten unterstützen die Fett-Verbrennung
„Es gehört zu den größten Fehlern, die Lauf-Anfänger machen: Sie ziehen sich viel zu dick an“, sagt Jörg Bunert. Viele seien der Meinung, dass durch das starke Schwitzen mehr Fett verbrannt wird. „Sie berücksichtigen nicht, dass ihnen nach fünf Minuten Bewegung ohnehin warm wird.“ Bunert empfiehlt folgende Laufbekleidung: ab 14 Grad kurze Hose und T-Shirt, bei 10 bis 14 Grad ein Langarmshirt, unter 10 Grad auch eine lange Hose.
8. Nach dem Laufen kommt die Belohnung
Liebe Sportler, bitte tapfer sein: Von Belohnungen rät Achim Achilles ab. Zumindest von denen, auf die viele Läufer hoffen. „Nach einer Stunde Joggen hat man noch nicht einmal eine Salami-Pizza geschafft.“ Vor allem Menschen, die mit Hilfe des Sports abnehmen möchten, sollten sich nicht den Bauch vollschlagen. Außerdem, findet Vor-Läufer Achilles, müsste der Stolz doch Belohnung genug sein. Der Stolz, etwas geleistet und dem Körper Gutes getan zu haben.
9. Nach 100 Einheiten sind die Schuhe hin
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Der Sportartikelindustrie wäre es wohl am liebsten, Läufer würden sich nach jedem Training neu einkleiden. Das ist natürlich Quatsch. Experten empfehlen gerade Anfängern: Einfache Sportschuhe mit einer glatten Sohle reichen fürs Erste aus. Wer regelmäßig mehrere Minuten am Stück läuft, sollte sich passende Joggingschuhe zulegen. Am besten ist: Achte auf deinen Körper! Wenn es am Fuß zwickt, muss ein neues Paar her.
Achim Achilles erinnert an Folgendes: „Da wackeln einige Frauen auf Stöckelschuhen zehn Stunden durch ihren Job und sorgen sich dann um ihre Knochen, wenn sie 20 Minuten locker durch ihr erstes Training traben sollen.“
10. Wer geht, hat verloren
Unsinn! Besonders Einsteiger wollen zu schnell zu viel. Das sind dann die, die pumpen wie ein Maikäfer. Für sie gilt: minutenweise abwechselnd laufen und gehen, Intervalle langsam steigern.