Essen. Die Startgemeinschaft Essen steht für Leistungssport und Medaillenjagd. Doch in ihrer Schwimmschule kümmert sie sich um junge Nichtschwimmer.

In ihren Reihen schwimmen Weltmeister und Olympiateilnehmer, sogar vier Weltrekorde halten die Mitglieder der Startgemeinschaft Essen. Doch die 14 Vereine, die unter dem Dach der SG um Medaillen kämpfen, engagieren sich gleichzeitig in der Basisarbeit, machen Kinder mit dem Wasser vertraut, bringen ihnen die ersten Schwimmzüge bei. Seit Montag gilt die SG auch offiziell als Schwimmschule: Armin Draheim vom Schwimmverband NRW überbrachte die Urkunde im Schwimmzentrum Rüttenscheid.

Ohne Lizenz darf kein Übungsleiter an den Beckenrand

Um die zu erhalten, hatte die SG zuvor einigen Aufwand betreiben müssen. „So mussten wir gegenüber dem Schwimmverband nachweisen, dass tatsächlich alle unsere Übungsleiter eine anerkannte Ausbildung haben. Ohne Lizenz darf keiner mehr am Beckenrand stehen“, sagt Petra Wiskow von der SG. Die Rettungsfähigkeit des Teams musste belegt werden und schriftlich dargelegt werden, in welchen Übungsschritten und mit welcher Didaktik das Schwimmen vermittelt wird. Der Nachweis, dass die SG hier vernünftige Arbeit leistet, ist offenbar gelungen. Die Urkunde aber gilt zunächst nur bis 2020, dann wird die Arbeit erneut überprüft.

Eine Schwimmschul-Urkunde überreicht Armin Draheim vom Schwimmverband NRW (links) an Petra Wiskow und Jürgen Voigt (SG Essen).
Eine Schwimmschul-Urkunde überreicht Armin Draheim vom Schwimmverband NRW (links) an Petra Wiskow und Jürgen Voigt (SG Essen). © Socrates Tassos

Zudem zeichne die Schwimmschule, an der neun der SG-Vereine mit zusammen rund 70 Übungsleitern beteiligt sind, aus, dass sie gemeinnützig und nicht kommerziell arbeite. „Bei uns lernen viele Kinder schwimmen, die sonst keine Chance dazu hätten“, betont Wiskow. Ein wichtiger Einsatz, da in Essen nur 55 Prozent der Viert- und Fünftklässler das Bronze-Abzeichen haben (Stand 2017). Da helfe auch nicht, dass mehr als 80 Prozent die Grundschule mit „Seepferdchen“ verlassen. „Mit dem Seepferdchen schwimmt man nicht sicher, daher schauen wir, dass die Kinder bei uns auch Bronze machen“, so Wiskow.

Schwimmvereine halten auch nach Talenten Ausschau

Jungen und Mädchen, die dann weiterschwimmen wollen, könnten das Training bei den SG-Vereinen fortsetzen, bei denen sie zuvor das Schwimmen erlernt haben, ergänzt Jürgen Voigt. „Das gilt auch für diejenigen, die nicht leistungsmäßig unterwegs sind und nur einmal die Woche trainieren wollen.“ Man nehme den Breitensport sehr ernst, so würden derzeit allein in den Anfängerkursen der Schwimmschule 350 Kinder unterrichtet: Im Sportbad Thurmfeld ebenso wie im Schulschwimmbad in Holsterhausen (das nur derzeit wegen Reparaturarbeiten geschlossen ist) sowie im Schwimmzentrum Rüttenscheid, an dem das neue Schwimmschul-Schild angebracht werde. Als nächstes, verrät Voigt, wolle man in Kitas gehen und dort erste Wassergewöhnungskurse anbieten.

Bei all der löblichen Anfängerarbeit verliert die SG Essen die Medaillen aber nicht aus dem Blick: „Wir fühlen uns für die Nichtschwimmer zuständig – aber wir schauen immer auch, ob uns junge Talente begegnen.“

>>> VON SEEPFERDCHEN BIS WELTMEISTER

Die 1987 gegründete Startgemeinschaft (SG) Essen ist ein Zusammenschluss von 14 Sportvereinen. Sie betreibt ambitioniert Schwimmsport und stellt viele Mitglieder des Nationalkaders.

Neben der Talentförderung kümmern sich SG-Vereine auch um Nichtschwimmer/Anfänger.