Essen. . Der neue Rekord bei der Zahl der Baustellen, dürfte nicht der letzte sein. Die Stadt Essen will bei Beschwerden binnen 24 Stunden reagieren.
Wer in diesen Tagen in der Stadt mit dem Auto unterwegs ist, den beschleicht ein ungutes Gefühl: So viele Baustellen waren es noch nie. Der Eindruck täuscht nicht. Seit Jahren nimmt die Zahl der Baustellen zu. 15.121 waren es im vergangenen Jahr, womit der Rekordwert des Vorjahres um knapp 900 Baustellen noch einmal getoppt wurde. Die Prognose für das laufende Jahr lässt für staugeplagte Autofahrer nichts Gutes erwarten: „Es werden nicht weniger“, sagt Rainer Wienke, Leiter im Amt für Straßen und Verkehr.
Gut, nicht nur Großbaustellen mit wochenlangen Straßensperrungen finden Eingang in die Statistik, sondern auch jedes Baugerüst, das im öffentlichen Straßenraum aufgestellt wird. Eines aber fällt auf: Die Zahl der Baustellen im Hochbau ist über die Jahre nahezu konstant geblieben; 4421 waren es im vergangenen Jahr. Die Zahl der Baustellen im Tiefbau ist dagegen rasant gestiegen – seit 2005 um ein sattes Drittel. Das hat Gründe: „Wir holen nach, was wir über Jahre vernachlässigt haben“, räumt Rainer Wienke ein.
Sieben Millionen Euro für die Nebenstraßen
Viel zu lange hat die Stadt von der Substanz gelebt. Die Folge: Heute sind viele Hauptverkehrsstraßen in einem schlechten oder gar sehr schlechten Zustand. Fünf Millionen Euro investiert die Stadt pro Jahr, um die Mängelliste abzuarbeiten. Der Zustand der Nebenstraßen ist unwesentlich besser, immerhin fiel das Ergebnis der jüngsten messtechnischen Untersuchung erfreulicher aus als erwartet, so Wienke. Den Etat für die Sanierung der für den Verkehr nachrangigen Straßen hat die Stadt wie angekündigt aufgestockt, auf sieben Millionen Euro für das laufende Jahr. Die Aussichten sind dennoch alles andere als rosig. Bis der Sanierungsstau abgearbeitet ist, werde leicht ein Jahrzehnt vergehen. Außerdem sei der Straßenunterhalt eine nie endende Aufgabe. „Das ist wie beim Kölner Dom.“
In der städtischen Koordinierungsstelle für Baustellen haben sie also genug zu tun. Schließlich buddelt auf den Straßen nicht nur die Stadt, sondern auch Versorgungsunternehmen allen voran die Stadtwerke. Hinzu kommen private Bauherren, die den öffentlichen Straßenraum für Bauarbeiten in Anspruch nehmen, weil auf ihrem Grundstück nicht genug Platz ist, sei es für das Aufstellen eines Gerüsts oder für einen Baukran. Die Stadt erteilt in solchen Fällen eine Sondernutzung gegen Gebühr.
„Für das Abräumen ist der Bauherr zuständig“
Maximal 16,10 Euro pro Quadratmeter und Monat sind beispielsweise für einen Kran fällig. Ob das für Investoren ein zusätzlicher Anreiz ist, beim Bauen aufs Tempo zu drücken, sei dahin gestellt. Bei der Einrichtung von Baustellen gilt das Augenmerk der Koordinierungsstelle vor allem der Sicherheit, betont Wienke. Für das Abräumen der Schilder und Absperrungen sei nicht die Stadt zuständig, sondern der Bauherr. Um dies zu kontrollieren, dafür fehle es an Personal.
In der Natur der Sache liegt, dass sich Notfälle nicht koordinieren lassen. So wie jüngst in Heisingen, als ein Leitungsschaden auf der Heisinger Straße die wichtigste Verbindung in den Ortsteil kappte.
Bürger zeigten zuweilen wenig Verständnis. Vor allem dann, wenn sich an Baustellen allem Anschein nach nichts tut. Die Stadt hat deshalb für Fragen ein „Baustellen-Informations-Management“ eingerichtet. An Baustellen stehen Schilder mit einer Telefonnummer des Bauherrn. Innerhalb von 24 Stunden soll sich der Bauleiter zurückmelden.