Essen. . 1200 Kinder haben ihre Kuscheltiere in die Teddyklinik des Essener Elisabeth-Krankenhauses gebracht. Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund.
Vorsichtig legt Ella (5) ihren hellbraunen Teddybär auf den Behandlungstisch und erklärt mit ernstem Blick: „Das ist Pooh, der sich auf dem Spielplatz ein Bein gebrochen hat.“ Sofort leitet Olga Tsarenko (24) alle Notfallmaßnahmen ein. Ausgestattet mit grüner Haube und Mundschutz hört die „Ärztin“ Poohs Herz ab, prüft die Augenreflexe und umwickelt sein Beinchen schließlich mit einem dicken, weißen Verband.
Ella verfolgt gebannt jeden Handgriff und marschiert nach wenigen Minuten – ausgestattet mit einem Rezept – zur „Apotheke“. Dort gibt es drei „Schmerztabletten“. Die leckeren Bonbons darf Ella mit nach Hause nehmen.
In sieben Zelten wird der Klinikalltag nachgestellt
Die Fünfjährige gehört am frühen Morgen zu den ersten Besuchern im Teddykrankenhaus auf dem Gelände des Elisabeth-Krankenhauses in Huttrop. Hier kommen an insgesamt drei Tagen mehr als 1200 Kinder zwischen drei und sechs Jahren mit ihren Stofftieren und Puppen zur Sprechstunde. Von der Anmeldung über den OP-Bereich bis hin zur Apotheke – in sieben Zelten wird der Klinikalltag nachgestellt. Hier kümmern sich Essener Medizinstudenten in weißen Kitteln um ihre ganz besonderen Patienten.
Was spielerisch aussieht, hat einen ersten Hintergrund. Dr. Claudio Finetti (49), Chefarzt der Kinderklinik: „Viele Kinder haben großen Respekt vor Krankenhäusern und Weißkitteln. Wir möchten ihnen helfen, die Angst abzulegen und gleichzeitig ein Bewusstsein für den Bereich Gesundheit und Vorsorge schaffen.“
Da hilft nur noch eine OP: Igel Isabella hat eine Blinddarmentzündung
Übrigens ist die Teddyklinik auch allerbeste Reklame für den Beruf des Kinderarztes. Dr. Finetti: „Wir hatten schon mehrere Bewerber, die sich nach ihrem Einsatz hier für unseren Fachbereich entschieden haben.“
Mehr Infos zur Teddy-Klinik
Bereits zum siebten Mal lud die Teddyklinik am Elisabeth- Krankenhaus zur Sprechstunde ein. Die Aktion ist eine Kooperation mit der AOK, dem Roten Kreuz und der Fachschaft Medizin. Die Idee stammt ursprünglich aus Skandinavien und wurde bereits in mehreren Ländern umgesetzt.
Auf dem Gelände stand auch ein Rettungswagen. Dort erfuhren die Kinder, wie Einsätze und Geräte funktionieren.
Im gut gefüllten Wartezimmer – eingerichtet mit Holzbänken, Tischen, Malblöcken und vielen Buntstiften – sitzen nicht nur Teddys mit ihren kleinen Begleitern. Hier ist ein ganzer Zoo am Start. Elena (6) stellt ihre plüschige Igeldame Isabella vor: „Sie hat Bauchschmerzen!“ Sofort nimmt Sana Kurz (31) Blut ab und diagnostiziert eine Blinddarmentzündung. Nach Betäubungsspritze und Operation bekommt Isabella einen dicken Verband um ihren Bauch.
Röntgenaufnahmen liefert in der Teddyklinik das Kopiergerät
Direkt im Anschluss muss das rosafarbene Minipony „Blume“ auf den Behandlungstisch. Die Röntgenaufnahme – simuliert mit einem Kopiergerät – hat eine Beinfraktur ergeben. Besitzerin Lina: „Blume wollte hüpfen, da hat sie sich wehgetan. Ich trage sie jetzt auf dem Arm.“ Sana Kurz tröstet die Ponymama: „Drei Tage Gips, dann ist alles wieder verheilt.“ Und auch Lillys (6) braunweißes Stoffhündchen „Anna“ – es leidet unter Ohrenschmerzen – kann mit wohlschmeckenden „Pillen“ in Bonbonpapier schnell kuriert werden.
Lilly besucht das Teddykrankenhaus gemeinsam mit zwölf weiteren Kindern der Mintarder Kita. Erzieherin Brigitte Scheider (52) begleitet die Gruppe mit dem Namen „Schlaufüchse“ und lobt: „Eine tolle Aktion für Kinder.“