Essen-Rüttenscheid. In der Villa Rü in Rüttenscheid wird über einen „Fair-Teiler“ seit zwei Jahren Essen verschenkt. Wegen des Brandschutzes ist damit Schluss.

Nach einer Brandschau in der Villa Rü wird es im Rüttenscheider Bürgerzentrum Veränderungen geben. Der „Fair-Teiler“ im Eingangsbereich, über den Lebensmittel geteilt und verschenkt werden, wird am Mittwoch abgebaut. Die sonst volle Pinnwand im Foyer ist bereits nackt, der kostenlose Büchertisch verschwunden. „Wir haben die Verantwortung für bis zu 1000 Besucher täglich. Deshalb reagieren wir sofort, wenn die Feuerwehr uns sagt, dass etwas verändert werden muss“, sagt Werner Settels, Leiter der Villa Rü. Ganz aufgegeben hat er den „Fair-Teiler“ aber noch nicht.“

„Bitte nichts mehr anpinnen!“ Werner Settels, Leiter der Villa Rü, muss andere Lösungen finden, um die Besucher über das Angebot im Haus zu informieren.
„Bitte nichts mehr anpinnen!“ Werner Settels, Leiter der Villa Rü, muss andere Lösungen finden, um die Besucher über das Angebot im Haus zu informieren.

Der Feuerwehr ist bei einer Begehung aufgefallen, dass der Kühlschrank und das schmale Regal des „Fair-Teilers“ in einem – wenn auch sehr breiten – Flucht- und Rettungsweg stehen. „Diese Wege müssen frei sein von Brandlasten“, sagt Settels. „Als das Angebot mit den Lebensmitteln vor zwei Jahren startete, haben wir zwar an die Hygiene gedacht, aber nicht an solche Sachen.“ Sogar seit Jahrzehnten hängt schon die Pinnwand in der Villa Rü. „Davor standen immer Leute, es war ja für jeden etwas dabei.“ Auch die Wand nun: eine Brandlast. „Wir werden uns Alternativen überlegen müssen und noch mal das Gespräch mit der Feuerwehr suchen, vielleicht bekommen wir da ja noch Tipps“, erklärt Settels. Mut machen ihm zahlreiche Anrufe und Nachrichten in den sozialen Medien, viele Nutzer wollen Lösungen suchen oder einen neuen Standort für den „Fair-Teiler“ finden. Deshalb wird am 21. August eine Diskussionsrunde in der Villa Rü stattfinden.

Schließung bereitet Essener „Foodsharern“ Probleme

Michaela Neumann und Roger Rumpel aus der Essener „Foodsharing“-Bewegung installierten das Angebot im Bürgerzentrum. „Es hat sich seitdem super entwickelt, mehrfach täglich wurden manchmal der Kühlschrank und die Regale aufgefüllt“, erzählt Neumann. Dafür arbeitete man auch mit Supermärkten und Bäckern zusammen. Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden konnten – Brötchen vom Vortag, nicht mehr ganz frischer Salat –, wurden zum „Fair-Teiler“ gebracht, dort konnte sie jeder mitnehmen, der mochte. „Zum Teil wird das Angebot von Bedürftigen genutzt, aber auch von Leuten, die einfach die Idee gut finden, Lebensmittel zu retten“, erzählt Settels, der sich über den „Fair-Teiler“ im Haus freute. „Es war ein Nehmen und Geben, wie man es sich nicht besser hätte vorstellen können. Das ist eine ganz wichtige Geschichte für diese Einrichtung.“

Diskussion über die Zukunft des „Fair-Teilers“

Die Villa Rü lädt für Dienstag, 21. August, zu einer Diskussionsveranstaltung über die Zukunft des „Fair-Teilers“ ein, bei dem Lösungen oder ein neuer Standort gesucht werden sollen. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr das Elterncafé des Bürgerzentrums an der Girardetstraße 21.

Infos zu „Foodsharing“-Angeboten gibt es im Internet: facebook.com/foodsharing.Essen.

Für Neumann, Rumpel und ihre Mitstreiter in der „Foodsharing“-Bewegung bedeutet der Wegfall des Standorts in Rüttenscheid ein großes Problem. Sie haben ihren Partnern versprochen, alle bereitgestellten Lebensmittel regelmäßig abzunehmen. Zwar bestücken sie noch andere „Fair-Teiler“ in der Stadt, die könnten die Menge an Waren aus Rüttenscheid aber nicht aufnehmen. „Hier hatten wir den größten Durchsatz“, sagt Rumpel. Lange habe man Überzeugungsarbeit leisten und für das Projekt werben müssen, nun wolle man den Partnern keine Abfuhr erteilen und die Lebensmittel plötzlich nicht mehr einsammeln. „Wir versuchen das jetzt aufzufangen und zu managen, aber es wird schwer für uns.“