Schönebeck. . Die Kolonie ist über 100 Jahre alt, doch erst vor 25 Jahren gründeten die Bewohner einen eigenen Verein. Jetzt wird das erste Jubiläum gefeiert.

„Da wurde ich gemacht und geboren“, sagt Dieter Kunkel, Vorsitzender des Schönebecker Bergbaukolonie e.V., mit einem Augenzwinkern und richtet den Zeigefinger seiner linken Hand auf sein Elternhaus. Es ist ein Haus mit dem für die Siedlung typischen Mansarddach und grau verputzter Fassade. Baujahr 1916. Hier wohnt der 69-Jährige noch heute.

Überbleibsel wie Fördertürme sucht man bei einem Rundblick vergeblich. Namen wie Schacht-Franz-Straße lassen aber auf die einstige Bedeutung des Bergbaus schließen. An der Ecke Schacht-Kronprinz- und Schönebecker Straße hat der Kultur-Historische Verein Borbeck eine Tafel aufgestellt. Sie erinnert an den Schacht Kronprinz der Zeche Rosenblumendelle, der 1901 abgeteuft wurde. Kohle wird hier nie zutage gefördert. Der Schacht dient lediglich zum Personen- und Materialtransport. 1961 werden die Transporte eingestellt. 1991 wird der Turm von Schacht Kronprinz abgebaut.

Die Zeit des Bergbaus beginnt in der Kolonie aber weit früher. Und es wird Pionierarbeit geleistet, wie im „Historischen Portal Essen“ zu lesen ist. Franz Haniel lässt ab 1834 den Schacht Franz abteufen, wobei erstmals die Mergeldecke durchbrochen wird. Aus technischen Gründen erweist sich der Schacht aber als nicht für die Kohleförderung geeignet. 1836 wird nicht weit entfernt Schacht Kronprinz abgeteuft. Da die für die Hütte benötigte Fettkohle nicht gefunden wird, wird er sechs Jahre später geschlossen.

Schönebeck und Bergbau sind eng verbunden

Erinnerungen an das Leben in der Kolonie.
Erinnerungen an das Leben in der Kolonie. © Verein

Dennoch wird Dieter Kunkel Kfz-Meister und nicht Bergmann, wie es sein Vater war. Der Geschichte und dem Brauchtum fühlen er und seine Mitstreiter sich trotzdem verpflichtet. „In der Satzung steht als Vereinszweck die Brauchtumspflege“, erzählt er.

Im Stadtteil ist der Verein mit seinen rund 180 Mitgliedern eine feste Größe des gesellschaftlichen Lebens. Veranstaltungen wie das Osterfeuer, das Sommerfest oder der Nikolausmarkt, der seit drei Jahren zusammen mit dem Bürger- und Verkehrsverein organisiert wird, locken die Bewohner auf das Vereinsgelände an der Schacht-Kronprinz-Straße.

Dort haben sich die Mitglieder des Vereins in Eigenarbeit ein wahres Refugium geschaffen. Alle Bauten sind aus Holz: das Toilettenhaus, die Bühne und das Vereinsheim. Dort wird regelmäßig Skat gedroschen und auch sonst zünftig gefeiert. An den Wänden erinnern unter anderem die Heilige Barbara, Grubenlampen und Schachthüte an die Bergbau-Wurzeln.

Die Geburtsstunde des Schönebecker Bergbaukolonie e.V. schlägt bei einem Straßenfest an der Ardelhütte. Das liegt nunmehr 25 Jahre zurück. „Damit sind wir sogar ein Jahr älter als der Schönebecker Bürger- und Verkehrsverein“, schmunzelt Dieter Kunkel, der seit fast zehn Jahren Vorsitzender ist.

Bis 2003 gehören viele Häuser der Kolonie der Gesellschaft Viterra. Sie bietet den Mietern die Häuser zum Verkauf an. Viele schlagen zu, werden von Mietern zu Eigentümern. Das ist sicherlich ein Grund, warum die Kolonie, die nicht unter Denkmalschutz steht, heute so schmuck ist.

Weltruhm ist nicht das Vereinsziel

Früher in der Bergbaukolonie.
Früher in der Bergbaukolonie. © Verein

„Mitglied im Verein kann aber jeder werden“, sagt Karsten Fähndrich, der sich als RWE-Fan auch ehrenamtlich für die Georg-Melches-Stadion-Initiative engagiert. Der 55-Jährige wohnt seit 17 Jahren im Neubaugebiet „An der Seilbahn“ und gehört seit zehn Jahren dem Verein an. Er ist Kassierer. Der Mitgliedsbeitrag von einem Euro pro Monat hat allerdings mehr einen symbolischen Charakter. Große Sprünge kann man damit nicht machen. Endloses Wachstum hält man im Verein aber ohnehin für wenig erstrebenswert. „Wir wollen nicht weltbekannt werden. Wir sind ein Dorfverein und das wollen wir auch bleiben“, betont Dieter Kunkel.

Apropos bleiben: In zwei Jahren läuft der Pachtvertrag für das Vereinsgelände an der Schacht-Kronprinz-Straße aus. Der Schönebecker Bergbaukolonieverein e.V. würde liebend gern verlängern.

>>>>>Feier auf der Anlage an der Schacht-Kronprinz-Straße

Am Samstag, 21. Juli, feiert der Schönebecker Bergbaukolonie e.V. sein 25-jähriges Bestehen auf der Vereinsanlage an der Schacht-Kronprinz-Straße. Ab 14 Uhr stehen unter anderem auf dem Programm: Hüpfburg, Kindertombola, DJ Klaus, Zauberer, Ruhrpott-Revue, Fotoausstellung und gemeinsames Singen. Zu späterer Stunde wird ein Höhenfeuerwerk den Himmel über Schönebeck erhellen.

Wer Kontakt zum Verein aufnehmen will, kann dies über Karsten Fähndrich tun:
01 62 / 2 57 18 98.