Essen. . Nach 25 Jahren will die Stadt Essen einen neuen Landschaftsplan aufstellen. Der soll den Essener Norden mit einbeziehen und mehr Natur schützen.

Gut Ding will Weile haben: Mehr als 25 Jahre nach Aufstellung des Landschaftsplanes plant die Stadt eine Neufassung, die erstmals auch den Essener Norden umfasst. In diesem Rahmen soll auch die Ausweisung weiterer Naturschutzgebiete geprüft werden. „Das ein oder andere wird sicher dazukommen“, sagt Wolfgang Golles, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Beispielhaft nennt der Behördenchef das Bachtal Siepen Mesenhohl in Kray-Leithe und das Schuirbachtal in Schuir sowie das Hexbachtal in Bedingrade.

Letzteres stand in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder im Fokus der breiten Öffentlichkeit; zuletzt 2015/16, als die Stadt auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise erwog, einen Teil des Landschaftsschutzgebietes zu bebauen, um so dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Letztlich nahm die Stadt davon jedoch Abstand. Bürger hatten sich vehement für den dauerhaften Erhalt der Landschaft eingesetzt. Diesem Wunsch käme die Stadt nach, sollte sie dem Hexbachtal tatsächlich den höheren Status eines Naturschutzgebietes zusprechen.

Umweltdezernentin Simone Raskob sieht hier durchaus Nachholbedarf. Zwar ist Essen eine der grünsten Städte des Landes. Doch nur 1,6 Prozent des Stadtgebietes stehen unter Naturschutz. Das sei im Vergleich mit anderen Städten dann doch sehr wenig, so Raskob.

1,6 Prozent des Stadtgebietes stehen unter Naturschutz

Die Überarbeitung des Landschaftsplans würde der Stadt die Chance eröffnen, etwas gerade zu rücken. Der aktuell gültige Landschaftsplan datiert von 1992. Bis heute ist er ein Unvollendeter. Der Plan umfasst den Süden, Westen und Osten der Stadt. Der Essener Norden war seinerzeit jedoch nahezu komplett ausgespart worden. Grün wurde und wird über die Aufstellung von Bebauungsplänen angelegt und geschützt. Auch das erfüllte seinen Zweck, sagt Raskob und erinnert an die „Grüne 14“, als ab Mitte der 1970er Jahre Industriebrachen in Grünflächen verwandelt wurden.Nun aber soll ein Landschaftsplan für das gesamte Stadtgebiet her. Ein solcher dürfe sehr wohl als Aufwertung des Essener Nordens verstanden werden, sagt Wolfgang Golles. Mit der Aufstellung eines neuen Landschaftsplanes erfülle die Stadt nicht zuletzt eine langjährige Forderung der Naturschutzverbände.

Etwa 100 Quadratkilometer des Stadtgebietes sollen neu aufgenommen, 110 Quadratkilometer noch einmal betrachtet werden. Dabei gehe es darum einen Interessenausgleich zu finden zwischen den Interessen des Naturschutzes, den Interessen der Erholungssuchenden und denen der Grundstückseigentümer.

Der Landschaftsplan gibt vor, welche Ziele die Stadt hinsichtlich Klima- und Landschaftsschutz verfolgt. Er weist neben Naturschutzgebieten auch Landschaftsschutzgebiete aus. Die Stadt reglementiert damit auch das Bauen oder legt fest, was verboten ist – zum Beispiel Hunde in Naturschutzgebieten frei laufen zu lassen.

35 Prozent des Stadtgebietes stehen unter Landschaftsschutz

Der Anteil der Landschaftsschutzgebiete am Stadtgebiet liegt übrigens aktuell bei rund 35 Prozent. Korrekturbedarf sieht die Stadt auch hier. Und zwar dort, wo die Landschaft mehr und mehr zersiedelt wird. Golles nennt Byfang als ein Beispiel. Es ist nicht auszuschließen, dass dort Flächen aus dem Landschaftsschutz entlassen werden könnten. Interessenausgleich ist halt keine Einbahnstraße.