Essen. . Das Essener Handwerk befürchtet, bei der Verteilung der „Filetgrundstücke“ zu kurz zu kommen und meldet sich jetzt deutlich zu Wort.
In die politische Debatte um neue Schulstandorte und Wohnbauflächen schaltet sich nun das Essener Handwerk ein. In einer Erklärung fordert die Kreishandwerkerschaft Essen von der Stadt und Politik, mehr Flächen für ihre Mitgliedsbetriebe in zentraler Lage auszuweisen. „Wir haben die Sorge, dass unsere Interessen in der laufenden Diskussion untergehen“, bestätigte der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Wolfgang Dapprich.
„Die Menschen möchten heute nah an ihrem Wohnort arbeiten, und der Kampf um die Filetstücke der Stadt darf nicht einseitig zulasten des Mittelstands gehen.“ Dapprich verwies auf mehrere Tischlereibetriebe, die vor einigen Wochen bei der Kreishandwerkerschaft vorgesprochen hatten, weil sie keine Erweiterungsflächen in Essen finden. Vor allem im Süden fehlten Gewerbeflächen, wo wiederum in der Vergangenheit wohnortnahe Gewerbeflächen ohne Ersatz weggefallen seien. „Leider sind in der Stadt zahlreiche Gewerbegebiete für Wohnungsneubauten umgewandelt worden, ohne der Wirtschaft neue Flächen zuzuweisen“, so Dapprich.
Gewerbeflächen ohne Ersatz verschwunden
Als Beispiele nannte er das ehemalige Areal der Zementfabrik in Kupferdreh, die Markmann&Moll-Gewerbefläche in Kettwig, wo heute das Wohngebiet Am Ruhrbogen steht oder das Gelände von Holz Conrad in Rüttenscheid. „Der Verdrängungswettbewerb an den Stadtrand und darüber hinaus setzt sich fort. Das Handwerk und der Mittelstand sind aber als Steuerzahler und Arbeits- sowie Ausbildungsplatzbeschaffer das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt und gehören als solche auch in ihre Mitte“, betont Dapprich.
Die Verdrängung an den Stadtrand widerspricht aus seiner Sicht zudem den aktuellen Diskussionen um Luftreinhaltepläne und Dieselfahrverbote. Wenn man den wohnortnahen Handwerker und kurze Fahrtwege wolle, müsse man entsprechend auch zentrumsnahe Gewerbeflächen anbieten. So wäre beispielsweise das Thurmfeld ein geeignetes Areal gewesen, um dort Handwerksbetriebe anzusiedeln. Der Vorschlag kommt allerdings zu spät: Denn die Universität wird dort ein wasserwirtschaftliches Institut errichten.
Hoffnungen liegen auf Masterplan Industrie
Große Hoffnungen setzt die Kreishandwerkerschaft unterdessen in den „Masterplan Industrie“, der allerdings schon fast in der Versenkung verschwunden war. Mehrere Essener Wirtschaftsverbände machen sich derzeit dafür stark, diesen wieder aufleben zu lassen. Das Handwerk sei dabei, betonte Dapprich. Mit dem Masterplan will die Wirtschaft die Forderung nach mehr Gewerbeflächen – auch im Süden der Stadt – erneut an die städtischen Politiker herantragen, obwohl sie mit diesem Anliegen vor einiger Zeit schon einmal gescheitert waren. „Unsere Aufgabe wird es sein, mit Vorschlägen zu kommen“, so Dapprich.