Essen. Immer mehr Angebote für Kinder und Jugendliche fallen weg, weil die Stadt Essen ihrer finanziellen Pflicht nicht nachkommt. Es fehlen jährlich 3,3 Millionen Euro.
Die Essener Jugendverbände schlagen Alarm: Immer mehr Angebote für Kinder und Jugendliche fallen weg, weil einfach die Mittel fehlen. „Seit zehn Jahren bleibt die finanzielle Förderung der Stadt Essen für Jugendverbände gleich, obwohl die Kosten kontinuierlich gestiegen sind“, klagt Burkhard Schröder, Geschäftsführer der Sportjugend Essen, „und seit zehn Jahren schildern wir regelmäßig den Verantwortlichen in unserer Stadt die Situation und bitten um mehr Geld. Doch es passiert nichts.“ Nun sei für die Verbände das obere Ende der Fahnenstange erreicht. „Wir sind jährlich mit knapp 3,3 Millionen Euro unterfinanziert, die wir komplett selbst aufbringen müssen. Das kriegen wir einfach nicht mehr hin.“
Soziale Kompetenz und Demokratie
Dabei ist ihre Arbeit und ihr Engagement wichtiger denn je: Mehr als 50 offene Jugendeinrichtungen sowie knapp 20 Jugendverbände, darunter die der Awo, der Falken oder des DGB, bieten Ferienfreizeiten und vielfältige Sportangebote, betreiben offene Kinder- und Jugendhäuser, helfen bei Hausaufgaben, arbeiten mit jungen Migranten und geben Kindern eine Struktur. Und das sind nur ein paar Beispiele dafür, was Jugendarbeit leistet.
Laut Schröder nehmen allein 15 Prozent der jungen Essener die offenen Angebote wahr, bei den Verbänden sind es noch einmal knapp 50 000. „Hier lernen und erfahren die Kinder soziale Kompetenzen, Demokratie, Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, Streitkultur und Anerkennung“, erklärt Pia Kötter, Geschäftsführerin des Arbeitskreis Jugend Essen, den gesellschaftlichen Stellenwert ihrer Arbeit. Kinder- und Jugendarbeit gleiche damit auch soziale Ungleichheiten aus und stärke junge Menschen.
Ein enormer Kraftakt
Das alles steht nun auf dem Spiel. „Wir hatten im Jahr 2016 Gesamtkosten von circa 9,3Miillionen Euro“, erklärt Burkhard Schröder. Zehn Prozent der Kosten, also 930 000 Euro, tragen die Jugendverbände und -einrichtungen, „das ist gesetzlich so vorgeschrieben“. Der Zuschuss durch Stadt und Land beträgt lediglich 5,1 Millionen. Bleiben immer noch knapp 3,3 Millionen Euro übrig. „Seit Jahren bringen wir diese fehlende Summe auf, die eigentlich durch die Stadt finanziert werden müsste.“
Bislang haben sie es immer irgendwie geschafft, haben Unterstützung von diversen Stiftungen erhalten, sich um Fördergelder vom Land beworben und Spenden eingetrieben. „Das ist Jahr für Jahr ein enormer Kraftakt für uns, der ja auch Mitarbeiter bindet, die sich eigentlich um die Kinder und Jugendlichen kümmern wollen.“
Den Worten müssen Taten folgen
Vor zwei Monaten habe man noch einmal mit der großen Koalition im Rat der Stadt gesprochen, dort sei man auf Verständnis gestoßen. „Aber nun müssen endlich den Worten auch Taten folgen. Denn es reicht nicht, zu sagen, Kinder sind unsere Zukunft. Wir fordern die Essener Politik auf, sich klar zur Kinder- und Jugendarbeit zu bekennen.“