Essen. Die Wunschkindklinik Novum gibt es seit 1981 in Essen. Professor Katzorke und sein Team haben seitdem über 100.000 Kindern auf die Welt geholfen.
Professor Thomas Katzorke hat eigentlich den schönsten Beruf der Welt: Seit 1981 verhilft er ungewollt kinderlosen Paaren zum Wunschkind. Seine private Klinik „Novum“ war damals deutschlandweit die erste, die die Reagenzglasbefruchtung angeboten hat. 37 Jahre später schaut der 70-jährige Reproduktionsmediziner Katzorke auf eine äußerst erfolgreiche Zeit zurück: Über 100 000 Kinder wurden in der Klinik in der Innenstadt gezeugt, das entspricht der Einwohnerzahl einer Großstadt.
„Natürlich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert“, erzählt der Mediziner. Das betrifft OP-Techniken wie Hormontherapie, die Untersuchung der Eizellen wie die rechtliche und die finanzielle Komponente.
Drei Versuche werden finanziert
So übernehmen Krankenkassen nur noch die Hälfte der Kosten einer In-Vitro-Fertilisation (so der Fachbegriff für die Befruchtungsmethode außerhalb des Körpers). „Dafür müssen die Paare verheiratet sein, die Frauen dürfen nicht älter als 40 und die Männer nicht älter als 50 Jahre sein“, erklärt Katzorke. Drei Versuche werden finanziert, danach müssen die Eltern die Kosten selbst tragen.
Die Gründe für die Kinderlosigkeit kann Katzorke schnell benennen. Neben der Unfruchtbarkeit des Mannes, genetischen Ursachen wie Chromosomenfehlern bei der Frau sei das größte Problem das weibliche Alter. Viele Frauen würden sich einfach zu spät überlegen, ein Kind zu bekommen. „Die Fruchtbarkeit der Frau nimmt ab dem 30. Lebensjahr rapide ab.“ Doch oft würde erst einmal der berufliche Werdegang im Vordergrund stehen. „Deswegen hat sich in den USA das ,social freezing’ durchgesetzt. Das bedeutet, dass erfolgreiche Singlefrauen, die noch unter 30 sind, ihre frischen Eizellen einfrieren lassen.“ Eine Methode, die auch Novum anbietet. Genauso wie die genetische Untersuchung der Eizelle. „Der Trend geht hin zum perfekten Kind“, sagt Katzorke, „das ist unaufhaltsam.“
Krebskranke lassen ihre Zellen einfrieren
Ganz andere Schicksale erlebt der Mediziner, wenn krebskranke Menschen vor ihm sitzen, die ihre Eizellen und Samen vor der Chemotherapie einfrieren lassen wollen. „Das sind oft sehr bewegende Geschichte.“ Denn wenn die Betroffenen versterben, müssen die eingefrorenen Zellen eigentlich vernichtet werden. Dagegen klagen immer wieder die Hinterbliebenen. „Leider fehlt da eine einheitliche Gesetzgebung.“
Doch in anderen Belangen geht es voran: Bereits seit zehn Jahren erfüllt Katzorke lesbischen Paaren den Wunsch nach Kindern. Dafür greift er auf Samenspenden zurück. Die Spender sind seit Anfang Juli nicht mehr anonym. „Der Gesetzgeber hat nach diversen Klagen und Urteilen beschlossen, dass Kinder, die aus einer Samenspende entstanden sind, ein grundlegendes Recht darauf haben, die Identität ihres Erzeugers zu erfahren.“
Es gibt Grenzen bei der Kinderwunscherfüllung
Nur selten verwehrt Katzorke Menschen den Wunsch nach einem Kind. „Ich tue mich sehr schwer mit alleinstehenden oder zu alten Frauen, und mit Paaren, die einen großen Altersunterschied haben.“ Jeder Wunsch sei zwar individuell nachvollziehbar, doch gebe es einfach Grenzen, die auch ein moderner Reproduktionsmediziner einhält.