Essen. . 20 Schulen, 600 Kinder und Jugendliche: Bei den „Goldstücken“ geht es weniger um Hochkultur, sondern um Anerkennung und Akzeptanz.
Manchmal bekommt eine Lehrerin von Schülern eine Liebeserklärung. Nicht hingekritzelt auf ein Löschpapier oder heimlich zugeflüstert in der kleinen Pause, sondern laut und deutlich und so, dass es alle hören: „Frau Sternfeld, wir lieben Sie!“
Das rief eine Schülerin der Hauptschule an der Wächtlerstraße auf der Bühne ihrer Lehrerin zu, und die Jugendliche sprach für zehn Neuntklässler, mit denen Pädagogin Simone Sternfeld das Theaterstück „Die gestiefelte Katze“ einstudiert hatte. Die Liebeserklärung rief die Schülerin im Überschwang nach der Vorstellung, als der Applaus in der Weststadthalle gar nicht mehr aufhören wollte.
20 Schulen, 600 Beteiligte
Derzeit gibt es wieder die „Goldstücke“. Schultheater von und für Schulen, deren Kindern und Jugendlichen man eine gewisse Bildungsferne unterstellt. Hauptschulen, Förderschulen, Schulen in Brennpunkten. 20 machen mit, 600 Kinder und Jugendliche sind eingebunden, haben ein Jahr lang mit Theaterpädagogen etwas auf die Bühne gebracht und zeigen es jetzt. Die Titel der Stücke verraten, dass vor allem um das geht, was man gerne als „Lebenswirklichkeit“ der jungen Schauspieler bezeichnet: „Heldenhaftes“, „Mungs und Jädchen“, Handy und Gretel“.
Und wie war das jetzt mit der Liebeserklärung? Schultheater kann große Gefühle machen. Aber es geht nicht um den Rausch im Rampenlicht, sondern „die Prozesse, die Theaterarbeit bei Jugendlichen bewirkt – das soziale Lernen, die Erfolgserlebnisse“, sagt Christian Tombeil, Intendant des Grillo-Theaters. Die Mutter eines Gymnasiasten habe ihm mal erzählt, ihr Kind habe in acht Wochen Theater-Workshop mehr gelernt als in acht Jahren Schule, und damit ist kein Bücherwissen gemeint. Und so ist auch Claudia Mandrysch, Geschäftsführerin des SkF, beeindruckt: „Wie viel Kraft dahintersteckt, wie viel Empathie die Schüler nachvollziehen können, wenn es um Theater geht.“ Am Ende gehe es den Schülern doch um Anerkennung und Akzeptanz; was sei da besser geeignet als das Theaterspiel? Markus Heijenga, Mitarbeiter beim SkF, ergänzt: Schließlich müssten die Schüler auch gemeinsam „Motivations-Täler“ durchschreiten und Krisen überstehen, „da ist der gemeinsame Auftritt am Ende eine große Leistung.“
Finanzierung ist immer unsicher
Die nicht immer die Würdigung erfährt, die sie verdient: „Die meisten theaterpädagogischen Projekte sind nicht langfristig finanziert“, sagen Tombeil und Caritas-Direktor Björn Enno Hermans, „das ist immer jedes Jahr der Kampf aufs Neue.“ Was Essens Schul-, Kultur- und Jugenddezernent Muchtar Al-Ghusain bestätigt: „Es ist auch meine Aufgabe, der Politik immer wieder klarzumachen, welches Potenzial in dieser Arbeit steckt.“
Welche Stücke noch zu sehen sind
Freitag, 8. Juni, ab 10 Uhr: „Das kleine Gespenst“, Astrid-Lindgren-Schule; „Chaos im Märchenwald“, Astrid-Lindgren-Schule; „Das Mädchen, das keine Bücher mochte“, Joachimschule.
Samstag, 9. Juni, ab 11 Uhr: „Musical Kunterbunt“, Essener Singnetz mit Grundschülern und Schauspielschülern der Folkwang-Musikschule. Aufführungen jeweils um 11, 12.30 und 14 Uhr.
Montag, 11. Juni, ab 10 Uhr: „Heldenhaftes“, Comeniusschule; „mutig, mutig“, Pestalozzischule.
Dienstag, 12. Juni, ab 10 Uhr: „Wahre Freunde“, Schule Bergmannsfeld; „Expedition im Urwald“, Schule Bergmannsfeld; „Der Jahreslauf“, GS Burgaltendorf.
Mittwoch, 13. Juni, ab 10 Uhr: „Mungs und Jädchen“, Hauptschule an der Wächtlerstraße; „Blauer Koffer“, Hauptschule an der Wächtlerstraße.
Donnerstag, 14. Juni, ab 10 Uhr: „Wüste“, Erich Kästner-Gesamtschule; „Spielkinder“, Ensemble Freischwimmer (eine Gruppe verschiedener Essener Schüler mit Theatererfahrung). „Das magische Getränk“, Schule am Steeler Tor.
Freitag, 15. Juni, ab 10 Uhr: „Handy und Gretel“, Maria-Kunigunda-Schule, „Schneefritchen“, Maria-Kunigunda-Schule, „Zoppo Trump“, Schule am Wasserturm.
Karten-Anfragen per E-Mail an goldstuecke@skf-essen.de