Essen. Essener Folkwang-Absolventen zeigen tolle Leistung bei der umjubelten Deutschlandpremiere des Roadmovie-Musicals

Am Ende kommt er schließlich, der lang ersehnte Dylan-Song, von dem sich das Musical den Titel ausgeliehen hat: Während die Sonne über dem Meer untergeht, trifft sich das gesamte Ensemble um ein vielstimmiges „Knockin` on Heaven’s Door“ anzustimmen. Es ist der gelungene Abschluss einer knapp zweistündigen Reise, die das Publikum durch ihre Rasanz, die Musik und vor allem dank der Spielfreude der jungen Folkwangstudenten von der ersten bis zur letzten Minute mitreißt.

Das liegt natürlich auch an der wunderbaren Geschichte, die schon im Kino begeisterte: Der Film mit Til Schweiger und Jan Josef Liefers war 1997 ein Riesenerfolg. Es sollte aber noch einmal 21 Jahr dauern, bis die tragikomische Geschichte zweier dem Tode Geweihter, die noch einmal das Leben spüren wollen, für ein Musical adaptiert wurde. Dabei eignet sie sich wunderbar, um so tiefe Gefühle wie Freundschaft und Mut, Lebenswillen und Todesangst zu transportieren.

Hitverdächtige Songs

Dass das gelingt, ohne ins Kitschige oder Schwülstige abzudriften, dafür sorgt das Ensemble, das unter der Regie von Folkwang Professor Gil Mehmert zur Höchstform aufläuft. Hitverdächtig sind auch die tollen Songs, die von einer klasse Band live einspielt werden. Interpretiert werden sie vom Abschlussjahrgang des Studiengangs Musical der Folkwang Uni: Da ist Florian Minnerop, der mit viel Gefühl und einer Portion Wut den todkranken Martin spielt, Sein trotziges „Ich lass mich nicht unterkriegen“ trifft die Zuschauer ins Herz. Stimmgewaltig ist sein Kompagnon bei diesem Roadmovie: Tomas Stitilis ist die Rolle des melancholischen Rudi, der an Knochenkrebs leidet und einmal im Leben das Meer sehen möchte, auf den Leib geschrieben. Er beherrscht leise wie laute Töne, ist mal verzweifelt, mal nahezu manisch – aber niemals übertrieben.

Zwischen Komik und Tragik bewegen sich die beiden Kleinganoven Henk und Abdul, die wunderbar von Pascal Cremer und Alejandro Fernández geradezu karikiert werden. Nicht zu vergessen Charlotte Katzer, die als Gangsterchefin Frankie mit glitzerndem Totenkopf-Shirt und lebensgefährlichen Stilettos die Männer in ihre Schranken weist. Mit hartem Blick und Power in der Stimme.

Minutenlanger Applaus

Sie begleitet ein exzellentes studentisches Ensemble, das als singende Oberkellner eines 5-Sterne-Restaurants wie als irrlichternde Polizisten für Stimmung sorgt. Oder einfach mal ganz genial ein Auto mimt: Dazu braucht es nicht mehr als zwei Scheinwerfer, einen Innenspiegel und drei coole Mädchen mit verspiegelten Sonnenbrillen, Käppis und gleichfarbenen Overalls. Zwei halten die Lampen, eine den Spiegel. Mittendrin sitzen Martin und Rudi und fahren gen Meer. „Denn im Himmel wird über nichts anders geredet, als über den Sonnenuntergang am Meer“, erklärt Martin.

Nach minutenlangen Standing Ovations ist das Publikum sicher: Auf Erden wird demnächst über die Talente von „Knockin’ on Heaven’s Door“ geredet.

Der Musical-Neuling „Knockin’ on Heaven’s Door“ wird als „Try-Out-Fassung“ auf die Bühne des Pina-Bausch-Theaters gebracht – Das heißt, es wird weniger aufwendig inszeniert und so den großen Bühnen schmackhaft gemacht.

Für die Songs verantwortlich sind Chris Silber, Alex Geringas und Joachim Schlüter.

Weitere Aufführungen im Pina-Bausch-Theater der Folkwang Uni: 23., 25., 26. 27. Juni, jeweils 19.30 Uhr. Tickets Tel.: 4903231