Essen. . Fußball gucken unter Zwiebeltürmen: Eine ehemalige Spedition in Essen-Rüttenscheid wird zur WM-Arena – mit postsowjetischem Flair.

Sollten Sie sich – warum auch immer – mit dem Gedanken tragen, Ihre Wohnung knallrot zu streichen, seien Sie nicht überrascht, wenn diese Farbe beim Händler Ihres Vertrauens gerade vergriffen ist. Denn rote Farbe haben sie an der Ursulastraße in Rüttenscheid verpinselt, und das gleich eimerweise. Das Gelände der ehemaligen Spedition Alfred Paas haben sie so in einen „Roten Platz“ verwandelt. Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland rollt hier der Ball beim Public Viewing.

Nach „Les Halles du futbol“ vor zwei Jahren zur Europameisterschaft nun also der Rote Platz zur WM. An Fantasie mangelt es Initiator Thomas Siepmann und seinem Team jedenfalls nicht. So nehmen die Zuschauer diesmal unter Zwiebeltürmen und Motiven aus der Sowjetzeit Platz. Gereicht werden neben Currywurst und Pommes auch Blini und Wodka aus Flaschen, getreu dem Motto „Russische Seele“.

Russische Pfannkuchen und Wodka

Was 2006 bei Holz Konrad zur Heim-WM begann, setzt Siepmann zum wiederholten Male an der Ursulastraße fort. Subkultur wolle man bieten, und augenzwinkernd „postsowjetische Gefühle wecken“, sagt er selbst.

Zu beidem passt der morbide Charme der alten Spedition. Dass die noch steht, sei ein Glücksfall. Bekanntermaßen sollen die Gebäude schicken Wohnungen weichen. Als Kulisse für ein großes Turnier dienen die Lagerhallen ein letztes Mal.

Der Charme der Location mag morbide sein, die Technik ist hochmodern, verspricht Siepmann. Geguckt wird unter freiem Himmel vor einer 30 Quadratmeter großen Leinwand. 1700 Sitz- und 300 Stehplätze gibt es im Innenhof, weitere 1000 Sitzplätze und zehn Lounges im Inneren, wo die Spiele auf zehn Leinwände übertragen werden. Anders als noch bei der Europameisterschaft werden diesmal ausschließlich die Spiele der deutschen Elf gezeigt. Das Interesse für weitere Partien war vor zwei Jahren zu gering, selbst beim Finale blieben zahlreiche Bierbänke leer.

Am WM-Orakel aber hat Siepmann festgehalten. Wer sollte auf den bretonischen Hahn „Zizou“ folgen, der 2016 stets goldrichtig lag? Ein russischer Tanzbär schied schon mit Rücksicht auf den Tierschutz aus. Auch russisches Roulette war keine ernsthafte Alternative. „Igor“ und „Boris“ sollen es richten. Die beiden Studenten der Folkwang-Uni tanzen den Kasatschok, unter den Mützen ihrer Kosaken-Uniformen verbergen sich die Nationalflaggen der beiden gegnerischen Mannschaften. Wer kann länger? Der gewinnt.

<<< Tickets und Tische

Der Eintritt auf den „Roten Platz“ kostet im Vorverkauf 8.90 Euro, an der Tageskasse 10 Euro. Kinder bis sechs Jahren haben freien Eintritt. Die Kasse ist am, Donnerstag und Freitag, 14. und 15. Juni, von 17 Uhr bis 20 Uhr geöffnet, am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Juni, ab 10 Uhr.

Tische für acht Personen im Indoor-Bereich kosten 149 Euro, fünf Liter Bier gibt es inklusive. Eine Lounge für 15 Personen ist für 750 Euro zu haben. Im Preis inbegriffen sind zehn Liter Bier, Krimsekt, Wodka, Softgetränke und eine „Moskau-Platte“.

Gezeigt werden nur die Spiele der deutschen Elf soweit wie Jogis Jungs im Turnier eben kommen. Tischreservierungen sind bis 24 Uhr am Vortag des jeweiligen Spieltages möglich. Infos: www.11freunde-diearena .de