Essen. . Friedrich Merz, früherer Fraktionschef der CDU/CSU in Berlin, sprach vor Schülern des Carl-Humann-Gymnasiums über autoritäre Figuren wie Trump.

Weil immer mehr Länder auf der Welt von autoritären Herrschern regiert werden, sollten sich deutsche Schüler verstärkt in demokratischen Parteien engagieren. So ließen sich dauerhaft Bürgerrechte, Vielfalt und Meinungsfreiheit sichern.

Das forderte der ehemalige CDU-Politiker Friedrich Merz bei einem Besuch am Mittwoch in Steele. Er sprach vor Jugendlichen der Oberstufen-Jahrgänge des Carl-Humann-Gymnasiums zum Thema „Was wir noch mit Amerika zu tun haben“.

„Rückfall in nationalistische Zeiten“

Merz, der heute Vorsitzender des „Netzwerks Atlantik-Brücke“ ist, beleuchtete das Phänomen, dass in Amerika und einigen europäischen Ländern derzeit Machthaber regieren, die „unser Verständnis von Dialog und Wahrheit vollkommen auf die Probe stellen.“

Trump in Amerika, Orban in Ungarn, und in Deutschland die AfD: „Es finden Verschiebungen statt, die einen Rückfall in nationalistische Zeiten befürchten lassen“, sagte Merz. „Es gibt bei vielen Menschen eine Sehnsucht nach starken Führern.“ Doch selbst, wenn das Macht-Gebaren eines Donald Trumps große Teile der westlichen Welt verzweifeln lässt: „Hoffnungslos ist die Lage nicht“, sagte Merz. Das habe mit den „Checks and Balances“ in den USA zu tun, oder, wie man bei uns sagt, der Gewaltenteilung: Trump habe bei weitem nicht die Mittel eines totalitären Diktators; Gesetze und Gerichte würden ihn im Zweifel stoppen.

Trump: Nur ein Symptom

„Das ist in anderen Ländern ganz anders“, betonte Merz – zum Beispiel in China oder Russland. Andererseits: Trump sei lediglich das Symptom eines veränderten Politik- und Demokratieverständnisses. „Wenn Trump morgen weg wäre, wäre übermorgen nicht alles gut.“ Trump-Wählern sei es vor allem darum gegangen, dem politischen Establishment in Amerika einen Denkzettel zu verpassen – wobei Trump derzeit nicht ganz schlechte Chancen habe, in zwei Jahren eine zweite Amtszeit anzutreten. „Oder seine Amtszeit wird mit einem Desaster enden. Beides ist zurzeit möglich.“

Der 62-Jährige war einer Einladung der Initiative „Humann im Dialog“ gefolgt. Sie wurde gegründet von Lutz Friedrich, einem ehemaligen Schülersprecher des Humann-Gymnasiums, der 2011 dort Abi machte. „Humann im Dialog“ startete im Jahr 2010; seitdem waren unter anderem der heutige NRW-Ministerpräsident Achim Laschet zu Gast, der frühere Bundespräsident Christian Wulff, der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner und die ehemalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Initiator Lutz Friedrich will mit seinem Engagement Jugendliche für Politik interessieren.

Merz betonte, „weiter gerne“ Mitglied der CDU zu sein, „ich habe nichts anderes vor“. Merz war in Berlin mehrere Jahre lang Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und galt als Experte in Sachen Finanzpolitik. Karriere machte sein geflügeltes Wort von der Steuererklärung, die auf einen Bierdeckel passen müsse.