Essen. Der Essener CDU-Ratsherr Dirk Kalweit lehnt Merkels Politik ab, hofft aber auf den Erhalt der Union. Inhaltliche Sympathie für CSU-Positionen.
Er ist so etwas wie das konservative Aushängeschild der Essener CDU, und das bringt es mit sich, dass diese Tage für Ratsherr Dirk Kalweit keine leichten sind. Das drohende Auseinanderbrechen der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Bundestag bewegt auch die CDU-Mitglieder an der Essener Basis. Das gilt erst recht für Kalweit, der kein Hehl daraus macht, dass er im Zwiespalt steckt. „Ich bin inhaltlich nah bei den CSU-Positionen zur Zuwanderung, finde aber, dass die CSU in der Form einfach zu weit geht“, sagt der Kupferdreher, der im Rat stellvertretender Fraktionschef ist.
Aus staatspolitischer Verantwortung heraus dürfe man den Konflikt nicht bis zum totalen Bruch treiben. „Das würde unser Land zum Negativen verändern“ – ähnlich wie es in Italien nach dem Implodieren der Christdemokratie geschah.
Ein CSU-Ortsverband in Essen - nicht mir Dirk Kalweit
Als junger Student, noch zu Zeiten des legendären CSU-Chefs Franz-Josef Strauss, hat Kalweit eine Solidaritätsmitgliedschaft bei der CSU erworben und nie aufgekündigt. Das heißt aber nicht, dass er springen würde, falls es zum Äußersten käme und sich CDU und CSU in die Reviere der jeweiligen Schwesterpartei ausdehnen sollten. „Ganz ehrlich: Nach 35 Jahren in der CDU sind so viele freundschaftliche Bindungen entstanden, es wäre mir unmöglich, das alles zu verlassen.“
Ein Parteiwechsel, zumal in so aufwühlender Zeit, sei fast immer mit menschlichen Komplikationen verbunden, die er scheue – ganz unabhängig davon, dass er auf eine Fortsetzung der aus seiner Sicht bewährten Zusammenarbeit der Schwesterparteien hoffe.
Diskrete Kritik an der Migrationspolitik auch an der Essener CDU-Basis
Das gelte, obwohl der engagierte konservative Protestant mit seiner Parteivorsitzenden und ihrer Politik schon lange Probleme hat. Die CDU sei Volkspartei mit breitem Anspruch, zu sehr aber hätten sich unter Angela Merkel die Schwerpunkte nach Links verschoben. „Mit dieser Meinung stehe ich in der CDU keineswegs alleine“, betont Kalweit. Auch in der Essener Partei werde es vielfach als Fehler angesehen, die Migrationspolitik in eine derart falsche Richtung laufen zu lassen. Offen gesprochen werde darüber aber nur im kleinen Kreis. Zu groß sei die Sorge anzuecken.