Essen. . Jaqueline Jahn ist allein unter Männern. Die 29-jährige Tischlergesellin kam durch Zufal zu ihrem Job. Welchen Rat sie für junge Mädchen hat.

Wenn Jaqueline Jahn morgens zu ihrer Arbeit in Bergerhausen kommt, dann ist sie alleine unter Männern. Für die 29-Jährige ein gewohntes Gefühl: „Während meiner Ausbildung war ich die einzige Frau und jetzt hier im Betrieb bin ich auch die einzige Frau.“

Jaqueline Jahn ist Tischlergesellin und arbeitet in einem Berufszweig, der überwiegend männlich geprägt ist. Das tut der Liebe zu ihrem Job keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: „Die Arbeit ist körperlich anstrengend aber macht riesig Spaß. Es ist schön, wenn man nachher etwas in den Händen halten kann.“

Bewerbungen im Kfz-Bereich waren erfolglos

Zur Tischlerei kam Jahn durch Zufall. Eigentlich wollte sie im Kfz-Bereich eine Ausbildung machen, fand aber keine Stelle: „Ich habe Absagen bekommen, weil keine sanitären Anlagen vorhanden waren“, so Jahn. Einen Ausbildungsplatz bekam sie schließlich bei der Kreishandwerkschaft.

Nach dem Abschluss kam sie zunächst bei einem Betrieb für Kunststoffmöbel unter, seit Dezember 2014 ist sie jetzt bei einer Tischlerei in Bergerhausen angestellt, wo sie sich gut aufgehoben fühlt: „Als Frau werde ich als volles Mitglied akzeptiert, auch mit anderen Handwerkern auf Baustellen habe ich gute Erfahrungen gemacht.“

Einzig Kunden seien manchmal überrascht, wenn sie als Frau auf der Baustelle auftauche: „Das nehme ich als Ansporn und bekomme oft positive Rückmeldung“, erzählt Jahn.

Handwerkerschaft wirbt um Frauen

Berufliche Bildung in der Kreishandwerkschaft

Die Kreishandwerkschaft Essen kümmert sich um die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung.

Zudem bietet die Abteilung Berufliche Bildung verschiedene Maßnahmen, Programme und Projekte an. Sie betreibt eigene Lehrwerkstätten im Bereich Holz- und Elektrotechnik, Konditorei, Kfz und anderen. Weitere Infos auf www.handwerk-essen.de

Jungen Frauen rät sie, sich über Ausbildungen im Handwerk zu informieren und Angebote wie den Handwerkerinnentag, den die Kreishandwerkschaft zusammen mit dem Jobcenter organisiert, zu nutzen. Hier können sich junge Frauen über die Arbeit als Metallbauer, Elektroniker, Maler und Konditor erkundigen.

Eine Chance, die Lara Fioretti, Indira Gadimaljija und Angelina Rohde genutzt haben. „Ich hatte gar keine Vorstellung vorher. Den Elektrobereich fand ich sehr interessant“, erzählt Indira Gadimaljija und auch Angelina Rohde kann sich eine Zukunft im Handwerk vorstellen: „Die Tischlerei hat mich schon immer begeistert, weil ich es toll finde, Sachen zu bauen.“

Es gibt keine klassischen Männerberufe mehr

Für die jungen Frauen ist das Bild des klassischen Männerberufs längst überholt. Eine Einschätzung, die sie mit Jaqueline Jahn teilen: „Die Gesellschaft gibt vor, dass es Männerberufe sind. Dabei sollte jede das machen, worauf sie Lust hat.“ Angst, nicht angenommen zu werden, bräuchten junge Frauen nicht zu haben, glaubt Jahn.